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HIV und Coronavirus

Veröffentlicht am 19.05.2020 • Von Léa Blaszczynski

Vom Humanen Immunschwäche-Virus (HIV) sind weltweit 36,9 Millionen Menschen betroffen, darunter mehr als 87.900 Menschen in Deutschland. 10.600 Menschen mit HIV wissen nach Hochrechnungen nichts von ihrer Infektion. HIV richtet sich gegen CD4-Lymphozyten, Zellen, die für das Immunsystem essentiell sind und den Patienten für opportunistische Infektionen anfällig machen.

Laut Deutsche Aidshilfe gibt es keine Daten, dass Menschen mit HIV unter wirksamer HIV-Therapie in besonderer Weise durch Corona gefährdet wären. Es gibt allerdings auch keine Daten, dass ihr Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs nicht erhöht ist.
Erhöht ist das Risiko eines schweren Verlaufs für Menschen mit HIV und stark geschwächtem Immunsystem, weil sie keine HIV-Medikamente nehmen.

Was bedeutet "höheres Risiko"? Wie können Sie sich schützen? Schützen HIV-Medikamente Sie vor dem Virus oder machen sie Sie anfälliger? Lassen Sie uns Ihre Fragen beantworten!

HIV und Coronavirus

Ich habe HIV, bin ich stärker gefährdet, von COVID-19 betroffen zu sein?

Nicht alle HIV-Patienten haben ein erhöhtes Risiko. Bei HIV-Patienten mit einer guten CD4-Zahl (über 200) und einer nicht nachweisbaren Viruslast, die 95% der HIV-Patienten in Deutschland ausmachen, wird nicht davon ausgegangen, dass ihr Immunsystem geschwächt ist. Wenn Ihre CD4-Zahl jedoch unter 200 liegt, wenn Sie nicht behandelt werden oder eine nachweisbare Viruslast haben, ist es besonders wichtig, dass Sie die Leitlinien befolgen, um das Risiko einer Ansteckung mit dem Virus zu verringern.
Für alle Menschen – mit oder ohne HIV – sind die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor Corona das gründliche und regelmäßige Händewaschen mit Seife, körperlicher Abstand und die Reduzierung sozialer Kontakte. Bei vielen Menschen auf engem Raum steigt das Risiko einer Ansteckung.

Bin ich einem grösseren Risiko ausgesetzt, wenn ich sowohl HIV als auch Hepatitis B oder C habe?

Laut Professor Gilles Pialoux, Leiter der Abteilung für Infektions- und Tropenkrankheiten am Tenon-Krankenhaus in Paris, hat das COVID-19-Virus, das in seiner klinischen Form immer komplexer wird, in einigen Bevölkerungsgruppen Leberschäden verursacht. Dies stellt ein übermäßiges Risiko dar, und Träger von Hep B oder Hep C müssen besonders wachsam sein.

Welche Vorsichtsmassnahmen sollte ich treffen, wenn ich immungeschwächt bin?

Ganz einfach, respektieren Sie die Barriere-Gesten und bleiben Sie zu Hause. Wenn Symptome auftreten (Müdigkeit, Geschmacksverlust, Fieber, Husten, Atembeschwerden usw.), wenden Sie sich an Ihren Hausarzt und informieren Sie Ihren HIV-Kliniker oder Hepatologen. 

Einige HIV-Medikamente werden gegen COVID-19 getestet. Bin ich also sicherer, wenn ich eines dieser Medikamente einnehme?

Dies ist ein weit verbreiteter Glaube geworden, seit Ärzte in China Patienten, die sich mit dem Coronavirus angesteckt hatten, ein antiretrovirales Medikament gegen HIV (Lopinavir-Ritonavir) verabreicht haben. Laut Prof. Gilles Pialoux gibt es derzeit weltweit 625 registrierte Studien mit Molekülen, von denen bekannt ist, dass sie gegen HIV aktiv sind. Bis jetzt hat jedoch keines dieser Moleküle eine Wirksamkeit gezeigt, abgesehen von In-vitro-Studien. Es wird daher empfohlen, das Medikament in der empfohlenen Dosis weiter einzunehmen.

Wenn ich mit COVID infiziert bin und auf eine Intensivstation gebracht werde, werde ich dann trotzdem weiter behandelt?

Natürlich gibt es viele Lösungen, die von den Teams auf der Intensivstation verwendet werden, um sicherzustellen, dass Sie Ihre Behandlung erhalten. Wenn es keine injizierbare Form gibt, können sie zum Beispiel die Tabletten zerkleinern und durch eine Magensonde verarbreichen. Kein Grund zur Sorge.

Wenn ein Impfstoff gefunden wird, kann ich dann geimpft werden?

Es gibt viele Bemühungen um die Entwicklung eines Impfstoffs, so dass ein COVID-19-Impfstoff möglicherweise irgendwann einmal zum Tragen kommen wird. Einige Impfstoffe können jedoch bei immungeschwächten Patienten kontraindiziert sein. Es ist noch zu früh, um zu wissen, welche Form ein solcher Impfstoff annehmen wird, aber es ist denkbar, dass die notwendigen Schritte unternommen werden, um alle Patienten umfassend zu impfen.

Wie findet man Unterstützung auf Carenity?

Carenity hat derzeit viele Patienten und Angehörige von HIV-Patienten. Auf der Plattform können Sie Unterstützung von anderen Mitgliedern der Gemeinschaft finden. Es ist wichtig, sich gegenseitig zu helfen, besonders in dieser schwierigen Zeit der COVID-19-Pandemie. Beteiligen Sie sich an unseren aktuellen Diskussionen unten!

Kontakte und nützliche Seiten

  • Die BZgA bietet eine Telefonberatung zu HIV und Aids unter de Nummer 0221 892031 
    (Preis entsprechend der Preisliste ihres Telefonanbieters für Gespräche in das deutsche Festnetz)
    Montag bis Donnerstag: von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr

  • Die Deutsche Aidshilfe bietet eine Telefonberatung unter der Nummer 0180 33 19411
    (maximal 9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz, maximal 42 Cent/Min. aus den deutschen Mobilfunknetzen)
    von montags bis freitags von 9 bis 21 Uhr und samstags und sonntags von 12 bis 14 Uhr

    Auf www.aidshilfe-beratung.de können Sie sich per Mail und Chat zu allen Fragen rund um HIV und andere Geschlechtskrankheiten beraten lassen.

    Aidshilfen bieten auch kostenlose Beratungen vor Ort an. Einen Termin können Sie telefonisch mit einer Aidshilfe in Ihrer Nähe vereinbaren.

War dieser Artikel hilfreich für Sie? Haben Sie irgendwelche Ratschläge, die Sie der Gemeinschaft mitteilen möchten?

avatar Léa Blaszczynski

Autor: Léa Blaszczynski, Gesundheitsredakteurin, Kommunikationsexpertin

Da sie seit 2013 bei Carenity ist, birgt das Schreiben von Gesundheitsartikeln für Léa keine Geheimnisse mehr. Ihr besonderes Interesse gilt den Bereichen Psychologie, Ernährung und körperlicher Aktivität.

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