Depression: Liegt es an einer Funktionsstörung des Gehirns?
Veröffentlicht am 17.07.2021 • Von Candice Salomé
Depression ist eine häufig vorkommende Erkrankung. 1 von 10 Personen wird im Laufe des Lebens daran erkranken, also 5 bis 15% der deutschen Bevölkerung. Diese Krankheit ist gekennzeichnet durch eine permanente Traurigkeit, einen Verlust von Lust und Freude, eine Veränderung des Appetits, des Schlafs sowie der Libido.
Aber was passiert im Gehirn von Menschen, die eine Depression haben? Kann eine Depression mit einer Störung des Gehirns zusammenhängen? Wie wird unsere Gehirnchemie reguliert?
Wir sagen Ihnen alles in unserem Artikel!
Depressionen können als ein allgemeiner Ausfall gesehen werden, der mehrere Bereiche betrifft: Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen; währenddessen sind bestimmte Gehirnfunktionen verändert, was zu Störungen führt.
Die Mechanismen der Freude und Anpassung sind am meisten betroffen. Es wird kompliziert, aktiv zu sein und sich zu bewegen. Es ist schwierig, positive Gedanken über sich selbst und andere zu haben. Schuldgefühle entstehen dadurch, dass man mit all diesen neuen Emotionen nicht zurechtkommt.
Die psychologischen Ursachen einer Depression führen immer zu einer chemischen Störung, die für diese verschiedenen Symptome verantwortlich ist.
Was ist die Verbindung zwischen Depression und einer chemischen Störung des Gehirns?
Depressionen werden durch ein Ungleichgewicht inmitten des Gehirnsystems verursacht. Die Ursache hierfür ist, dass die Funktion bestimmter Neurotransmitter gestört ist. Neurotransmitter sind Moleküle, die die Weiterleitung von Informationen von einem Neuron zum anderen ermöglichen.
Im Fall einer Depression sind die folgenden Neurotransmitter von einer Funktionsstörung betroffen:
- Serotonin, dessen Aufgabe es ist, Schlaf, Stimmung und Appetit auszubalancieren
- Noradrenalin, dessen Aufgabe es ist, Aufmerksamkeit und Schlaf zu steuern
- Dopamin hat zum Ziel, Stimmung und Motivation zu regulieren
- Und schließlich Gaba, dessen Aufgabe es ist, die Entspannung zu fördern
In der Regel funktioniert alles gut, wenn diese Neurotransmitter gut reguliert sind. Wenn jedoch ein kleines Ungleichgewicht entsteht, entweder wenn zu wenige oder zu viele Neurotransmitter vorhanden sind, gerät alles aus den Fugen und die Symptome der Depression treten auf.
Dieses Phänomen kann unterschiedliche Folgen haben. Zum einen kann eine Verlangsamung des Gehirns beobachtet werden und Symptome wie ein Energieabfall, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme sowie Entscheidungsunfähigkeit auf.
Zum anderen gerät die Aktivität eines Teils des Gehirns in Überschuss, was zu Schlaflosigkeit, verstärkter Angst, Grübeln führt und eine Kettenreaktion an negativen Gedanken auslöst.
Können Hormone eine Rolle bei Depressionen spielen?
Ein weiterer interner Faktor könnte Depressionen auslösen: ein hormonelles Gleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht betrifft auch postpartale Depressionen.
In der Tat kann ein unzureichender Spiegel an Oxytocin, einem Hormon, das von der Hypophyse ausgeschüttet und während des Stillens freigesetzt wird, eine postpartale Depression erklären.
Darüber hinaus steigt der Glukokortikoid-Spiegel an, wenn das Cortisol schlecht reguliert ist, wodurch die Neurotransmitter im Hippocampus (eine Hirnstruktur, die eine grundlegende Rolle beim Lernen und Gedächtnis spielt). Wenn dieses Phänomen erscheint, treten Stimmungsschwankungen auf.
Das Gleiche gilt, wenn die Schilddrüsenfunktion gestört ist. Die Schilddrüsenhormone spielen bei den meisten unserer Körperfunktionen eine Rolle. Wenn sie nicht genug produziert, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion. Daraus folgt eine allgemeine Verlangsamung des Organismus, starke Müdigkeit und, regelmäßig, Gewichtszunahme.
Wie kann die Gehirnchemie reguliert werden?
Antidepressiva
Antidepressiva, wie ihr Name schon sagt, behandeln Depressionen. Sie wirken im Gehirn, indem sie die chemischen Botschaften der Neuronen verändern und die Symptome der Depression lindern.
Antidepressiva müssen ohne Unterbrechung über drei bis sechs Monate oder länger eingenommen werden, um zu wirken. Diese Behandlung ermöglicht eine Verbesserung der Stimmung sowie eine Linderung und Stabilisierung der Symptome. Jedoch treten die Vorteile nicht unmittelbar auf. Die Patienten spüren in der Regel nach drei bis vier Wochen kontinuierlicher Behandlung eine Verbesserung.
Antidepressiva machen physisch nicht abhängig. Jedoch setzt ein abruptes Absetzen den Patienten erheblichen Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Angstzuständen oder Reizbarkeit, … aus.
Das Absetzen der Behandlung muss daher schrittweise erfolgen und von einem Arzt geplant werden.
Es gibt etwa zwanzig Moleküle, die antidepressiv wirken. Diese Moleküle haben alle dieselbe Wirksamkeit, aber einige wirken auf Angstzustände, andere auf die Müdigkeit ein. Der Arzt kann daher nach einigen Woche entscheiden, die Behandlung zu verändern.
Die verschiedenen Klassen an Antidepressiva sind die folgenden:
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Sie werden bei leichten bis mittelschweren Depressionen verschrieben
- Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI): Ihre Rolle besteht darin, die Konzentration an Serotonin und Noradrenalin in bestimmten Bereichen des Gehirns zu erhöhen
- Trizyklische Antidepressiva (oder Imipramine) ermöglichen es, die depressive Stimmung zu korrigieren und anzuheben, bis erneut ein Normalzustand erreicht wird. Letztere sind für schwere Depressionen geeignet.
- Monoaminooxidase-Hemmer oder MAOI: Sie werden verschrieben, wenn die Depression auf andere Behandlungsmöglichkeiten nicht anspricht.
Es ist notwendig, die medikamentöse Behandlung mit einer psychologischen Betreuung zu kombinieren, um einen Rückfall in die Depression durch Beseitigung der Ursache zu verhindern.
Ernährung
Serotonin wird aus Tryptophan hergestellt. Tryptophan ist eine Aminosäure, d.h. ein Bestandteil von Proteinen, der vom Körper nicht hergestellt werden kann und unbedingt täglich über die Nahrung zugeführt werden muss.
Die Lebensmittel, die reich an Tryptophan sind: Eier, Milchprodukte, Fisch, Fleisch, Vollkornreis, Hülsenfrüchte und Bananen. Es ist daher wichtig, sie regelmäßig zu konsumieren.
Magnesium ist ebenfalls an der Produktion von Serotonin beteiligt. Es ist in dunkler Schokolade, Mandeln, Bananen oder auch Spinat enthalten.
Körperliche Aktivität
Körperliche Aktivität ermöglicht es, sich weniger ängstlich und deprimiert zu fühlen. In der Tat sind die chemischen Phänomene und Substanzen, die nach einer Sporteinheit im Gehirn freigesetzt werden, dafür verantwortlich.
Bei einer Sporteinheit schüttet unser Gehirn Adrenalin, Dopamin, Noradrenalin und Cortisol aus, was zu einer allgemeinen Stimulation und einem sofortigen euphorischen Gefühl führt.
Um die Vorteile zu sehen, muss mindestens eine Stunde körperliche Aktivität pro Woche praktiziert werden.