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Schleppen Flüchtlinge gefährliche Krankheiten ein?

Veröffentlicht am 04.01.2016 • Von Giovanni Mària

Schleppen Flüchtlinge gefährliche Krankheiten ein?

"Flüchtlinge sind nicht gefährlich, sondern gefährdet"

Schleppen die Flüchtlinge massenhaft Krankheiten ein? Fachleute verneinen. Das Problem liegt in Deutschland.

Von Werner Bartens

Man kann gleich zu Anfang Entwarnung geben, die Sorgen sind unbegründet. "Es gibt Ängste, dass Flüchtlinge aus anderen Kulturkreisen Krankheiten mitbringen, besonders Infektionskrankheiten", sagt Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts. "Das ist aber nicht der Fall. Von Flüchtlingen geht keine Gesundheitsgefahr aus, das wissen wir inzwischen aus validen Daten. Die Menschen, die zu uns kommen, haben vielmehr die Krankheiten, die auch die Deutschen haben und die man mit Impfungen gut in den Griff bekommen kann."

Die Angst vor gefährlichen Krankheiten, die angeblich nach Deutschland eingeschleppt werden, ist verbreitet. Nicht nur Propagandisten am rechten Rand machen sich diese Befürchtungen zunutze. Schließlich haben Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Somalia, Eritrea und anderen Regionen der Welt eine entbehrungsreiche Flucht hinter sich - oftmals unter miserablen hygienischen Umständen, die diverse Leiden begünstigen könnten. Sie stammen aus Ländern, in denen exotische Erkrankungen heimisch sind und geimpft sind viele Flüchtlinge auch nicht ausreichend. Genügend Gründe also, um sich bedroht zu fühlen und neue oder vermehrt auftretende Krankheiten zu fürchten?

"Die sind alle krank, haben Tuberkulose und bringen exotische Leiden hierher, lautet die Sorge", sagt eine Ärztin vom öffentlichen Gesundheitsdienst der Stadt München. "Dabei ist das an den Haaren herbeigezogen, alle unsere Erhebungen belegen das Gegenteil. Die Flüchtlinge sind nicht gefährlich, sie sind vielmehr gefährdet." Ihre Lebensumstände in den Notunterkünften und Aufnahmelagern tragen dazu bei, dass sie - geschwächt von der Flucht - hier krank werden oder es bleiben.

Aktuelle Zahlen, die das Robert-Koch-Institut kurz vor Weihnachten publiziert hat, untermauern diese Einschätzung. In der 50. Kalenderwoche 2015 wurden bundesweit 168 meldepflichtige Infektionskrankheiten bei den Hunderttausenden Asylsuchenden registriert. In den zehn Wochen zuvor, von Ende September bis Mitte Dezember, waren es insgesamt knapp 1900 Fälle. Ein geringer Anteil, angesichts der vielen Menschen, die ins Land gekommen sind. Und wirklich bedrohlich sind die wenigsten Leiden; zudem sind die Einheimischen durch Impfungen oder ihre Konstitution gut davor geschützt.

Flüchtlinge schleppen keine gefährlichen Krankheiten ein, diese Furcht ist unbegründet

In erster Linie leiden Flüchtlinge unter jenen Krankheiten, vor denen Impfungen sie bewahren würden oder die gut behandelt werden können, besonders Windpocken, Tuberkulose, Hepatitis B und Influenza. Eine weitere große Gruppe bilden die Magen-Darm-Infektionen, die mit einfachster Hygiene verhindert werden könnten, ausgelöst häufig durch Rota- oder Noro-Viren. Kinder im Alter bis zu vier Jahren sind besonders oft von diesen lästigen Leiden betroffen, sie haben mit den schlechten hygienischen Bedingungen am meisten zu kämpfen.

 

 

Auch Daten aus diversen Notunterkünften und Aufnahmelagern, die imDeutschen Ärzteblatt und in regionalen ärztlichen Mitteilungen publiziert worden sind, bestätigen das Bild: Infektionskrankheiten und Magen-Darm-Leiden stehen an erster Stelle, dazu Zahnprobleme, Skabies, wie die Krätze medizinisch genannt wird und Läuse. Aber Läuse gibt es auch bei Kindern in wohlhabenden Gegenden, das ist nicht spezifisch für Flüchtlinge.

 

Sowohl körperlich als auch seelisch sind besonders kleine Kinder von den Strapazen der Flucht gezeichnet. "Die Kinder leiden, wenn die Eltern leiden", sagt die Ärztin. "Verwunderlich ist das nicht: Die Kinder reagieren normal auf unnormale Situationen, wie sie die Flucht und das Leben in einer Massenunterkunft nun mal darstellen." Im British Medical Journal fordern Ärzte ihre Kollegen gerade dazu auf, sich vermehrt in der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen zu engagieren (Bd. 351, S. h6731, 2015). Es fehlen Fachleute, die seelische Störungen und die Folgen von Folter, Trauma und Flucht erkennen und  behandeln können.

Quelle: sueddeutsche.de

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Autor: Giovanni Mària, International Traffic Manager

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19 Kommentare


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Abgemeldeter Nutzer
am 18.01.16

Ja Loreley, auch ich kenne die Problematik am Wohnungsmarkt. Aber ist gibt viele andere Möglichkeiten. Die fast jede Stadt und Gemeinde kennt.Zum Beispiel leerstehende Fabrikhallen und Lagerhallen die man sehr gut als Wohnungen umbauen kann. Auch Bürogebäude und alte Kliniken stehen in Massen herum. Natürlich muß der Staat Geld in die Hand nehmen, aber er hat auch den Handschuh aufgenommen und will Flüchtlinge integrieren und das kostet Geld. Ich bin der Meinung vorhandenes kann man billiger umbauen und schneller als Neubau. Auch nimmt man nicht noch mehr Land weg.  Loreley glaube mir ich weiss von was ich spreche, aber Du hast auch recht in einem, Alte und Arme hätte man in Deutschland schon lange solch einen  Wohnraum anbieten können.Nur will ich hier keine politische Diskussionen entfachen, weil die woanders hin gehören. Gesundheitlich muss auch hierzulande mehr für Arme und Flühtlinge getan werden. Die Gelder der Krankenkassen laufen doch, wie so vieles mehr in den Bürokratiekram als in die Hilfe an sich.Und zur Gesundheit gehören auch ein gesunder Wohnraum, ein gesundes Umfeld um  angesprochen den Krankheiten am Anfang der Diskussion wenig oder gar keine Chance zu geben.


Loreley
am 18.01.16

Bin mir nicht sicher, ob du mich richtig verstanden hast. Ich bin nicht dagegen, Flüchtlinge abzuweisen, weil evtl. andere Leute keine Wohnung haben. Jedoch sehe ich den angeblich so groß vorhandenen Wohnraum zumindest in meiner Stadt nicht unbedingt.

Ich glaube auch nicht, dass es so einfach ist und so schnell geht, Lagerhallen oder Möbelhäuser umzubauen. Zum einen gehören die jemandem, zum anderen sind sie vielleicht teils asbestbelastet, zum anderen wird es schwierig sein, da schnell Sanitäranlagen etc. einzubauen. Außerdem bin ich gegen Ghettobildung. Da gelingt Integration nicht.

Soll hier jedoch keine politische Debatte werden. Wir sind uns jedenfalls einig, dass die Leute aus Sammellagern rausmüssen, weil sich dort Krankheiten rasant verbreiten, dass eine Zeltunterbringung auf Dauer und im Winter gar nicht geht.

Ein weiterer Punkt: Frauen und Kinder sind in diesen Lagern nochmals ganz anders gefährdet.

LG

Loreley


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Abgemeldeter Nutzer
am 19.01.16

 Loreley ich habe dich nicht missverstanden, keine Sorge.Flüchtlinge abweisen war nie weder von dir noch von mir die Rede.

Ja ich weiss auch das bestimmte Städte Wohnraumnot haben, aber sieh dich mal um, bestimmt gibt es auch in deiner Stadt ein lange leerstehendes Objekt.Warum wohl? Insolvenz oder Abschreibung...

Asbestverseuchung wäre natürlich ein Argument, da bin ich aber für Abriss auf der ganzen Linie, denn auch die Luft nimmt ja Partikel auf.

Die jenigen, deren Möbel und Lagerhäuser sowie Bürohäuser leerstehen, sind meist froh, einen Mieter wie den Bund zu bekommen. Umbauen mit Sanitäranlagen geht schnell. Es gibt in verschiedenen Großstädten einige Fabriken, die in Wohnungen schon vor Jahren umgebaut wurden.Neubauen dauert längert und nimmt Fläche weg.

.Die Ghettobildung ist hier sogar vielleicht geringer als wenn Neubauten auf einen Terrain entstehen, da viele der Objekte in mitten der Städte stehen.Ich habe zur Zeit in der Verwaltung zwei solche Objekte die schon jahrelang funktionieren und das in einer Kleinstadt.Ausserdem muß man da nicht nur Flüchtlinge oder Arme rein tun, auch der Facharbeiter mit Kinder sucht günstigen Wohnraum. Zudem sind meist große Parkflächen schon vorhanden, wo man Teile zu Kinderspielplatz oder Sportplatz umwandeln kann. Auch kleine Geschäfte oder Arztpraxen kann man integrieren.

Geht nicht in jeder Stadt ich weiss, aber es müssen auch nicht in jeder Stadt Flüchtlinge mit untergebracht werden. Man muß sich ja wirklich überlegen wo bekommt man denn den vielen Platz her, das geht auch nicht so einfach.

Die Frage steht auf Krankheitsbildungen und das ist in Notunterkünften halt sehr schnell verbreitet. Eine einfache Erkältung ist da ja schon schlimm. Oder Kinderkrankheiten wie es halt in Kindergärten oder Schulen auch der Fall sein Kann, es kommt hier noch der Zustand der Leute dazu, abgekämpft und mit Trauma versehen, langt eine Krankheit bestimmt schneller zu .Und wie du richtig schreibst auch die Gefahr der Frauen und Kinder wird wohl mit jeden Tag dramatischer, dass auch wieder Krankheiten zudem hervorrufen wird.

Ändern werden die Bürger nichts solange der Staat nicht mit drastische Massnahmen auffährt. Man kann sich nicht Menschen ins Land holen und sich nur auf den Gutwill der Bürger verlassen.Hier müssen Länder und Kommunen schnell eingreifen, damit keine Seuchen, keine Ghettos, keine noch schlimmere Dingen passieren. I N T E G R A T I O N kann nur mit guten sozialen Vorraussetzungen gelingen.Das wichtigste ist, raus aus den Lagern und aus den Zelten.Zur Not wie nach den Krieg Behelfsheime erstmal bauen.


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Abgemeldeter Nutzer
am 20.01.16

Du scheinst dich ja recht gut auszukennen, samika .


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Abgemeldeter Nutzer
am 20.01.16

 Verena, ja, das stimmt, Danke, aber ich will mich hier nicht  dazu äußern.

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