«
»

Top

Coronavirus und Nierenerkrankungen

Veröffentlicht am 26.04.2020 • Aktualisiert am 27.04.2020 • Von Camille Dauvergne

Unterschätzt und spät erkannt - Nierenerkrankungen sind keine seltenen Pathologien. Sie können zu einer allmählichen und irreversiblen Verschlechterung der Fähigkeit der Nieren, das Blut zu filtern und bestimmte Hormone auszuscheiden, führen, was als Nierenversagen bezeichnet wird. Wenn das Nierenversagen im Endstadium ist, ist eine Dialyse (eine medizinische Technik, die das Blut reinigt) oder eine Nierentransplantation erforderlich.

Im Zusammenhang mit der Covid-19-Epidemie stehen Nierenpatienten – und insbesondere Dialysepatienten – aber nicht nur in der Reihe der gefährdeten Patientengruppen, sondern haben im Gegen­satz zu den anderen Patientengruppen ein kumulatives Risiko, weil sie mehrere bereits identifizierte Komorbiditen und Risikofaktoren vereinen, insbesondere Herzer­krankungen, Bluthochdruck und Diabetes mellitus, so die DGfN.

Ist das Risiko für alle Nierenerkrankungen gleich? Machen Behandlungen Menschen anfälliger für das Virus? Welche Vorsichtsmassnahmen sollte ich treffen, wenn ich das Dialysezentrum oder Krankenhaus aufsuche? Wir beantworten Ihre Fragen!

Coronavirus und Nierenerkrankungen

Ich habe Nierenversagen und wurde positiv auf COVID-19 getestet. Besteht das Risiko von Komplikationen?

Es ist wichtig, das Stadium des Nierenversagens zu berücksichtigen, um das Risiko von Komplikationen durch COVID-19 zu definieren.
Laut Professor Arnaud Méjean, urologischer Chirurg am Europäischen Krankenhaus Georges Pompidou, ist es wichtig, das Stadium des Nierenversagens zu berücksichtigen, um das Risiko von Komplikationen durch COVID-19 zu definieren.

Laut Robert Koch Institut scheinen Grunderkrankungen wie z.B. der Niere unabhängig vom Alter das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erhöhen.

Quelle: Gesundheitsinformation

Zur Erinnerung: Der Schweregrad der Niereninsuffizienz wird durch den Wert der glomerulären Filtrationsdurchflussrate (GFR) bestimmt.

Wenn Ihr GFR größer als 45 ml/min/1,73 m² ist, Sie also ein leichtes bis mittleres Nierenversagen haben, ist das Risiko nicht größer als in der Allgemeinbevölkerung.

Laut Prof. Méjean, urologischer Chirurg am Europäischen Krankenhaus Georges Pompidou, ist das Komplikationsrisiko jedoch stark erhöht, wenn Sie eine Nierenerkrankung im Endstadium (GFR < 15 ml/min/1,73 m²) oder eine Nierentransplantation haben und Sie COVID-positiv sind.

Im Falle der Dialyse ist das Risiko grösser, da die Patienten wiederholt (mehrmals pro Woche) zum Dialysezentrum müssen. Daher ist es wichtig, die Barrieregesten zu respektieren, in der Lage zu sein, die Symptome von Covid-19 zu erkennen, um das Pflegeteam im Verdachtsfall zu alarmieren, Snacks und Essen während der Sitzungen zu vermeiden.

Was sind die Risiken im Falle eines akuten Nierenversagens?

Das Risiko liegt eher im Management der Patienten als in der Pathophysiologie der Niereninsuffizienz. In der Tat sind Professor Méjean wie auch viele andere Ärzte im Krankenhaus- und Privatsektor besorgt darüber, dass viele Patienten, die an einer akuten Krankheit leiden (die durch einen plötzlichen Ausbruch, eine rasche Entwicklung über einen kurzen Zeitraum gekennzeichnet ist), einschließlich eines akuten Nierenversagens, nicht mehr in die Notaufnahme gehen, aus Angst, sich mit COVID-19 anzustecken. Diese Ärzte befürchten eine Explosion von Komplikationen bei akuten Pathologien aufgrund einer Verzögerung bei der Behandlung dieser Patienten nach der Coronavirus-Krise.

Professor Méjean erinnert daher alle Patienten daran, dass trotz des Risikos, sich im Krankenhaus mit COVID-19 zu infizieren, keine Pathologie vernachlässigt werden darf! Patienten sollten im Zusammenhang mit ihrer chronischen Erkrankung und bei akuten Komplikationen weiterhin ihren behandelnden Arzt, Universitätskliniken und Krankenhauszentren konsultieren. Wenn es einen Notfall gibt, sei es wegen COVID-19-Symptomen oder irgendeinem anderen Symptom, müssen Sie den Notruf anrufen!

Macht mich meine Behandlung von Nierenversagen anfälliger für das Virus?

Die Behandlung von Nierenversagen ist die gleiche wie die Behandlung der Erkrankung, die das Nierenversagen verursacht hat. Etwa 50% des schweren Nierenversagens ist auf Diabetes oder Bluthochdruck zurückzuführen, aber es gibt auch andere Faktoren wie die Entwicklung einer komplizierten Pyelonephritis, einer polyzystischen Nierenerkrankung oder degenerativer Mechanismen.

Wenn Sie an Komorbiditäten (Erkrankungen im Zusammenhang mit Ihrem Nierenversagen) wie Diabetes oder Bluthochdruck leiden, die Risikofaktoren für die Entwicklung einer schweren Form von VIDOC-19 sind, ist es besonders wichtig, Ihre chronische Behandlung genau zu verfolgen, um sie zu stabilisieren. Unter keinen Umständen sollten Sie Ihre Behandlungen ohne den Rat Ihres behandelnden Arztes abbrechen oder ändern, da dies Ihren Zustand destabilisieren kann, ohne Sie vor Komplikationen durch IDVOC-19 zu schützen.

Daher sind es nicht die Behandlungen, die Sie empfindlicher für das Virus machen, sondern die Komorbiditäten, wenn sie durch die Behandlung nicht richtig stabilisiert werden.

Warum ist das Risiko größer, wenn ich eine Transplantation habe und eine Therapie gegen Abstoßung bekomme?

Im Jahr 2019 wurden deutschlandweit insgesamt 1 612 Nierentransplantationen vorgenommen. Wenn Sie sich einer Nierentransplantation unterziehen, ist es notwendig, eine lebenslange immunsuppressive (abstoßungshemmende) Behandlung wie NEORAL, PROGRAF, ADVAGRAF oder IMUREL durchzuführen. Sie werden oft mit Kortikosteroiden wie Prednisolon kombiniert. Diese Behandlungen verhindern eine Transplantatabstoßung, indem sie Ihr Immunsystem herabsetzen. Sie sind daher auf der Ebene des Immunsystems viel stärker geschwächt als ohne diese Behandlungen, was Sie angesichts von Infektionen anfälliger macht. Dadurch sind Sie einem höheren Risiko ausgesetzt, nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 (Coronavirus) Komplikationen zu entwickeln. 

Obwohl die Einhaltung von Barrieregesten im Falle einer Transplantation natürlich empfohlen wird, ist dies im aktuellen Kontext umso mehr der Fall, und zu Ihrem Schutz sollte eine strikte Kontaktsperre eingehalten werden.

Werden Transplantationen trotz der aktuellen Gesundheitskrise weiter durchgeführt?

Die Bewertung der Lage und Empfehlung der Deutschen Transplantationsgesellschaft DTG, Organtransplantations-Programme nicht zu pausieren und hierbei die individuelle Situation und Versorgungslage der Zentren in den Regionen zu bewerten, hat sich bislang bestätigt und daher sollte weiterhin die Organtransplantation nach Maßgabe der regionalen Bewertung in den deutschen Transplantationszentren fortgesetzt werden.

Die Organspenden und -transplantationen in Deutschland laufen bislang in der COVID-19 Pandemie weiter. Nach Auskunft der Deutschen Stiftung
Organtransplantation (DSO) überstiegen die Spendezahlen zu Beginn des Jahres 2020 diejenigen von 2019, auch der vermutlich COVID-19 bedingte relative Rückgang im März 2020 (im Vergleich zu Februar und Januar 2020) zeigt Spenderzahlen über dem Niveau des gleichen Monats im Vorjahr. Regionale Unterschiede der Spendezahlen korrelieren nicht mit aktuellen COVID-19 „hot spots“. Dies deutet auf anderweitig begründete Schwankungen hin und zeigt an, dass die Krankenhäuser mit Transplantationsprogrammen selbst in den COVID-19 „hot spots“ bisher nicht über ihre Belastungskapazitäten gekommen sind.

Professor Méjean erklärt, dass es möglich ist, eine Nierentransplantation dank des Dialyse-Managements von Patienten, die eine Transplantation benötigen, zu verschieben. In der Tat werden mehr als 50% der Patienten mit Nierenversagen im Endstadium durch Dialyse behandelt und 45% haben eine Transplantation. Daher wird mehr als die Hälfte der Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium durch Dialyse behandelt, was eine effektive Behandlung ermöglicht. 

Es gibt zwei Arten der Dialyse:

  • Hämodialyse: mit einer Geschwindigkeit von 4 Stunden, dreimal pro Woche. Diese Technik reinigt das Blut durch einen Filter und wird in einem Dialysezentrum durchgeführt.
  • Peritonealdialyse: Sie kann zu Hause durchgeführt werden und muss täglich durchgeführt werden.

Wie sieht es mit der Dialyse-Versorgung aus?

Ein Notfallplan für die Zeit der Coronavirus-Pandemie soll die Versorgung von Dialyse-Patienten sicherstellen. Darauf haben sich GKV-Spitzenverband und Kassenärztli­che Bundesvereinigung KBV verständigt. Es würden bisherige Vorgaben teilweise ge­lockert, sodass die Dialyseeinrichtungen bei Bedarf schnell und unbürokratisch reagie­ren könnten, so die KBV.

Zur Sicherstellung der Dialyse-Versorgung sollen die Einrichtungen laut KBV flexibel auf bestimmte Notsituationen reagieren können, zum Beispiel, wenn Dialyse-Ärzte krank­heits­bedingt ausfallen oder ganze Einrichtungen aus Gründen des Infektionsschutzes nicht in dem gewohnten Umfang weiterarbeiten können. In solchen Fällen können Praxen beispielsweise unkompliziert Patienten anderer Praxen übernehmen.

Auch müsse im Bedarfsfall reagiert werden, wenn sich Dialyse-Patienten mit dem Virus infiziert hätten, hieß es. So könne es sinnvoll sein, dass einige Dialysepraxen ausschließ­lich Patienten versorgen, die sich mit dem Virus angesteckt haben. Durch diese Trennung könne das Infektionsrisiko für alle anderen Dialyse-Patienten verringert werden.

Wie kann ich mich schützen?

Dialysepatienten und Nierentransplantationspatienten müssen Barrieregesten respektieren, sei es in gesundheitlichen Krisenzeiten oder in normalen Zeiten, da sie geschwächt und möglicherweise dauerhaft einer Vielzahl von Viren, Bakterien und Pilzen ausgesetzt sind. Die Haftbedingungen müssen so streng wie möglich sein, und der Kontakt mit Menschen, die regelmäßig ausgehen, muss auf ein Minimum beschränkt werden.

Viele Patienten sind angesichts ihres Gesundheitszustands, des Mangels an Schutzmitteln wie Masken und möglicher Veränderungen in ihrer medizinischen Versorgung besorgt über das Risiko, Komplikationen mit COVID-19 zu entwickeln... Es ist wichtig, dass Sie Ihre chronische Behandlung fortsetzen, Ihren Arzt regelmäßig konsultieren und die Eindämmungs- und Barrieregesten so weit wie möglich respektieren.

Empfehlungen zu Schutzmaßnahmen für Organtransplantierte, Wartepatienten und ihre Angehörigen vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 des Bundesverbands der Organtransplantierten können Sie hier lesen: https://www.bdo-ev.de/
 

War dieser Artikel für Sie informativ? Haben Sie weitere Tipps, die Sie der Gemeinschaft mitteilen möchten? 

Alles Gute und passen Sie auf sich auf!

Kommentare

Sie werden auch mögen

Alles, was es zur Dialyse zu wissen gibt!

Chronische Niereninsuffizienz

Alles, was es zur Dialyse zu wissen gibt!

Den Artikel lesen
Die Macht der Gerüche über unsere psychische Gesundheit

Die Macht der Gerüche über unsere psychische Gesundheit

Den Artikel lesen
Weltgesundheitstag: Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen, der Schlüssel zum Gesundbleiben!

Weltgesundheitstag: Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen, der Schlüssel zum Gesundbleiben!

Den Artikel lesen