Alle Informationen über Atopische Dermatitis

Atopische Dermatitis (oder auch atopisches Ekzem) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die durch trockene Haut, Juckreiz, Rötungen und Hautläsionen gekennzeichnet ist und in Schüben verläuft.

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Atopische Dermatitis (Neurodermitis): Alles, was Sie wissen müssen

Worum handelt es sich bei atopischer Dermatitis?

Definition

Die Haut ist mit einer Fläche von etwa 2 m² das schwerste und größte Organ des menschlichen Körpers. Sie besteht aus drei Gewebeschichten: der Epidermis, der Dermis und der Hypodermis. Sie übt zahlreiche Funktionen aus, die für den Organismus unerlässlich sind, wie z.B. den Schutz des Organismus vor äußeren Einflüssen (Bakterien, Viren, UV-Strahlen, Chemikalien, Schocks, ...), die Abwehr dieser Einflüsse durch die zahlreichen Immunzellen, die sie enthält, die Regulierung der Körpertemperatur, die Synthese von Hormonen (insbesondere Vitamin D), etc.

Atopische Dermatitis (oder auch atopisches Ekzem) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die durch trockene Haut, Juckreiz, Rötungen und Hautläsionen gekennzeichnet ist und in Schüben verläuft.

Sie entwickelt sich hauptsächlich bei Säuglingen (ab 3 Monaten) und Kleinkindern. Die Erkrankung verläuft in den meisten Fällen positiv, da sie in der Regel im Kindesalter wieder verschwindet. In 10-15% der Fälle bleibt sie jedoch bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Sie tritt häufig in Verbindung mit allergischer Rhinitis, Nahrungsmittelallergien und Asthmaanfällen auf.

Kommt atopische Dermatitis häufig vor?

Babys und Kleinkinder sind mit 23% die am häufigsten betroffene Altersgruppe.

Weltweit gibt es große Unterschiede in Bezug auf die Prävalenz der Erkrankung zwischen den verschiedenen Ländern, je nach sozioökonomischem Niveau. Studien zeigen, dass die Häufigkeit von atopischer Dermatitis mit steigendem Lebensstandard zunimmt.

In Deutschland und Europa sind etwa 10-20% der Kinder und 4% der Erwachsenen von dieser Hauterkrankung betroffen.

Die Prävalenz der atopischen Dermatitis hat in den letzten 40 Jahren stark zugenommen, was auf Umweltveränderungen und insbesondere auf Veränderungen des Lebensstils zurückzuführen ist: übertriebene Hygiene in Verbindung mit mangelnder Stimulierung des Immunsystems im frühen Alter, zu frühe Diversifizierung der Ernährung, Exposition gegenüber städtischer Umweltverschmutzung und Tabak, sehr isolierte und schlecht belüftete Wohnungen, die Milben begünstigen, ...

Symptome und Komplikationen bei atopischer Dermatitis

Atopische Dermatitis ist durch abwechselnde Phasen von Schüben und Remissionen gekennzeichnet.

Atopische Dermatitis ist durch verschiedene Symptome gekennzeichnet:

  • Trockene Haut (Xerosis)
  • Starker Juckreiz oder Pruritus: Bei Säuglingen äußert sich der Juckreiz durch Schlafstörungen, Unruhe und das Reiben der Wangen an der Bettwäsche oder Kleidung
  • Hautläsionen: Bei Schüben kommt es zunächst zu einer juckenden Hautrötung und dann zu kleinen, tastbaren Erhebungen, die der Haut ein raues Aussehen verleihen. Diese Erhebungen verwandeln sich in Bläschen (kleine Bläschen, mit Flüssigkeit gefüllt), die dann aufplatzen und nässen. Nach dem Nässen bilden sich dann Krusten.

Je nach Alter variiert die Lokalisation der Hautläsionen bei atopischer Dermatitis.

Bei Säuglingen sind die Läsionen vor allem in den festen Bereichen des Gesichts (Stirn, Wangen, Kinn) und der Gliedmaßen zu finden.

Bei Kindern treten sie vor allem in den Beugen (Hals, Ellbogen und Knie), an den Händen, Handgelenken und Knöcheln auf.

Häufige Komplikationen bei atopischer Dermatitis sind Infektionen der Hautläsionen, die durch verschiedene Keime verursacht werden.

Unter diesen Infektionen finden sich bakterielle Infektionen mit Staphylococcus aureus, eine Komplikation, die durch das Aufkratzen der Läsionen entsteht, sowie virale Infektionen mit dem Herpesvirus, einem Virus, der in der Umgebung von Kindern sehr häufig vorkommt und dessen Infektion potenziell schwerwiegend sein kann.

Es können auch chronische Läsionen auftreten. Dazu gehören Lichenifikation, d.h. eine lederartige Verdickung der Haut, und Prurigo, hellrote bis blassrote, hyperkeratotische, juckende (kratzende) Knötchen.

Bei Patienten mit atopischer Dermatitis können auch andere Manifestationen auftreten, die nicht die Haut betreffen. Dazu gehören sehr häufig Schlafstörungen wie Einschlafschwierigkeiten, häufiges nächtliches Aufwachen und Schlaflosigkeit. So ist auch Müdigkeit ein häufiges Symptom, das starke Auswirkungen auf den Alltag des Patienten haben kann.

Schließlich werden bei Patienten mit atopischer Dermatitis auch häufig andere Begleiterkrankungen gefunden:

  • Asthma, allergische Rhinitis, allergische Konjunktivitis, Nahrungsmittelallergien
  • Angstzustände, Depressionen, …

Ein Kontaktekzem (das nach Kontakt mit dem Allergen ausgelöst wird) kann bei Patienten, deren Hautbarriere geschwächt ist, ebenfalls auftreten.

Ursachen und Risikofaktoren von atopischer Dermatitis

Genetische und umweltbedingte Faktoren sind für die Entstehung von atopischer Dermatitis verantwortlich.

In Bezug auf die genetischen Faktoren ist der wichtigste Faktor die Atopie, eine genetische Veranlagung zur Entwicklung von Allergien (atopische Dermatitis, Ekzeme, allergische Rhinitis, Asthma, ...).

Wenn ein Elternteil Atopiker ist, besteht ein erhöhtes Risiko, dass das Kind ebenfalls Atopiker wird. Studien haben in der Tat gezeigt, dass 50-70% der Patienten mit atopischer Dermatitis einen Verwandten ersten Grades haben, der ebenfalls daran leidet. Wenn beide Elternteile betroffen sind, liegt das Risiko, dass das Kind ebenfalls betroffen ist, bei 80%.

Auch bei der atopischen Dermatitis ist eine Beeinträchtigung der Hautbarriere die Ursache. Der Hydrolipidfilm der Haut (ein Schutzfilm, der die Haut bedeckt und hauptsächlich aus Schweiß, Talg und Wasser besteht) ist defizitär und Anomalien im Filaggrin-Gen und in anderen Proteinen wurden beobachtet, die für die Barrierefunktion der Haut wichtig sind.

Da die Hautbarriere beeinträchtigt ist, ist die Haut trocken und lässt Allergene aus der Umwelt eindringen. Diese stimulieren dann das Immunsystem, das bei atopischen Patienten überreagiert, und führen so zu einer übertriebenen Immunantwort, die für die Symptome des Ekzems (Entzündung, Rötung, Juckreiz und Infektionen) verantwortlich ist.

Schließlich begünstigen auch Umweltfaktoren Schübe der atopischen Dermatitis, indem sie die Beeinträchtigung der Hautbarriere verstärken und das Immunsystem aktivieren:

  • Reizende Produkte wie Seife
  • Raue Stoffe
  • Bestimmte Lebensmittel
  • Hitze
  • Schweiß
  • Zu trockene Luft
  • Schadstoffe
  • Reinigungsmittel
  • Rauchen

Stress hat für manche Patienten ebenfalls Auswirkungen, ebenso wie psychoemotionale Konflikte, die vor allem im Jugendalter für einen erneuten Ausbruch verantwortlich sein können.

Diagnose von atopischer Dermatitis

Die Diagnose der atopischen Dermatitis erfolgt auf klinische Weise. Um die Diagnose zu stellen, untersucht der Arzt den Patienten unter Berücksichtigung des Alters, der vorhandenen Hautmanifestationen (Juckreiz, Hauttrockenheit, …) sowie der persönlichen oder familiären atopischen Vorgeschichte. Zudem untersucht er die Hautveränderungen (Aussehen und Lokalisation).

Für die Diagnose sind keine weiteren Untersuchungen erforderlich.

In einigen komplexen Fällen von atopischer Dermatitis, insbesondere wenn sich die Erkrankung trotz Behandlung nicht bessert, oder bei Kindern mit assoziierten Allergien (Lebensmittel-, Atemwegs- oder Kontaktallergien) oder Wachstumsverzögerungen, können allergologische Tests durchgeführt werden.

Behandlung von atopischer Dermatitis

Die Behandlung von atopischer Dermatitis erfolgt symptomatisch, da sie zum Ziel hat, die Symptome zu behandeln, die während der Schübe beobachtetet werden können, und diesen Schüben vorzubeugen. Die Behandlung führt jedoch nicht dazu, dass die Erkrankung verschwindet.

Es gibt zwei Arten der Behandlung: die Behandlung von Schüben und die Basistherapie.

Behandlung der Schübe

Das Ziel der Behandlung von Schüben ist es, die Hautläsionen so schnell wie möglich zum Verschwinden zu bringen.

Dermokortikoide sind Medikamente, die während den Schüben zur lokalen Behandlung von Ekzemläsionen eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um kortisonhaltige Cremes oder Salben.

Sie helfen, die Entzündung und den Juckreiz zu reduzieren. Sie sollten so früh wie möglich nach dem Auftreten einer Hautläsion aufgetragen werden, um das Risiko einer Superinfektion zu verringern. Die Anwendung erfolgt einmal täglich lokal im Bereich der Ekzemläsionen, bis diese vollständig abgeklungen sind.

Basistherapie

Das Hauptziel der Basistherapie ist es, die Barrierefunktion der Haut wiederherzustellen und so weiteren Schüben vorzubeugen.

Emollentien (Weichmacher) sind Substanzen, die das biologische Gewebe aufweichen und lockern und die Entzündung lindern. Sie werden bei der Basistherapie einer atopischen Dermatitis eingesetzt.

Sie sollten täglich ein- bis zweimal auf die gesamte Haut aufgetragen werden, nachdem man sich kurz abgeduscht und die Haut mit einem weichen Handtuch trocken getupft wurde.

Ihre Anwendung kann unterbrochen und durch Dermokortikoide während eines Schubs an den entzündeten Stellen ersetzt werden. Sobald der Schub beendet ist, sollte die Anwendung jedoch wieder aufgenommen werden.

Andere Behandlungsmöglichkeiten

Bei starkem Juckreiz, der für den Patienten störend ist, kann der Arzt für kurze Zeit Antihistaminika verschreiben.

Lokale oder orale Antibiotika sowie Antiseptika können verordnet werden, wenn es zu einer Superinfektion der Ekzemläsionen kommt.

Wenn die Behandlung bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, die älter als zwei Jahre alt sind, nicht wirksam ist, kann ein lokal anzuwendender Immunmodulator, Tacrolimus, eingesetzt werden. Immunmodulatoren sind Arzneimittel, die eine spezifische Wirkung auf das Immunsystem haben. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nicht zugelassen. Es erhöht möglicherweise langfristig das Risiko für Hautkrebs oder Lymphome.

Bei schweren Formen von atopischer Dermatitis, die gegen andere Behandlungsmöglichkeiten resistent sind, können auch folgende eingesetzt werden:

  • Herkömmliche Immunsuppressiva
  • Die UVA/UVB-Phototherapie
  • Ciclosporin (Immunsuppressivum)
  • Methotrexat
  • Dupilumab, ein Antikörper, der spezifisch auf den Rezeptor von zwei Zytokinen abzielt, die für die Entzündung der Haut und die Schädigung der Hautbarriere verantwortlich sind
  • Andere Medikamente

In manchen Fällen kann auch eine psychologische Betreuung erforderlich sein.

Medizinische Überwachung

Atopische Dermatitis kann von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren andauern. In der Regel verschwindet die Erkrankung im Laufe der Kindheit allmählich, obwohl sie in einigen Fällen im Teenageralter erneut auftreten oder bis ins Erwachsenenalter andauern kann.

Um das Auftreten neuer Schübe mit Ekzemen zu vermeiden, können dem Patienten mehrere praktische Ratschläge gegeben werden:

  • Genaue Befolgung seiner Behandlung, insbesondere durch das tägliche Auftragen von Emollentien
  • Nur einmal am Tag mit lauwarmem Wasser duschen oder ein kurzes, lauwarmes Bad nehmen
  • Alle Seifenarten entfernen und stattdessen mit seifenfreien Waschstücken oder milden, seifenfreien Reinigungsmitteln waschen
  • Die Haut durch Abtupfen trocknen und nicht rubbeln
  • Kleidung aus Baumwolle tragen und reizende Stoffe wie Wolle und Synthetik vermeiden
  • Wäsche nach dem Waschgang gut abspülen lassen
  • Den Kontakt mit Tabak oder Allergieauslösern vermeiden
  • Wohnräume lüften
  • Nach dem Schwimmen oder nach sportlicher Betätigung die Haut gründlich mit Süßwasser abspülen und anschließend ein weichmachendes Mittel auftragen

Um die Komplikationen der atopischen Dermatitis und insbesondere eine Superinfektion der Ekzemplaques zu begrenzen, ist es wichtig, die Plaques nicht zu berühren und die Nägel regelmäßig zu schneiden, um das Kratzen einzudämmen.

Schließlich ist es wichtig, dass seinen Arzt aufsuchen, wenn folgende Anzeichen bemerkt werden:

  • Eine Veränderung des Erscheinungsbildes der Hautläsionen trotz der Einhaltung der Behandlung
  • Ein verlangsamtes Wachstum des Säuglings oder Kindes
  • Fieber oder eine Veränderung des Allgemeinzustands
  • Asthma, eine Bindehautentzündung oder eine allergische Rhinitis

Bei Patienten, bei denen die atopische Dermatitis auch im Jugend- oder Erwachsenenalter fortbesteht, ist eine regelmäßige medizinische Überwachung erforderlich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass atopische Dermatitis eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung ist, die hauptsächlich Säuglinge und Kleinkinder betrifft und in der Regel im Kindesalter verschwindet. In einigen Fällen kann sie auch im Erwachsenenalter fortbestehen. Die Häufigkeit ist je nach Land sehr unterschiedlich, steigt aber mit dem Lebensstandard. Sie vereint genetische Risikofaktoren wie z.B. Atopie und Umweltfaktoren. Die Symptome umfassen trockene Haut, Juckreiz und Hautläsionen, die während den Schüben auftreten. Die Behandlung besteht in der Anwendung von Emollentien als Basistherapie und von Dermokortikoiden auf den Ekzemläsionen während den Schüben. Es gibt eine Reihe von praktischen Tipps, die helfen, das Auftreten neuer Schübe zu vermeiden.

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Autor: Manon Astruc, Pharmaziestudentin, Gesundheitsredakteurin

Manon studiert im fünften Jahr Pharmazie an der Fakultät von Châtenay-Malabry.
Bei Carenity ist sie für das Schreiben der Krankheitsblätter zuständig. Ihr besonderes Interesse gilt den ...

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