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Impfen gegen den Krebs

Veröffentlicht am 24.10.2017 • Von Giovanni Mària

Impfen gegen den Krebs

Impfen gegen den Krebs

Ribonukleinsäuren sind die neue Hoffnung in der Tumormedizin. Sie können für jeden Patienten individuell zugeschnitten werden.

Vierzehn Achttausender gibt es. Reinhold Messner hat als Erster alle erobert und etliche Gipfel mehr. Ob Himalaja, Alpen oder Arktis: der mittlerweile 73-Jährige kennt sich mit Extremen aus, weiß, was Risiken bedeuten, hat nicht nur einmal an der Grenze zwischen Leben und Tod gestanden, aber seine Ziele trotzdem beharrlich verfolgt. Bergsteiger und Manager suchen deshalb seinen Rat. Nun sogar Grundlagenforscher, Ärzte und Start-up-Unternehmer. Sie erhoffen sich Inspiration, wenn Reinhold Messner auf der 5. internationalen „mRNA Health Conference“ Anfang November in Berlin erzählen wird, wie sich Berge versetzen lassen.

Allein die Tatsache, dass dieses Treffen mit Messners „Moving Mountains“ beginnen soll und erst danach „Cracking the Epitranscriptome“ auf dem Programm steht, zeugt davon, dass die Branche im Aufbruch ist. Der Sprung vom Labor in die Klinik und auf den Pharmamarkt steht an. Wenn sich die Erfolge der ersten klinischen Tests in den nächsten Studien bestätigen lassen, darf die Medizin bald auf eine neue Art der Behandlung und Prophylaxe hoffen.

„Bisher dominierten Antikörper und ,small molecules‘, nun nimmt man Ribonukleinsäure (RNA) als Arzneimittel wahr, und es fließen mehr Investitionen“, sagt Jörg Vogel, der auf der Konferenz als Gründungsdirektor das neue Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung vorstellen wird, das in Würzburg gerade im Entstehen ist. Mit seinen Kollegen will er die akademische Seite vertreten in diesem Bereich, dessen Boom von den Errungenschaften der jüngsten Vergangenheit profitiert. Mehrere Nobelpreise pflasterten den Weg: „Entdeckungen, wie die der RNA–Interferenz, förderten das Forschungsfeld, zudem gelingt die Synthese von RNA inzwischen einfacher“, erklärt Vogel, warum das Potential vergleichsweise spät erkundet wird. Dabei hat RNA gegenüber anderen Substanzklassen einige Vorteile zu bieten, so sind die Präparate recht stabil, lassen sich womöglich „in der Hosentasche nach Afrika tragen“, auf die oft mühevolle Kühlung könnte verzichtet werden.

RNA ist der neue Hoffnungsträger


Vom Gen auf dem DNA–Strang zum Eiweißmolekül: Seit Jahrmillionen nutzen Organismen bewährte Prozesse zur Proteinbildung. Diesen universellen Reigen aus Transkription, Translation und entsprechenden Synthesen will man in Zukunft direkt für die Medizin nutzen. Was bisher aufwendig und teils teuer in komplexen Industrieanlagen hergestellt werden muss, produziert der Körper in seinen Zellen dann schlicht selbst. Impfstoffe zum Beispiel. Oder Krebsmedikamente. Man muss nur die Vorlage für die gewünschten Proteine spritzen, und zwar in Form von Ribonukleinsäuren als „messenger“, kurz mRNA. So lautet jedenfalls die einfache wie überzeugende Idee, seit man weiß, dass fremde genetische Blaupausen in den Zellen nicht sofort zerlegt, sondern durchaus abgelesen werden. Wenn sie am richtigen Ort landen.

Diese molekularen Botschaften gilt es nun sorgfältig zu entwickeln und in ein pharmakologisch brauchbares Format zu packen. Damit beschäftigen sich Forscher bereits. Wer und wo, das lässt sich beispielsweise an den Sponsoren der Berliner Konferenz im November ablesen. Drei Biotech-Firmen stehen an oberster Stelle. Die im amerikanischen Cambridge angesiedelte Moderna Therapeutics etwa, die 2011 die Arbeit aufnahm und durch eine geeignete Impfung der Infektion mit Zika-Viren, aber auch Influenza und Chikungunya vorbeugen möchte; eine Immuntherapie gegen Tumoren wird derzeit in einer Phase-I-Studie am Menschen erprobt.

faz.net

avatar Giovanni Mària

Autor: Giovanni Mària, International Traffic Manager

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1 Kommentar


Loreley
am 28.10.17

Sehr interessant.

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