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Migräne: Alles, was Sie über die Behandlung wissen müssen!

Veröffentlicht am 08.03.2022 • Von Candice Salomé

Migräne betrifft mehr als 15% der Weltbevölkerung, wobei Frauen häufiger betroffen sind (20% vs. 15% Männer). Sie äußert sich durch spezielle Kopfschmerzen, die von einigen Stunden bis zu einigen Tagen andauern können. Diese häufig vorkommende Erkrankung ist jedoch nicht gravierend. Je nach Intensität und Häufigkeit der Anfälle kann die Migräne jedoch die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen und zu einer Behinderung werden.

Aber was genau ist eine Migräne? Was sind die Ursachen? Wie wird sie behandelt?

Wir verraten es Ihnen in unserem Artikel!

Migräne: Alles, was Sie über die Behandlung wissen müssen!

Was ist Migräne und welche Symptome treten auf? 

Eine Migräne äußert sich durch stechende Schmerzen (Kopfschmerzen) auf der rechten oder linken Seite des Kopfes. Diese Schmerzen folgen dem Herzschlag. 

Bis heute sind die Ursachen der Migräne noch nicht bekannt. Wissenschaftler haben jedoch festgestellt, dass die Durchblutung des Gehirns vor und während eines Migräneanfalls verändert ist

Dennoch wurde nachgewiesen, dass bestimmte äußere Ursachen bei manchen Migränepatienten als Auslöser fungieren können. Dazu gehören Stress, (negative oder auch positive) emotionale Veränderungen, Überanstrengung, starke körperliche Anstrengung, Schlafstörungen, bestimmte Wetterbedingungen, bestimmte Nahrungsmittel, Lärm, Gerüche, helles Licht, die Zeit vor der Menstruation, ...

Es gibt zwei Hauptarten von Migräne:

Migräne mit Aura  

Bei 20% bis 30% der Patienten geht der Migräne eine Aura voraus oder wird von dieser begleitet, d.h. von Seh-, Empfindungs-, Sprach- und/oder Sprechstörungen oder motorischen Störungen. Es handelt sich um eine vorübergehende neurologische Störung, die vollständig reversibel ist.

Am häufigsten sind Sehstörungen (90% der Fälle). Der Patient sieht dann Punkte, glänzende Flecken oder nimmt Löcher in seinem Sichtfeld wahr. Seltener kommt es zu Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in der Hand oder im Gesicht sowie zu Schwierigkeiten, sich auszudrücken.

Bei Migräne mit Aura treten mindestens drei der folgenden Merkmale auf:

  • Mindestens ein Aurasymptom entwickelt sich allmählich über fünf Minuten oder länger
  • Zwei oder mehr Aurasymptome kommen aufeinanderfolgend vor
  • Jedes Aurasymptom dauert zwischen 5 und 60 Minuten
  • Mindestens ein Aurasymptom ist einseitig (nur eine Seite betroffen)
  • Mindestens ein Aurasymptom ist signifikant (z.B. das Auftreten von Flecken im Gesichtsfeld anstelle einer Abnahme)
  • Die Aura wird von einem Kopfschmerz (Migräne) begleitet oder die Kopfschmerzen kommen innerhalb von 60 Minuten danach

Migräne ohne Aura 

Die Mehrheit der Migränepatienten leidet unter Anfällen, die als „ohne Aura“ bezeichnet werden. Diese Anfälle äußern sich durch mäßige bis schwere Kopfschmerzen, die vier bis 72 Stunden anhalten (wenn sie nicht behandelt werden oder die Behandlung nicht wirksam ist). Diese Migräneattacken sind mit Übelkeit, Erbrechen und einer Überempfindlichkeit gegenüber Lärm (Phonophobie) und Licht (Photophobie) verbunden. Außerdem weisen sie mindestens zwei der folgenden vier Merkmale auf:

  • Sie sind einseitig (nur auf einer Seite des Kopfes)
  • Der Patient spürt den Herzschlag im Kopf
  • Die Intensität der damit verbundenen Schmerzen stellt für den Patienten eine echte Beeinträchtigung seiner Aktivitäten dar. Sie können dazu führen, dass der Patient sich hinlegen muss
  • Der Schmerz wird durch Bewegung verstärkt und führt zur Vermeidung von körperlichen Routineaktivitäten

Es gibt andere, viel seltenere Arten von Migräne: familiäre hemiplegische Migräne, Basilarismigräne, Cluster-Kopfschmerz oder auch migräneartige Auren ohne Kopfschmerzen.

Wie lange dauern Migräneattacken und wie häufig kommen sie vor? 

Bei der Hälfte der von Migräne Betroffenen dauert ein Anfall weniger als sechs Stunden und kann durch die Behandlung verkürzt werden. Bei etwa 15% der Patienten können die Anfälle jedoch länger als 24 Stunden dauern.

Die Häufigkeit der Anfälle kann von einigen Episoden pro Jahr bis zu mehreren Episoden pro Monat reichen. 

Von chronischer Migräne spricht man, wenn die Migräneattacken seit mindestens drei Monaten an mehr als 15 Tagen im Monat auftreten. Zwischen den einzelnen Anfällen kommt es zu einer vollständigen Remission der Symptome. Dennoch können je nach Intensität des Anfalls in den darauffolgenden Tagen Ermüdungserscheinungen auftreten.

Wie wird Migräne behandelt? 

Derzeit gibt es noch keine Heilung für Migräne. Die Behandlung dieser Erkrankung beruht auf der Vermeidung veränderbarer Auslöser (Schlafrhythmus, Ernährung, ...), der Behandlung der Anfälle und, bei einigen Patienten, der Vorbeugung der Anfälle durch eine Basistherapie, die täglich eingenommen werden muss. 

Behandlung eines Anfalls 

Die Behandlung eines Anfalls dient dazu, die Schwere und Dauer der Migräne zu begrenzen. Sie sollte bereits bei den ersten Anzeichen eines Anfalls eingenommen werden. 

Zur Behandlung von Migräneattacken werden zwei Therapieklassen empfohlen: nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID) und Triptane.

Die am häufigsten verwendeten und empfohlenen NSAIDs bei Migräne sind Ibuprofen, Ketoprofen und Naproxen.

Eine Kombination aus einem Triptan und einem NSAID kann bei Patienten sinnvoll sein, deren Anfälle durch ein Triptan allein nicht gelindert werden. Unabhängig davon, welche Option gewählt wird, sollte die Behandlung nicht mehr als acht Tage pro Monat eingenommen werden, um das Risiko von Kopfschmerzen zu vermeiden, die durch eine übermäßige Einnahme von Medikamenten induziert werden.

Triptane (eine Medikamentenfamilie, die die Weitung der Blutgefäße im Gehirn reduziert, die für die von Migräne verursachten Schmerzen verantwortlich ist) sind eine spezielle Behandlungsmethode für Migränekopfschmerzen. Es handelt sich um Serotonin-Agonisten, die auf das trigeminovaskuläre System im Gehirn einwirken. Sie werden bei Gefäßproblemen jedoch nicht empfohlen.

Darüber hinaus werden derzeit andere Behandlungsmöglichkeiten für Anfälle erforscht: Gepant und Ditan

Die neuen Gepants (Rimegepant, Ubrogepant) sind Antagonisten des CGRP, des Schmerzbotenstoffs, der vom trigeminovaskulären System freigesetzt wird.

Ditane, Serotonin-Agonisten für den 5HT1F-Rezeptor, sind ihrerseits neuere, spezifischere Derivate der Triptane. Eines dieser Moleküle, Lasmiditan, ist seit Ende 2019 in den USA auf dem Markt.

Bei leichten bis mittelschweren Anfällen können sogenannte „Level-1-Schmerzmittel“ wie Paracetamol oder Aspirin eingenommen werden. Falls notwendig können Prokinetika damit kombiniert werden.

Opiathaltige Schmerzmittel wie Codein oder Tramadol sowie Morphinderivate sind aufgrund des Missbrauchsrisikos nicht empfehlenswert.

Basistherapie

Die Basistherapie zielt darauf ab, die Häufigkeit der Anfälle zu verringern. Sie wird auf ärztlichen Rat hin Personen verschrieben, die unter häufigen, langen und intensiven Migräneanfällen leiden, die zu einer übermäßigen Einnahme der Behandlung der Anfälle führen.

Mehrere Behandlungsmöglichkeiten, die zu unterschiedlichen therapeutischen Klassen gehören, sind bei Migräne wirksam. So können bestimmte Betablocker oder andere Moleküle, die zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden (Candesartan), bestimmte Antidepressiva, bestimmte Medikamente, die auf die Serotoninrezeptoren wirken, oder auch bestimmte Antiepileptika (Topiramat) verschrieben werden.

Ein neuer Forschungsweg hat die Entwicklung spezifischer monoklonaler Antikörper gegen das Neuropeptid CGRP ermöglicht. Seit 2018 beziehungsweise 2019 sind drei dieser monoklonalen Antikörper in der EU zugelassen.

Botulinumtoxin ist ebenfalls eine Option für Patienten, die sehr stark durch chronische Migräne beeinträchtigt sind (mehr als 15 Tage Migräneanfälle pro Monat, die durch herkömmliche Basistherapien nicht gelindert werden können). Die Verwendung von Botulinumtoxin zur Vorbeugung von chronischer Migräne wurde in vielen europäischen Ländern zugelassen, so auch in Deutschland und kann gegebenenfalls von der Krankenkasse übernommen werden.
 


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avatar Candice Salomé

Autor: Candice Salomé, Gesundheitsredakteurin

Candice ist Content Creator bei Carenity und hat sich auf das Schreiben von Gesundheitsartikeln spezialisiert. Ihr besonderes Interesse gilt den Bereichen Psychologie, Wellbeing und Sport. 

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Wer hat es korrigiert: Charlotte Avril, Pharmazeutin, Data Scientist

Charlotte ist promovierte Pharmazeutin und hat einen Master-Abschluss in Pharma- und Biotechnologiemanagement von der ESCP. Ihr besonderes Interesse gilt den Bereichen E-Health, Health Tech, seltene Krankheiten und... >> Mehr erfahren

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