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Fordern Sie bei Endometriose ärztliche Betreuung

Veröffentlicht am 06.03.2019 • Von Léa Blaszczynski

Entdecken Sie die Geschichte von Louise, unser Mitglied von Carenity.fr. Sie ist eine 30jährige junge Frau, die seit 19 Jahren unter Endometriose leidet.

Fordern Sie bei Endometriose ärztliche Betreuung

Erinnern Sie sich an den Tag Ihrer Diagnose? 

Ich war 20 Jahre alt und schon seit neun Jahren klagte ich über starke Schmerzen während meiner Periode. Ich hatte sogar schon einmal eine Überdosis an Medikamenten, weil ich während der Matura so viel Ibuprofen geschluckt hatte. Ich bin zu dem Frauenarzt gegangen, der schon meine Schwester diagnostiziert hatte, und dann ging alles sehr schnell. Ich hatte eine MRT-Untersuchung und die Diagnose fiel. Ich war gleichzeitig erleichtert und wütend.

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Wie hat sich die Endometriose auf Ihre Lebensqualität ausgewirkt ?

16 Jahre lang habe ich mindestens vier Tage im Monat mein Leben « auf Pause » gestellt. Ich lag teetrinkend im Bett mit einer Wärmflasche auf dem Bauch und nahm Morphium. Vier Tage ohne schlafen, essen, lesen oder sprechen zu können; ich konnte nur die Zähne zusammenbeißen und warten, bis es vorbei war. Das ist kein Leben. Ganz zu schweigen davon, daß die Endometriose mein Frauenbild völlig zerstört hat. Mit 18 war ich magersüchtig, weil ich keine Frau mehr werden wollte. Alles was mit dem Frauenbild zu tun hat : Sexualität, Regel, Mutterschaft wird durch die Endometriose zerstört.

Hat sich dies auf Ihre Beziehungen zu Ihren Angehörigen ausgewirkt?

Klar. Da sind auch ein paar Freunde abgefallen. Es gab Einfühlsame, die verstehen konnten und für mich da waren und andere, die meinten ich würde total überteiben. Die sind schnell aus meinem Leben verschwunden. Und bei den Männern ist das eine weiteres Problem. Man muß schon fähig sein zu akzeptieren, daß man seine Partnerin jeden Monat leiden sieht, akzeptiern, daß sie vielleicht keine Kinder bekommen kann - und noch dazu kann der Geschlechtsverkehr schmerzhaft sein. Das ist viel auf einmal für einen Mann. Einige verstanden es gar nicht, andere haben es versucht, aber ohne viel Erfolg. In jedem Fall bevorzugen die Menschen im Allgemeinen einen Partner, der nicht krank ist.

Hatte es Auswirkungen auf Ihr berufliches Umfeld?

Ja, ich mußte meine Ruhetage auf die Basis meiner ersten zwei Menstruationstage festlegen, sodaß ich nicht jeden Monat zwei Urlaubstage oder zwei Tage im Krankenstand aufzuweisen hatte, die ich nicht ausbezahlt bekommen hätte. Die beiden Tage darauf lernte ich die Zähne zusammenzubeißen, um zu arbeiten. Ich hatte das Glück, sehr verständnisvolle Teams um mich herum zu haben. Und paradoxerweise bekam ich mehr Mitgefühl von meinen männlichen Kollegen als von Frauen.

Haben Sie unter einer Art von gynäkologischer Gewalttätigkeit gelitten?

Es ist schon gewalttätig und beschämend genug, sich nackt auf einem Metalltisch vor einem Fremden zu befinden. Ich habe schon so viele schwierige Situationen erlebt, daß es mich heute weniger trifft. Aber ich erinnere mich an einen Krankenhausarzt, den ich sah, weil ich fünf Monate lang ununterbrochen Menstruationsblutungen hatte. Ich war 18, verängstigt, anämisch und erschöpft. Er weigerte sich mich zu untersuchen, weil ich « schmutzig » war und injizierte mir eine künstliche Menopause, ohne mich vor den Nebenwirkungen (Hitzewallungen, Übelkeit, Schwindel, Trockenheit…) zu warnen. Wenn ich den heute wiedertrefen würde …

Was sind Ihre kurz-und langfristigen Projekte?

Kurzfristig will ich immer wieder und immer öfter über Endometriose sprechen, damit jeder von dieser Krankheit erfährt. Es ist absurd, daß eine Krankheit, die mehr als eine von zehn Frauen betrifft, so tabu ist. Und auf lange Sicht hoffe ich, daß ein Mädchen, das während seiner Periode über Schmerzen klagt, nicht mehr : « Das ist normal! » zu hören bekommt.Persönlich hoffe ich nur auf eine Behandlung welche die Regel stoppt und die Schmerzen bis zu meiner Menopause  verhindert. Ich hoffe, daß ich mich nicht operieren lassen muß und daß ich eines Tages Kinder bekommen kann.

Welche Botschaft möchten Sie den Frauen in derselben Situation wie Sie vermitteln?

Wenn Sie Schmerzen haben, kämpfen Sie darum, daß sich jemand um Sie kümmert und lehnen Sie Infantilisierung ab. Fordern Sie Antworten und ziehen Sie die Ärzte zur Rechenschaft. Niemand weiß besser als Sie, was Sie fühlen. Wenn Sie sagen, Sie haben Schmerzen, dann haben Sie Schmerzen und das ist nicht normal. 

Vielen Dank an unser Mitglied aus Frankreich für ihren Beitrag. Haben Sie auch eine Erfahrung zu teilen? Kommentiern Sie jetzt und tauschen Sie aus!

avatar Léa Blaszczynski

Autor: Léa Blaszczynski, Gesundheitsredakteurin, Kommunikationsexpertin

Da sie seit 2013 bei Carenity ist, birgt das Schreiben von Gesundheitsartikeln für Léa keine Geheimnisse mehr. Ihr besonderes Interesse gilt den Bereichen Psychologie, Ernährung und körperlicher Aktivität.

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