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Die Diagnose Alzheimer: Mit den Zweifeln der Familie umgehen und sich um die erkrankte Person kümmern

Veröffentlicht am 21.09.2018 • Von Louise Bollecker

Vor 5 Jahren bemerkte Elisabeth als erste, dass ihre Mutter sich ungewöhnlich verhielt. Weder ihre Familie, noch ihre Mutter wollte ihr glauben, als sie Alzheimer ins Gespräch brachte. Heute, mit 88 Jahren, lebt die Mutter von Elisabeth noch immer alleine bei sich zu Hause. Dies hat sie der Hartnäckigkeit ihrer Tochter zu verdanken.   

Die Diagnose Alzheimer: Mit den Zweifeln der Familie umgehen und sich um die erkrankte Person kümmern

Wie kamen Sie auf den Verdacht, dass Ihre Mutter unter Alzheimer leiden könnte?

Ich habe Veränderungen in ihrem Verhalten festgestellt. Zunächst, weil sie ständig nervös war, sie spielte dauert mit ihren Schlüsseln, Papierschnipseln oder anderen alltäglichen Dingen. Mir fiel auch auf, dass sie Daten durcheinander brachte und Termine vergaß. Sie stellte mir oft mehrmals die gleiche Frage und fixierte sich auf harmlose Details im Alltag, von denen sie immer wieder sprach. Sie vergaß alltäglich Dinge, zum Beispiel wie sie das Duschgel aufräumte, oder wie man Schuhe putzt. Plötzlich wusste sie auch nicht mehr, was sie am Vortag gegessen oder im Fernseher gesehen hatte.

Teilte Ihr Umfeld Ihre Auffassung?

Abgesehen von meiner Tochter, die ihrer Oma sehr nahe steht, meinten alle, dass ich übertreibe. Meine Mutter konnte - und kann noch immer - Witze machen und fast normale Gespräche führen, zumindest in den Augen der Personen, die sie weniger gut kennen.

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Wie hat Ihre Mutter reagiert, als Sie die Alzheimer-Krankheit angesprochen haben?

Sie wurde wütend und schob ihre Ausfälle auf vorübergehende Müdigkeit. Ich musste wirklich darauf bestehen, sie anschreien und mich mit ihr streiten, bis sie endlich eingewilligt hat das Gedächtniszentrum in unserem Krankenhaus aufzusuchen.

Wie lief die Diagnose der Krankheit ab?

Die Diagnose wurde von einem Geriater des Gedächtniszentrums unseres Krankenhauses gestellt. Der Geriater hat uns zusammen empfangen, und dann musste ich einen Fragebogen ausfüllen, während meine Mutter mit dem Arzt alleine war. Es wurden auch ein paar klassische Untersuchungen durchgeführt (Blutdruck, etc.) sowie ein Test von etwa 1,5 Stunden mit einem Psychologen.

Nach dem der Geriater sich die Ergebnisse angeschaut hatte, empfahl er uns ein CT des Gehirns.

Hatten Sie den Eindruck, bei den Ärzten in guten Händen zu sein?

Ja auf jeden Fall, das ist auch sehr wichtig!

Wie gehen Sie im Alltag damit um? Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie vor allem zu kämpfen?

Am schwierigsten war es, sie davon zu überzeugen, dass ihre Haushaltshilfe nun zweimal die Woche kommt anstatt einmal, und dass sie nicht nur den Haushalt macht, sondern dass sie auch mit ihr einkaufen geht, ihre Post durchgeht und hilft, ihr Klamotten aufzuräumen...

Ich versuche geduldig zu sein, aber manchmal ist das gar nicht so einfach. Meine Mutter wird aber überhaupt nicht mehr wütend, sie hat akzeptiert, dass ich das alles für ihr Bestes mache, damit sie nicht ins Altersheim muss. Dafür ist sie sehr dankbar.

Welche Tipps würden sie einer Person geben, die bei einem Angehörigen den Alzheimer Verdacht hegt?

Gehen Sie ins Krankenhaus und machen Sie die nötigen Tests, selbst wenn Sie die betroffene Person dorthin schleifen müssen.

Welche Tipps würden Sie jemanden geben, der sich um eine Person mit Alzheimer kümmert?

Im Moment der Diagnose sollte man auf seinen Instinkt hören, und auf niemanden Anderen und man sollte ein gutes Krankenhaus oder Behandlungszentrum für die betroffene Person finden.

Zu Beginn der Krankheit sollte man einfache und wirksame Mittel finden, die der Person helfen, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben, z.B. immer einen festen (identischen) Tagesablauf zu haben. Man sollte keine Angst davor haben, auf einfache Methoden zurückgreifen, auch wenn das zu Beginn etwas albern erscheint. Ich habe für meine Mutter fast alles auf kleinen Zettel notiert, Termine, die Jobs meiner Kinder, anstehende Ereignisse wie Weihnachten usw. Das Allerwichtigste aber, ist, das man stark sein muss! Mann muss im Interesse des Betroffenen handeln und manchmal, wenn es notwendig, ist Härte zeigen...

Vielen Dank Elisabeth für das Gespräch. In Namen von Carenity wünschen wir Ihnen, Ihrer Familie und Ihrer Mutter alls Gute.

avatar Louise Bollecker

Autor: Louise Bollecker, Community Manager Frankreich

Louise ist Community Managerin von Carenity in Frankreich und Chefredakteurin des Gesundheitsmagazins. Sie bietet allen Mitgliedern Artikel, Videos und Erfahrungsberichte. Ihr Ziel ist es, die Stimme der Patienten zu... >> Mehr erfahren

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