Von den größten Versäumnissen bei Ebola-Ausbrüchen
Veröffentlicht am 23.11.2015 • Von Giovanni Mària
Ebola - Protokoll des Versagens
Nie zuvor ist ein Ebola-Ausbruch so aus dem Ruder gelaufen wie die andauernde Epidemie in Westafrika. Die Gründe haben Forscher jetzt detailliert dargelegt. Sie lassen nichts Gutes erwarten.
Nun ringt wieder ein Mann in der liberianischen Hauptstadt Monrovia mit dem Tod. Erneut schwärmen die Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden aus, um verängstigte Menschen unter Quarantäne zu stellen. Zwei Monate, nachdem Ebola in Liberia für besiegt erklärt wurde, ist die Krankheit erneut aufgeflammt.
Das Virus wütet in Westafrika länger und heftiger als all seine vorangegangenen Ausbrüche zusammen. Mehr als 28 000 Menschen erkrankten, mehr als 11 000starben, die betroffenen Länder stehen vor finanziellen Verlusten in Milliardenhöhe. Wie konnte es zu diesem katastrophalen Ausmaß kommen? 20führende Epidemiologen, darunter der Ebola-Mitentdecker Peter Piot, geben im Fachblatt Lancet eine Antwort: durch Versagen auf vielerlei Ebenen und über viele Monate hinweg. Ihre Bilanz ist schonungslos und beunruhigend. Denn verantwortlich für das Leid sind strukturelle Fehler, die bis heute nicht ausgerottet sind. Die größten Versäumnisse:
Dezember 2013 bis März 2014: Ebola verbreitet sich komplett unbemerkt
Im Dezember 2013 infizierte sich in Guinea ein Kind mit dem Erreger. Es vergingen drei Monate, in denen sich das Virus unter Dutzenden Menschen verbreitete, ohne dass irgendjemand Notiz davon nahm. Das Land hatte keine Einrichtungen für die Seuchenkontrolle aufgebaut, obwohl es sich wie alle anderen Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation WHO schon vor Jahren dazu verpflichtet hat. Das Versäumnis ist kein Einzelfall: Bis 2014 waren zwei Drittel aller WHO-Mitgliedsländer dieser Verpflichtung nicht nachgekommen. Die Geschichte könnte sich in diesen Staaten leicht wiederholen.
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