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Serotonin-Syndrom: Worum handelt es sich?

Veröffentlicht am 24.03.2022 • Von Candice Salomé

Das Serotonin-Syndrom ist eine potenzielle Nebenwirkung von Medikamenten, deren Aufgabe es ist, die serotonerge Übertragung im Nervensystem zu erhöhen. Zu diesen Medikamenten gehören auch einige Antidepressiva.

Aber was ist eigentlich Serotonin? Was ist das Serotonin-Syndrom wirklich und was sind seine Symptome? Was kann man dagegen tun?

Wir verraten es Ihnen in unserem Artikel!

Serotonin-Syndrom: Worum handelt es sich?

Worum handelt es sich bei Serotonin? 

Serotonin ist ein Neurotransmitter, d.h. eine Substanz, die Informationen im Organismus weiterleitet. Es wird aus einer Aminosäure, dem Tryptophan, synthetisiert. Es übernimmt zahlreiche Aufgaben.

Serotonin wird von Neuronen produziert, um mit anderen Neuronen im Gehirn zu kommunizieren. Es wird oft als „Glückshormon“ bezeichnet, da seine Wirkung auf die Stimmung wichtig ist. Tatsächlich spielt Serotonin eine Rolle bei der Regulierung von Verhalten und Stimmung, Angst oder auch des Lernens. Es ist auch an der Motivation und der Entscheidungsfindung beteiligt. 

Serotonin wird nicht nur im zentralen Nervensystem (5% des gesamten Serotonins), sondern auch im Blut und im Darm (zusammen 95%) produziert. Im Blut wirkt es vor allem auf die Blutgerinnung und die Regulierung des Durchmessers der Blutgefäße. Im Verdauungstrakt trägt es zur Funktion der Mikrobiota (Bakterien, die das Innere des Darms auskleiden) und zur Kontraktion des Darms bei, was die Verdauung fördert.

Ein Mangel an Serotonin
kann zu zahlreichen Symptomen und Krankheiten führen, darunter auch Depressionen. Psychische Manifestationen wie Neurosen, Angstzustände, erhöhte Aggressivität, Stimmungsschwankungen, Panikattacken, Nervosität, Erschöpfung oder auch Phobien können auftreten.

Neben diesen psychischen Folgen kann ein Serotoninmangel auch Auswirkungen auf den Körper haben wie z.B.:

  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Konzentrationsprobleme
  • Schlafstörungen
  • Muskelschmerzen
  • Sexuelle Störungen (wie z. B. vorzeitige Ejakulation)
  • Eine verminderte Libido
  • Hoher Blutdruck ...

Die Ursachen für einen Serotoninmangel sind vielfältig. Er kann verursacht werden durch:

  • Einen Mangel an Sonnenlicht (Licht regt die Serotoninproduktion im Gehirn an)
  • Stress, der dazu neigt, die Menge an Serotonin, die im Gehirn produziert wird, zu verringern
  • Eine schlechte Ernährung. Ein Mangel an Tryptophan (das vor allem in Hülsenfrüchten, Soja, Vollkornreis, Kabeljau und Fisch im Allgemeinen, Erdnüssen, Kürbiskernen, Milch, Käse, Geflügel, Eiern, Bierhefe, Petersilie, Schokolade, ... enthalten ist) führt zu einem Mangel an Serotonin

Was kann man tun, wenn ein Serotoninmangel zu Depressionen führt?  

Wie gezeigt wurde, kann ein Serotoninmangel zu Depressionen führen. Bei Depressionen können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten verschrieben werden. Die wichtigsten sind die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder SSRIs. Diese Behandlungsmöglichkeiten erhöhen die Menge an Serotonin, die im Gehirn verfügbar ist. Die SSRI bewirken somit eine Verbesserung der Stimmung und eine Verminderung der Angstzustände.

Um zu verstehen, wie SSRI funktionieren, muss ein Blick auf die Synapsen geworfen werden. Eine Synapse ist der Bereich, in dem zwei Neuronen aufeinandertreffen. Die Aufgabe von Serotonin besteht darin, die synaptische Übertragung (den Informationsfluss von einem Neuron zum anderen) zu verbessern. 

Das Prinzip der SSRIs besteht darin, die Wiederaufnahme von Serotonin zu verhindern. Dadurch verbleibt das Serotonin länger an der Synapse, was die Stimulation der Neuronen erhöht.

Seit den 1960er Jahren berichten jedoch mehrere wissenschaftliche Publikationen über Verhaltensauffälligkeiten, neuromuskuläre und neurovegetative Erscheinungen, die auf die Kombination von Substanzen zurückzuführen sind, die die Serotoninübertragung verstärken. Diese Veröffentlichungen haben zur Identifizierung des Serotonin-Syndroms geführt.

Was ist das Serotonin-Syndrom?

Das Serotonin-Syndrom wird durch eine verstärkte Stimulation der Serotoninrezeptoren im Gehirn verursacht. Es entsteht hauptsächlich durch die Einnahme bestimmter Medikamente (wie SSRI oder auch Monoaminoxidasehemmer oder andere antidepressive Medikamente), durch eine Überdosierung bestimmter Medikamente oder, was häufiger vorkommt, durch unerwünschte Arzneimittelwechselwirkungen. Diese Wechselwirkungen betreffen entweder zwei Medikamente, die die Serotoninrezeptoren stimulieren, wenn sie gleichzeitig eingenommen werden, oder ein serotonerges Medikament und ein Medikament, das die körperliche Ausscheidung des ersten Medikaments verlangsamt (und somit seine Konzentration erhöht).

Die Symptome treten häufig innerhalb von 24 Stunden nach der Einnahme eines oder mehrerer Medikamente auf, die die Serotoninrezeptoren betreffen.

Ihre Art und ihr Schweregrad können von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.

Zu den Symptomen des Serotonin-Syndroms gehören:

  • Angstzustände
  • Unruhe
  • Ungeduld
  • Verwirrung
  • Zittern
  • Muskelkrämpfe
  • Muskelnsteifheit
  • Erhöhte Herzfrequenz
  • Schweißausbrüche und/oder Schüttelfrost
  • Erbrechen
  • Durchfall

Diese Symptome verschwinden normalerweise innerhalb von 24 bis 72 Stunden nach der Einnahme des Medikaments bzw. der Medikamente, können aber auch länger anhalten, je nachdem, wie lange der Körper braucht, um das auslösende Medikament vollständig auszuscheiden.

Der klinische Schweregrad kann von einer leichten, schwer erkennbaren Form bis zu einer seltenen, aber potenziell tödlichen schweren Form mit metabolischer Azidose, Rhabdomyolyse, akutem Nierenversagen, epileptischen Anfällen, disseminierter intravasaler Koagulation und akuter Atemnot reichen.

Wenn das Serotonin-Syndrom frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird, ist die Prognose in der Regel gut. Das Absetzen aller Medikamente, die die Serotoninrezeptoren beeinflussen, ist erforderlich. Die Symptome werden häufig mithilfe eines Beruhigungsmittels (z.B. eines Benzodiazepins) gelindert. Die meisten Betroffenen müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden, um weitere Tests durchzuführen, sich behandeln zu lassen und überwacht zu werden.

In schwereren Fällen ist die Aufnahme in eine Intensivstation erforderlich. Manchmal muss die Person gekühlt werden, z.B. mithilfe eines kühlenden Sprays oder eines Ventilators. Häufig ist es notwendig, die Körpertemperatur kontinuierlich zu messen. Darüber hinaus kann es auch notwendig sein, weitere Maßnahmen zur Behandlung des Organversagens zu ergreifen. 

In seltenen Fällen, wenn die Symptome nicht schnell abklingen, kann ein Serotoninhemmer wie Cyproheptadin verabreicht werden.


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Autor: Candice Salomé, Gesundheitsredakteurin

Candice ist Content Creator bei Carenity und hat sich auf das Schreiben von Gesundheitsartikeln spezialisiert. Ihr besonderes Interesse gilt den Bereichen Psychologie, Wellbeing und Sport. 

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Wer hat es korrigiert: Antoine Seignez, Pharmazeutischer Data Science Projektmanager

Antoine hat einen Doktortitel in Pharmazie sowie einen Doktortitel in Biowissenschaften mit Spezialisierung auf Immunologie. Er studierte an der Universität von Burgund. Mehrere seiner Arbeiten wurden in... >> Mehr erfahren

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