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Coronavirus und chronische Erkrankungen

Veröffentlicht am 20.03.2020 • Aktualisiert am 21.03.2020 • Von Camille Dauvergne

In der gegenwärtigen SARS-Cov2 (Coronavirus)-Epidemie ist es wichtig, daran zu denken, dass Patienten, die an chronischen Krankheiten oder Krebs leiden, und Menschen über 70 Jahre ein größeres Risiko haben, eine schwere Form der Infektion zu entwickeln. 

Coronavirus und chronische Erkrankungen

Welche chronisch Erkrankten sind am stärksten gefährdet?

Laut RKI ist das Risiko, eine schwere Form der CA-SARS-Infektion zu entwickeln, höher, wenn einer der folgenden Fälle auf Sie zutrifft:

  • Kardiovaskuläre Vorgeschichte wie Bluthochdruck, ein Schlaganfall oder koronarer Herzkrankheit, eine Herzoperation oder eine Herzinsuffizienz im Stadium NYHA III oder IV.  
  • Nicht gut eingestellter insulinabhängiger Diabetes oder Komplikationen des Diabetes. Der unkontrollierte Anstieg des Blutzuckerspiegels aufgrund von Diabetes kann das Immunsystem schädigen, das es schwerer haben wird, Ihren Körper gegen Infektionskrankheiten und deren Komplikationen zu verteidigen. Infektionen können auch dazu führen, dass Ihr Blutzuckerspiegel aus dem Gleichgewicht gerät und/oder einige der Komplikationen von Diabetes, die Sie bereits haben, verschlimmern.
  • Eine chronische Erkrankung der Atemwege, wie z.B. eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder Asthma. Eine Virusinfektion wie COVID-19 kann zu einer Dekompensation einer bestehenden Atemwegserkrankung führen.  Tatsächlich betrifft Asthma wie COPD den Lungentrakt, der daher anfälliger für ein Virus ist, das Atemwegskomplikationen verursacht.
  • Ein chronisches Nierenversagen mit Dialyse. Das Risiko lässt sich, wie bei allen chronischen Pathologien, durch die Fragilität und Schwächung Ihres Immunsystems erklären.
  • Krebs und Krebs-Behandlung. Viele Krebsbehandlungen können Ihr Immunsystem schwächen und Sie anfälliger für Infektionen machen.
  • Eine Autoimmun- oder Autoentzündungserkrankung, wie z.B. Multiple Sklerose, rheumatische Arthritis, systemischen Lupus erythematodes, Vaskulitis oder entzündliche Myopathien. Das Hauptrisiko für Komplikationen besteht in der möglichen Veränderung Ihres Immunsystems aufgrund von Komplikationen der Pathologie oder immunsuppressiven und kortikosteroidalen Behandlungen. Es ist jedoch sehr wichtig, die Empfehlungen bezüglich Ihrer Behandlungen zu befolgen, sie nicht selbstständig abzubrechen und zuerst mit Ihrem Arzt zu sprechen (siehe Empfehlungen unten).
  • Eine Leberzirrhose im Stadium B oder C des Child-Pugh-Score.
  • Starke Fettleibigkeit (BMI > 40 kg/m²). Das Risiko wurde auf der Grundlage der Analyse der verfügbaren Daten für andere Atemwegsinfektionen wie Influenza A(H1N1)09 betrachtet.

Wer ist noch gefährdeter?

  • Patienten über 70 Jahre. Mit zunehmendem Alter wird die Immunabwehr in der Tat schwächer und erlaubt keine angemessene Bekämpfung einer Infektion wie COVID-19.

  • Zerbrechliche und immungeschwächte Patienten. Unabhängig davon, ob eine angeborene oder erworbene Immunsuppression vorliegt, ist es wichtig, auf die Symptome aufmerksam zu sein.

    1. Kongenitale Immunsuppression (Mangel an Elementen der von Geburt an vorhandenen Immunantwort)
    2. Erworbene Immunodepression, d.h. sekundär zu :
    - Medikamenten: Krebs-Chemotherapien, immunosuppressive Medikamente, Biotherapien, immunosuppressive Kortikosteroid-Therapie
    - einer unkontrollierte HIV-Infektion oder mit einer CD4 T-Zellzahl < 200/mm3
    - einer Transplantation eines festen Organs oder hämatopoetischer Stammzellen. Zur Information: Die Deutsche Transplantationsgesellschaft hat eine Empfehlung herausgegeben. Somit gelten auch konkret für transplantierte Patienten weiterhin die Grundsätze, die vom RKI auf dessen Homepage veröffentlicht sind und ständig aktualisiert werden. Diese Grundsätze umfassen die frühzeitige Fallidentifikation und Isolation von Erkrankten und engen Kontaktpersonen, die Schaffung von „sozialer Distanz“ (bzw. eine drastische
    generelle Kontaktreduzierung) und der gezielte Schutz und die Unterstützung vulnerabler Gruppen wie z.B. Transplantierte und Patienten auf der Warteliste.
    - Maligne Hämopathie in Behandlung

  • Schwangere Frauen: Bisher gibt es noch wenige Informationen über die Folgen von Corona auf Schwangerschaften. Allerdings, so das Robert Koch-Institut, scheinen Schwangere "nach bisherigen Erkenntnissen aus China kein erhöhtes Risiko gegenüber nicht schwangeren Frauen mit gleichem Gesundheitsstatus zu haben". Eine Einschätzung, die die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) teilt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gebe es international keinen Hinweis, dass Schwangere durch das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) gefährdeter sind als die allgemeine Bevölkerung. Sollten also Schwangere an COVID-19 erkranken, so die DGGG, dann wird nach den bisherigen Erkenntnissen erwartet, "dass die große Mehrheit der schwangeren Frauen nur leichte oder mittelschwere Symptome, ähnlich einer Erkältung beziehungsweise Grippe aufweist".

Ihr Arzt hat Ihnen Nicht-Steroidale Antirheumatika (NSAIDs) verschrieben: Was sollten Sie tun?

Die Direction générale de la Santé Generaldirektion Gesundheit erinnert daran, dass die Behandlung eines schlecht verträglichen Fiebers oder Schmerzes mit COVID-19 auf Paracetamol (Doliprane, Efferalgan...) basiert, ohne dass die Dosis von 3 g/Tag überschritten wird. NSAIDs (Ibuprofen, Voltaren, Bi-Profenid, Ketoprofen, Profenid...), die rezeptfrei erhältlich sind, sollten verboten werden, um die Symptome von COVID-19 zu lindern.
Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) gibt auf seiner Corona-Website derzeit noch keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Ibuprofen und einer Verschlimmerung des Corona-Krankheitsverlaufs.
Wenn Ihr Arzt Ihnen NSAIDs für Ihre chronische Erkrankung verschrieben hat, müssen Sie die Behandlung fortsetzen. Wenn bei Ihnen Symptome einer Infektion auftreten, wenden Sie sich vor einer Änderung der Behandlung telefonisch oder per Telekonsultation an Ihren Arzt.

Sie stehen unter immunsuppressiver Behandlung, Biotherapie oder Kortikosteroiden: Wie ist das Vorgehen bei Symptomen?

Wenn Sie unter einer Autoimmun- oder Autoentzündungserkrankung leiden, die unter immunsuppressiver Behandlung, Biotherapie oder Kortikosteroid-Therapie steht, werden bestimmte spezifische Maßnahmen empfohlen wie :

  • stellen Sie immunsuppressive Behandlungen und Biotherapien nicht systematisch ein, außer bei Anzeichen einer Infektion (Fieber, Husten, Atembeschwerden, Schmerzen usw.) und nur auf den ärztlichen Rat des zuständigen Arztes, der Sie wegen Ihrer Pathologie behandelt, oder Ihres Hausarztes;
  • die Kortikosteroid-Therapie nicht ohne ärztlichen Rat abbrechen.

Wenn Sie an Krebs erkrankt sind, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO):

  • eine geplante Krebstherapie nicht grundsätzlich zu verschieben. Ärzte werden bei jedem Patienten den Nutzen der Krebstherapie gegen den möglichen Schaden, etwa Nebenwirkungen, abwägen. Dabei berücksichtigen sie auch das individuelle Erkrankungsrisiko für COVID-19: Das ist bei einzelnen Betroffenen unterschiedlich, abhängig von den Lebensumständen, dem Arbeitsumfeld und den persönlichen Kontakten.
  • eine Krebstherapie kann auch helfen: Die DGHO weist darauf hin, dass in den meisten Fällen eine wirksame Behandlung der Krebserkrankung für das Überleben der Patienten wichtiger ist als übertriebene Vorsichtsmaßnahmen im Sinne unnötiger Unterbrechungen oder Verschiebungen der Therapie: Patienten, deren Erkrankung durch eine Krebstherapie kontrolliert ist, erleiden meistens weniger Infektionen als Patienten, die nicht wirksam behandelt sind.
  • wichtig: Bei den meisten, akut an Krebs erkrankten Patienten steht der Nutzen einer wissenschaftlich fundierten Krebstherapie über dem Risiko einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus.

Mein Arzt hat mich gegen Grippe, Pneumokokken usw. geimpft. Bin ich geschützt?

Die Grippe- und Pneumokokken-Impfstoffe sowie alle anderen spezifischen Impfstoffe schützen nicht vor einer Coronavirusinfektion. Es gibt derzeit keinen Impfstoff zum Schutz gegen SARS-Cov2 (Coronavirus).

Wann und wie kann ich meinen Arzt kontaktieren?

Bei Anzeichen einer Atemwegsinfektion (Fieber oder Fiebergefühl, Husten, Atembeschwerden), empfiehlt das RKI folgende Vorgehensweise:

  • Wenn Sie grippeähnliche Symptome haben, vermeiden Sie unnötige Kontakte und bleiben Sie zu Hause.
  • Falls Sie ärztliche Hilfe benötigen, kontaktieren Sie telefonisch Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt. Gehen Sie nicht ohne telefonische Voranmeldung in die Praxis. Eine telefonische Anmeldung ist besonders wichtig, wenn Sie den Verdacht haben, sich mit dem neuen Corona virus angesteckt zu haben.
  • In dringenden Fällen rufen Sie die Nummer 116 117 an. 
    Weitere Nummern:
    - Allgemeine Erstinformation und Kontaktvermittlung - Behördennummer 115 (www.115.de)
    - Beratungsservice für Gehörlose und Hörgeschädigte - Fax: 030 / 340 60 66 – 07 info.deaf@bmg.bund.de / info.gehoerlos@bmg.bund.de
    - Gebärdentelefon (Videotelefonie) -  https://www.gebaerdentelefon.de/bmg/

Wie bekomme ich mein Arzt-Rezept?

In Schleswig-Holstein werden Patienten jetzt gebeten, Rezepte telefonisch bei Arztpraxen zu bestellen. Die Praxen faxen die Rezepte an die vom Patienten angegebene Apotheke. Für die Abgabe soll dann möglichst der Botendienst genutzt werden.
Über dieses Notfallverfahren für Rezepte informierten am Montag die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und der Apothekerverband Schleswig-Holstein in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Das Notfallverfahren soll die Zahl der nicht unbedingt notwendigen Kontakte zu den besonders gefährdeten Berufsgruppen – Ärzten und Apothekern – verringern.

1 Kommentar


biggi1964 • Botschafter-Mitglied
am 20.03.20

sehr gute Information!

Auch die angaben über die Quellen sind super

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