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Welche Rolle spielt die genetische Veranlagung bei Depressionen?

Veröffentlicht am 06.08.2021 • Von Candice Salomé

Depressionen sind eine häufige Erkrankung. 1 von 10 Personen werden im Laufe ihres Lebens daran erkranken, das sind 5 bis 15% der deutschen Bevölkerung. Die Ursachen für Depressionen sind vielfältig: Traumatische Ereignisse, große Veränderungen, Einsamkeit, Unsicherheiten, Stress, …

Aber was ist mit der Genetik? Gibt es eine Veranlagung für Depressionen? Kann die Genetik alles erklären? Was könnten diese Entdeckungen für die Behandlung von Depressionen bedeuten?

Wir sagen Ihnen alles in unserem Artikel! 

Welche Rolle spielt die genetische Veranlagung bei Depressionen?

Schwere depressive Störungen haben schwerwiegende Folgen für die Patienten: Isolation, Arbeitsunfähigkeit, Schlafstörungen, … Die Optimierung der Behandlung und die Vorbeugung von Rückfällen sind wichtige Fragen der Public Health. Eine bessere Kenntnis der Ursachen und Mechanismen von Depressionen ist unerlässlich.

Welche Rolle spielt die Genetik bei Depressionen?

Studien zufolge erhöhe sich das Risiko, an Depressionen zu erkranken, um das Zwei- oder sogar Vierfache, wenn eines der beiden Elternteile selbst eine depressive Phase durchmachte. Ebenso ist ein eineiiger Zwilling einer Person mit Depressionen selbst eher betroffen als ein zweieiiger Zwilling.

Es ist daher wahrscheinlich, dass die genetische Veranlagung das Risiko, an Depressionen zu erkranken, erhöhen könnte.

Im Jahre 2000 zeigten Ergebnisse der Abteilung für Psychiatrie der Columbia University, dass Fälle von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen häufiger sind, wenn die Eltern selbst an Depressionen erkrankt waren.

2001 wurde in einer Studie, die im The American Journal of Psychiatry erschien, untersucht, inwiefern Depressionen übertragen werden können. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass schwere Depressionen bei Elternteilen erhöhte Risiken für soziale Phobien, schwere Verhaltensstörungen und soziale Probleme hervorriefen, aber auch zu einem höheren Risiko führten, dass ihre Kinder Depressionen entwickelten.

In jüngerer Zeit, im Jahr 2016, bestätigte eine amerikanische Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht wurde, den Einfluss der Gene auf das Risiko, an Depressionen zu erkranken.

Die breit angelegte Studie interessierte sich für die genetischen Varianten, die mit schweren Depressionen in Verbindung stehen. Die untersuchte Population war zu 97% kaukasisch. Das Genom all dieser Personen wurde analysiert, um eventuell an Depressionen beteiligte Gene zu identifizieren.

Die Wissenschaftler hoben 17 unabhängige genetische Variationen in 15 Regionen des Genoms hervor.

Die meisten dieser Variationen befinden sich in Genen, die im zentralen Nervensystem exprimiert und an der Entwicklung des Gehirns beteiligt sind.

Ein Gen, das mit Depressionen in Verbindung steht, ist bereits durch seine Rolle bei Epilepsie und geistigen Defiziten bekannt.

Diese Ergebnisse deuten also darauf hin, dass ein und dasselbe Gen je nach genetischer Variabilität unterschiedliche Krankheiten hervorrufen kann.

Ein weiteres Gen wurde in einem Mausmodell zu Depressionen mit sozialer Isolation in Verbindung gebracht.

Die Rolle der anderen Gene muss noch geklärt werden.

Auf dem Weg zu neuen therapeutischen Ansätzen?

Die Feststellung des Einflusses der Gene auf das Risiko, an Depressionen zu erkranken, könnte es ermöglichen, die Behandlung dieser Erkrankung zu verändern.

In der Tat zielen die meisten Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen auf die Folgen der Krankheit ab und lassen die ursprüngliche Ursache außer Acht. Während diese Behandlungsmöglichkeiten bei einigen Patienten wirksam sind, sind sie es bei Patienten mit schweren Depressionen manchmal weniger.

Fortschritte in der Gentherapie könnten in der Zukunft die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze ermöglichen.

Kann die Genetik alles erklären?

Ein besseres Verständnis für die Ursachen und Mechanismen von Depressionen öffnet den Weg für neue Forschungen nach geeigneteren Behandlungsmöglichkeiten und eine bessere Prävention von Rückfällen.

Dennoch scheint die genetische Vererbung nicht die direkte Ursache für Depressionen zu sein. Die Wahrscheinlichkeit, an Depressionen zu erkranken, ist zwei- bis viermal höher, wenn ein Elternteil selbst depressiv ist, aber es ist auch möglich, dass man selbst nie erkrankt.

Umweltfaktoren spielen bei Depressionen eine wichtige Rolle. Ein schwerwiegendes Ereignis wie ein Trauma, ein Todesfall oder eine Scheidung können eine Depression auslösen, insbesondere bei genetisch veranlagten Personen.

Finden Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen auch in unserem Video:



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avatar Candice Salomé

Autor: Candice Salomé, Gesundheitsredakteurin

Candice ist Content Creator bei Carenity und hat sich auf das Schreiben von Gesundheitsartikeln spezialisiert. Ihr besonderes Interesse gilt den Bereichen Psychologie, Wellbeing und Sport. 

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