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Arbeitsleben: Welche Rechte auf Rehabilitation für Patienten?

Veröffentlicht am 04.04.2019 • Von Louise Bollecker

Eine neue Studie* hat Ergebnisse zu den beruflichen Auswirkungen von Krebs geliefert. Was können wir daraus schließen? Wie kann man als Patient seine Arbeit an seine chronische Krankheit anpassen? Welche Normen sind von einem Land zum anderen in Kraft?

Arbeitsleben: Welche Rechte auf Rehabilitation für Patienten?

Das « Recht auf Vergessen », flexible Arbeitszeiten, Behindertenstatus... all diese Themen finden vor allem bei chronisch Kranken Beachtung. Ihre berufliche Laufbahn wird oft durch die Krankheit behindert. Eine im Januar 2019 durchgeführte Forschungsstudie zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit, mindestens ein Vierteljahr beschäftigt zu sein, im Jahr nach der Krebsankündigung deutlich geringer ist als im Jahr vor der Diagnose. Bis fünf Jahre nach der Entdeckung der Krankheit kommt es zu einem Anstieg der Krankschreibungen und dann zu einer Zunahme der langfristigen Inaktivitäten.

Die Art des Krebses beeinflusst die berufliche Wiedereingliederung.

Die Studie unterscheidet die berufliche Entwicklung nach der Art des Krebses, den der Patient hat. Für Frauen hat Eierstockkrebs die negativsten Karrierefolgen, gefolgt von Brustkrebs. Bei Männern hat Prostatakrebs anfänglich leichte Folgen, die Auswirkungen sind aber langfristig spürbar. Bei allen Krebspatienten haben Lungen- und Bronchialkarzinome die größten Auswirkungen auf das Arbeitsleben, im Gegensatz zu Schilddrüsenkrebs, der wenig Auswirkung auf die Berufstätigkeit der betroffenen Patienten hat.

>> Lesen Sie Alains Patientengeschichte: "Der Arbeitsmarkt schließt chronisch Kranke aus".

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Arbeitgeber eine wichtige Rolle spielen und vom Staat ermutigt werden sollten, die mit der Krankheit verbundene Diskriminierung zu bekämpfen.

Chronische Krankheiten und Arbeitsleben: Welche Lösungen sollten umgesetzt werden?

Krebs ist nicht die einzige Krankheit, die eine Karriere beeinflussen kann. Jede Krankheit, die sich auf die Stimmung, die körperliche Verfassung oder die psychische Gesundheit auswirkt, kann eine Arbeitsplatzumgestaltung rechtfertigen. Man sollte nicht zögern, mit einem Arzt darüber zu sprechen.

>> Treten Sie unserem Forum für Rechte und Verwaltungsverfahren bei, um Ihre Fragen zu stellen.

In einigen Ländern ist eine ärztliche Untersuchung im Rahmen einer Anstellung Pflicht. Der Arbeitsmediziner ist dann der Hauptansprechpartner des Patienten und kann Anpassungen des beruflichen Umfelds erfordern.

Die Verpflichtung zur Einstellung behinderter Arbeitnehmer bevorzugen

Ebenso ermöglicht der in Frankreich und Luxemburg angewandte Behindertenstatus die Anerkennung der Patientenrechte in der Berufswelt. Einige Länder, vor allem in Europa, haben die Verpflichtung zur Beschäftigung behinderter Arbeitnehmer eingeführt. In Frankreich gilt sie für Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten, bis zu 6% der Belegschaft, unter Strafe. Deutschland, Italien und Spanien verfolgen eine ähnliche Politik. Deutschland ist der « gute Schüler » Europas, da die Pflichtbeschäftigungsquote von 5% sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor mit 4,5% nahezu erreicht wird.

Oder der Kampf gegen Diskriminierung?

Im Vereinigten Königreich hingegen ist die einzige Rechtsgrundlage der Equality Act 2010, der vor allen Formen der Diskriminierung (Alter, Geschlecht, Herkunft, Behinderung usw.) schützt. Auch finanzielle Unterstützung, genannt Access-to-Work, kann den Patienten gewährt werden, um sich besser zu rüsten. In den Vereinigten Staaten befürwortet der « American with Disabilities Act » einen integrativen Ansatz, der sich für Chancengleichheit einsetzt. Es handelt sich auch um einen einzelfallbezogenen Ansatz, bei dem keine besondere Beschäftigungspflicht für Menschen mit Behinderungen besteht.

Sind Sie der Meinung, dass Unternehmen gezwungen werden sollten, eine bestimmte Anzahl von behinderten Arbeitnehmern einzustellen? Welche Politik würden Sie einführen?

Wie gelingt die Rückkehr in die Arbeitswelt nach Krebs oder nach der Diagnose einer chronischen Krankheit? Wurden Sie diskriminiert?

Sagen Sie uns Ihre Meinung und teilen Sie Ihre Erfahrung, um anderen zu helfen, ein erfülltes Berufsleben zu führen!

 

*Thomas Barnay, "L'effet des cancer sur la trajectoire professionnelle", Questions d'économie de la santé, n° 238, Dezember 2018. Studie basierend auf der Hygie-Administrationsdatenbank.

 

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Carenity

avatar Louise Bollecker

Autor: Louise Bollecker, Community Manager Frankreich

Louise ist Community Managerin von Carenity in Frankreich und Chefredakteurin des Gesundheitsmagazins. Sie bietet allen Mitgliedern Artikel, Videos und Erfahrungsberichte. Ihr Ziel ist es, die Stimme der Patienten zu... >> Mehr erfahren

8 Kommentare


GundelGaukeley
am 12.08.19

Hallo ihr lieben,wegen chronischer Krankheit und Arbeit. Aufgrund meiner psychischen Erkrankung habe ich einen Schwerbehindertenausweis.(50%) Mit diesem Ausweis hat man ein besonderes Recht auf Kuendigungsschutz und Steuer-erleichterungen.Auch hat man einen hoeheren Urlaubsanspruch und noch einige andere Dinge.Auserdem wird der Arbeitgeber vom Staat subventioniert auf irgend eine Weise. Diesen Ausweis hab ich schon ueber 10 Jahre,habe mich aber noch nie getraut meinen Arbeitgeber darueber zu Informieren. Auch nicht bei Arbeitgeberwechsel.Es ist wie ihr schon gesagt habt: Mann/Frau zieht es durch mit dem Kopf unter dem Arm! Lieber nicht auf sein Recht pochen und den Job behalten! Ist auch bei mir der momentane Stand.Ist halt die Realitaet! grueßle und Kopf hoch


Jenny1
am 20.11.19

 Ich finde jeder Mensch sollte die Chance haben auf einen Job . :-)


Helga2710
am 01.01.20

Ja stimmt jeder sollte ein Recht auf Arbeit haben. Ich habe es da mit meinem Arbeitgeber gut getroffen, ich leide unter mehreren Chronischen Krankheiten habe meinem Chef gesagt das ich früh Rentnerin bin, natürlich fragte er warum. Ich habe ihm "nur" von meiner Chronischen Entzündung im Knochenmark des Beckenkamm erzählt. Die anderen Erkrankungen hielt ich nicht für besonders erwähnenswert. Ich arbeite aber auch"nur" als 450€ kraft, Regale einräumen, es war ihm egal. Nun bin ich seit 6 Jahren in dieser Firma und wie es so ist wissen nun die Kollegen und auch der Chef das ich unter mehreren Krankheiten leide. Im laufe der Zeit habe ich festgestellt das noch einige, vor allem psychisch erkrankte bei uns arbeiten. Einige haben Depressionen und eine Kollegin ist u.a  "Ritzerin". Sie hat an der Kasse angefangen und hat nun ihre Ausbildung bei uns begonnen. Letztens ist sie richtig ausgerastet und hat eine stellvertretende Chefin dermaßen angefüllt das ich gefürchtet habe das sie jeden Moment zuschlägt. Es hatte keinerlei Konsequenzen für sie, klar gab es ein klärendes Gespräch aber das war's. Nun ich fand das nicht wirklich besonders gut, ne Abmahnung hätte es schon geben sollen aber das muss der Chef entscheiden.  Aber ich finde es sehr gut das es bei uns keine Vorurteile gegen irgendwelche Krankheiten oder Menschen mit Behinderungen gibt.

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