Immunologie, Antikörper und immunologische Tests: Worum handelt es sich?
Veröffentlicht am 16.03.2021 • Von Clémence Arnaud
Autoimmunerkrankungen sind eine Kategorie von Erkrankungen, die sehr unterschiedliche Folgen für die Personen haben können, die an ihnen erkranken. Ungefähr 5 bis 8% der Weltbevölkerung leidet an einer Autoimmunerkrankung, wobei die Prävalenz bei Frauen sehr hoch ist (8 von 10 Menschen mit einer Autoimmunerkrankung sind Frauen).
Wie werden Autoimmunerkrankungen definiert? Was sind Antikörper? Was sind immunologische Tests? Für welche Erkrankungen gibt es diese schon?
Wir sagen Ihnen alles in unserem Artikel!
Immunologie und Autoimmunerkrankungen: Definition
Das Immunsystem hat die Fähigkeit, das Eigene vom Nicht-Eigenen bzw. Fremden zu unterscheiden und eine Reaktion auszulösen, um potenziell schädliche Zellen zu eliminieren. Es kann ebenfalls abnorme Zellen entfernt, die vom Organismus kommen. Dieses System setzt sich aus Organen und Zellen zusammen. Verschiedene Arten von Immunreaktionen können auftreten: die angeborene Immunität (sie entstehen, ohne dass das Antigen dem Körper bekannt ist) oder die erworbene Immunität (sie entstehen, wenn der Körper zuvor im Kontakt mit dem Antigen war).
Autoimmunerkrankungen treten auf, wenn das Immunsystem die Organe des Individuums angreift, anstatt diese zu schützen. Die Elemente unseres Immunsystems (Antikörper, Zytokine,…) rufen dann unterschiedliche und je nach Erkrankung mehr oder weniger schwere Läsionen hervor. Über 140 Erkrankungen sind Teil dieser Klassifikation, darunter fallen Krebserkrankungen, rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, systemischer Lupus,…
Antikörper
Es handelt sich um Proteine, deren Aufgabe es ist, uns gegen Angriffe, die unser Körper erleiden kann, insbesondere durch Viren und Bakterien, zu verteidigen. Immunglobuline vom Typ G (IgG) kommen am häufigsten im menschlichen Körper vor.
Diese Antikörper, auch Immunglobuline genannt, werden vom Immunsystem und insbesondere von den Zellen mit dem Namen B-Lymphozyten produziert.
Letztere produzieren Antikörper als Reaktion auf das Eindringen eines Fremdkörpers (Antigen) in den Körper. Die Antikörper greifen das Antigen an, neutralisieren es und fördern das Ausscheiden des Antigens auf spezifische Weise. Jeder Antikörper steht spezifisch für ein Antigen und behält es in seinem Gedächtnis. So können sie schneller produziert werden, falls ein erneuter Angriff durch dasselbe Antigen vorkommt.
Bei Autoimmunerkrankungen richten sich Autoantikörper gegen die eigenen Zellen des Menschen. Sie sind nicht zu 100% spezifisch für eine Erkrankung und sie allein erlauben nicht die Diagnose einer solchen Erkrankung.
Prinzip der immunologischen Tests
Diese Tests suchen nach Autoantikörpern, die bei Autoimmunerkrankungen, aber auch bei anderen Krankheiten vorhanden sind.
Immunofluoreszenz-Test
Diese Methode wird für gesunde Zellen durchgeführt, erlaubt aber ebenfalls den Nachweis von pathogenen Zellen.
ELISA-Test
Es gibt drei unterschiedliche ELISA-Testtechniken:
- Direkter ELISA: Ein Immunglobulin wird vorher mit dem Antigen vermischt. Ein freies Immunglobulin wird zusätzlich hinzugegeben. Nach dem Waschen bleibt nur das freie Immunglobulin übrig, das an das Antigen bindet. Ein andere Immunglobulin, das an ein Enzym gekoppelt ist, bindet an diesen Immunglobulin-Antigen-Komplex. Nach Zugabe des Substrats ist die wahrnehmbare Farbe proportional zur Menge der Antigene.
- Indirekter ELISA: Das Antigen ist in der zu testenden Probe vorhanden. Ein Immunglobulin wird hinzugefügt und bindet an das Antigen. Danach wird ein Enzym hinzugegeben und die anschließende Beigabe des Substrats führt eine farbige Reaktion herbei, die zur Menge der Antigene proportional ist.
- Sandwich-ELISA: Das zu suchende Antigen bindet sich an ein erste Immunglobulin. Ein zweites Immunglobulin wird hinzugefügt und bindet sich an dieses Antigen. Farbiges Substrat wird beigefügt und durch das Enzym umgewandelt, wodurch eine farbige Reaktion entsteht, die proportional zur Menge der Antigene ist.
Verwendung von immunologischen Tests bei der Früherkennung bestimmter Autoimmunerkrankungen
Test auf kolorektalen Krebs
Für Menschen im Alter von 50 bis 74 Jahren wird ein Früherkennungstest im Rahmen des nationalen organisierten Früherkennungsprogramms angeboten. Diese Untersuchung besteht darin, alle zwei Jahre einen Test zu Hause durchzuführen, um nach Blut im Stuhl zu suchen.
Falls Blut im Stuhl nachgewiesen wurde, wird eine Darmspiegelung durchgeführt. Dadurch kann ein kolorektales Karzinom in einem frühen Stadium diagnostiziert oder sogar Krebs verhindert werden, indem Polypen oder Adenome entdeckt werden, bevor sie sich zu krebsartigen Läsionen entwickeln.
Test zur rheumatoiden Arthritis
Bei einer rheumatoiden Arthritis treten die Antikörper mehrere Jahre vor den ersten klinischen Anzeichen auf. Diese Antikörper werden als Anti-CCP oder ACPA bezeichnet.
Biologische Tests messen die Entzündungsmarker (Blutsenkungsgeschwindigkeit und CRP) und suchen nach dem Vorhandensein dieser Autoantikörper. Auch nach anderen Faktoren, genannt Rheumafaktoren, wird gesucht.
Der Rheumafaktor ist ein Immunglobulin, oft vom Typ IgM, das seine Aktivität gegen Immunglobulin G richtet. Man findet es bei 80% der Arthritis-Erkrankungen, die seit mehreren Jahren fortschreiten, aber nur bei 30% der Erkrankungen, die erst begonnen haben.
Dieser Faktor ist nicht spezifisch (Spezifität von 60 bis 80%) für rheumatoide Arthritis, was bedeutet, dass er auch bei anderen Krankheiten vorhanden sein kann. Es kann sich dabei um Infektionskrankheiten, Autoimmunerkrankungen (10 bis 20% der Patienten mit Lupus, >90% der Patienten mit Sjögren-Syndrom,…) oder um Menschen ohne Erkrankungen, vor allem ältere Menschen, handeln.
Die Bestimmung des HLA-DR-Genotyps wird von einigen Teams verwendet.
Test bei Lupus
Mittels dieser Technik wird durch indirekte Immunfluoreszenz von Hep2-Zellen nach antinuklearen Antikörpern gesucht, die bei 99% der Lupus-Patienten zu finden sind.
Gegen native DNA gerichtete Antikörper sind sehr spezifisch für Lupus, insbesondere wenn sie in einer hohen Konzentration vorliegen. Jedoch sind sie nicht konstant vorhanden, sondern nur in 50 bis 80% der Fälle.
Lösliche antinukleäre Antigene oder Anti-ENA (Extractable Nuclear Antigens) richten sich meistens gegen nukleozytoplasmatische Ribonukleoproteine und werden durch Immunodiffusion mittels Immunoblot nachgewiesen. Anti-Sm-Antikörper werden ausschließlich im Falle eines Lupus beobachtet, sind aber nur in 10 bis 20% der Fälle vorhanden.
Ro/SS-A-Antikörper und/oder Anti-La/SS-B-Antikörper werden in 30 bis 70% bei Lupus beobachtet, insbesondere wenn es Hautläsionen gibt. Sie sind nicht spezifisch für Lupus, da sie auch bei 40 bis 70% der Fälle vom primären Sjögren-Syndrom auftreten.
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