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Alles über HIV-Behandlung, PrEP und Viruslast!

Veröffentlicht am 19.07.2021 • Von Aurélien De Biagi

Das humane Immundefizienz-Virus (HIV) zerstört die Immunabwehr von erkrankten Patienten. So werden die Patienten in der letzten Phase der Krankheitsentwicklung, das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS), Opfer von opportunistischen Infektionen (Erreger, die das geschwächte Immunsystem ausnutzen). 2017 lebten weltweit fast 37 Millionen Menschen mit HIV und 940 000 starben an der Krankheit. Heute ermöglichen kurative und prophylaktische Behandlungsmöglichkeiten den Patienten ein fast normales Leben, zerstören aber das Virus nicht vollständig. In Erwartung eines wirksamen Viruzids gegen HIV stellen wir in diesem Artikel die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten dieses Virus vor.


Angenehme Lektüre!


Alles über HIV-Behandlung, PrEP und Viruslast!

Was ist HIV?

Das humane Immundefizienz-Virus (HIV) ist ein Retrovirus, es handelt sich um ein Virus, dessen genetisches Material aus RNA besteht. Es infiziert die Lymphozyten, Immunzellen, die den CD4+-Rezeptor (ein Oberflächenprotein, das bei bestimmten Arten von Lymphozyten vorhanden ist) tragen. Das Endstadium von HIV ist das erworbene Immunschwächeysndrom (AIDS).

Wenn ein Patient mit HIV infiziert ist, installiert sich das Virus in Zellen mit dem CD4+-Marker und bildet in diesen ein Reservoir. Einmal im Inneren angekommen wird das Virus durch verschiedene Mechanismen seine RNA in DNA umschreiben und sein Genom in das zelluläre Genom integrieren. Die gesamte zelluläre Apparatur wird so auf die Produktion neuer Viren umgelenkt. Letztere werden dann außerhalb der Zelle freigesetzt, um andere zu infizieren.

Wenn Sie mehr über diese Erkrankung erfahren möchten, lesen Sie unseren Artikel über HIV.

Worum handelt es sich bei der Viruslast?

Die Viruslast entspricht der Anzahl der Viruskopien, die in einem Milliliter Blut gefunden werden. Sie wird während der gesamten Zeit der Betreuung des Patienten und insbesondere nach Einführung einer neuen Behandlung gemessen. In der Tat ermöglicht dies die Messung der Wirksamkeit der Behandlung.

Idealerweise liegt sie unter 50 Kopien/ Milliliter Blut und wird dann als „nicht nachweisbar“ bezeichnet. Jede Behandlungsmöglichkeit muss es ermöglichen, innerhalb von sechs Monaten nach der Einführung eine nicht nachweisbare Viruslast zu erreichen, um als wirksam zu gelten.

Umgekehrt ist eine Viruslast von über 100 000 Kopien/ Milliliter besorgniserregend und erfordert eine Behandlung, unabhängig von der Lymphozytenzahl (ein weiterer Marker für den Schweregrad der HIV-Infektion).

Zudem wurde gezeigt, dass HIV-positive Menschen mit einer nicht nachweisbaren Viruslast nicht ansteckend sind. Die systematische Diagnose und Behandlung von Patienten ermöglicht somit die Verhinderung von Neuinfektionen.

Was sind die Behandlungsmöglichkeiten bei HIV?

Die Behandlungsmöglichkeiten bei HIV sind antiviral. Sie haben zwei Ziele: Beibehaltung einer nicht nachweisbaren Viruslast (unter 50 Kopien/ml) und eine ausreichende Anzahl an CD4+-Lymphozyten für eine optimale Immunität (500/mm³ im Blut). Sie ermöglichen es aber nicht, das Virus zu beseitigen und heilen die Krankheit daher nicht.

Die Behandlungsmöglichkeiten bei HIV werden immer in Form einer Multitherapie eingesetzt (Kombination von drei oder vier antiviralen Medikamenten). In der Tat wurde gezeigt, dass wenn drei oder vier antivirale Medikamente verwendet werden, das Virus keine Resistenz gegen diese entwickeln kann. Dies ermöglicht, die Wirksamkeit der Behandlungsmöglichkeiten über die Zeit zu erhalten.

Die antiviralen Medikamente gegen HIV stammen aus verschiedenen Klassen, nämlich:

Nukleosidische/Nukleotidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI): Zidovudin, Stavudin und Didanosin, die aufgrund ihrer Nebenwirkungen nicht mehr weit verbreitet sind. Moleküle wie Tenofovir, Lamivudin, Abacavir und Emtricitabin haben sie ersetzt, da sie weniger Nebenwirkungen haben. Diese Medikamente hemmen ein virales Enzym: die reverse Transkriptase. Diese ist essentiell für die reverse Transkription des viralen Genoms (von RNA zu DNA), welches dann danach die Integration und das zelluläre Genom ermöglicht.

Die nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) gruppieren die folgenden Moleküle: Efavirenz, Nevirapin, Doravirin und Etravirin. Dieses Medikamente wirken direkt auf die reverse Transkriptase und hemmen sie auf nicht-kompetive Weise, im Gegensatz zu NRTIs, die kompetitiv wirken.

Proteaseinhibitoren (PI) gruppieren: Atazanavir, Darunavir, Lopinavir und Ritonavir (entweder als antivirales Medikament oder in niedriger Dosis als Booster). Diese Medikamente wirken auf die Protease ein, hemmen deren Aktion und verhindern so, dass der virale Replikationszyklus abläuft.

Integrase-Inhibitoren, von denen Raltegravir und Dolutegravir die Vertreter sind. Diese Moleküle hemmen die Integrase, ein virales Enzym, das für die Integration der viralen DNA (frisch aus der RNA durch die reverse Transkriptase transkribiert) in das zelluläre Genom verantwortlich ist.

Fusionsinhibitoren, von denen Enfuvirtid der einzige Vertreter ist. Dieses Medikament verhindert das Eindringen des Virus in die Zellen.

Der CCR5-Rezeptor-Antagonist Maraviroc hemmt das Eindringen von Viren in die Zellen. Es ist jedoch nur gegen Viren mit CCR5-Tropismus (durch Bluttests identifiziert) wirksam.

Bei der HIV-Behandlung werden somit mehrere Medikamente aus diesen Klassen kombiniert. Die häufigste Kombination besteht aus zwei nukleosidischen/nukleotidischen-Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI) und einem nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NNRTI) oder einem Protease-Inhibitor, der durch Ritonavir verstärkt wird. Ritonavir wirkt als Booster für den Protease-Inhibitor, was bedeutet, dass es ermöglicht, länger eine wirksame Konzentration im Blut aufrechtzuerhalten, was zur Einnahme von weniger Dosen führt.

Was ist PrEP? 

PrEP oder Prä-Expositions-​Prophylaxe ist eine in Deutschland verfügbare HIV-Behandlung für Menschen mit hohem Infektionsrisiko und wird zusätzlich zu anderen präventiven Maßnahmen eingesetzt: männliche oder weibliche Kondome für jegliche Formen der Penetration und oro-genitale Kontakte. Personen, die als hochgradig gefährdet gelten, sind:

  • Personen, bei denen je nach Fall ein hohes Risiko einer HIV-Infektion durch Sexualkontakte festgestellt wird
  • Männer, die mit Männern Geschlechtsverkehr haben
  • Transgender-Personen, die mit Transgender-Personen, die ungeschützten Analverkehr mit verschiedenen Partnern hatten, Geschlechtsverkehr haben
  • Personen, die im Laufe des Jahres eine sexuell übertragbare Infektion hatten
  • Personen, die sich im Laufe des Jahres einer Postexpositionsprophylaxe unterzogen haben
  • Menschen, die beim Geschlechtsverkehr Drogen einnehmen

Diese präventive Behandlung wird von Ärzten, die sich mit der Behandlung von HIV oder mit der PrEP auskennen, verschrieben, und besteht aus der gleichzeitigen Verabreichung von Tenofovir und Emtricitabin, zwei NRTIs, die auch in der kurativen Behandlung von HIV eingesetzt werden.

Die PrEP wird auf Rezept von den gesetzlichen Krankenkassen im Normalfall komplett (mit normalem gesetzlichen Eigenanteil) übernommen.

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Alles Gute!


avatar Aurélien De Biagi

Autor: Aurélien De Biagi, Gesundheitsredakteur, Pharmaziestudent

Aurélien studiert im 5. Jahr Pharmazie an der Universität von Lothringen. Er schreibt Gesundheitsartikel für Carenity. Sein besonderes Interesse gilt den Bereichen Neuropsychiatrie und Herz-Kreislauf.

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