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COVID-19 und Diabetes, miteinander verbundene Pandemien?

Veröffentlicht am 04.01.2021 • Von Doriany Samair

COVID-19 scheint niemanden zu verschonen. Allerdings ist eine Komorbidität derzeit stark mit der Krankheit verbunden. Unsere Experten haben uns während des siebten wissenschaftlichen Komitees von Carenity über COVID-19 aufgeklärt.

Aber was sagt das wissenschaftliche Komitee von Carenity? Inwiefern sind Typ 1 und Typ 2 Diabetes Risikofaktoren beim Verlauf von COVID-19?


COVID-19 und Diabetes, miteinander verbundene Pandemien?

Erhöht Diabetes das Infektionsrisiko einer Erkrankung mit COVID-19?

Bestandsaufnahme

Diabetes ist eine Komorbidität, die häufig mit COVID-19 assoziiert wird. Unabhängig von der Art des Diabetes (I oder II), gibt es nicht wirklich Studien, die das erhöhte Infektionsrisiko bei Diabetikern direkt mit denen von Nicht-Diabetikern vergleichen. In der Tat vergleichen einige Studien den Schweregrad der COVID-19 Erkrankungen, die mit Diabetes verbunden sind, führen jedoch kein erhöhtes Infektionsrisiko von COVID-19 auf Diabetes zurück, unabhängig vom Typ (asymptomatisch, leicht, schwer oder gravierend).

Erhöht Diabetes das Risiko für einen schweren Verlauf?

Seit April 2020 hat die Forschung Fortschritte gemacht und zahlreiche Studien haben das Vorhandensein eines höheren Risikos für Komplikationen bei Diabetikern bestätigt, was insbesondere im Carenity-Artikel Coronavirus und Diabetes dargelegt wurde.

Eine große internationale Metaanalyse berichtet über die Komorbiditäten, die bei der Aufnahme ins Krankenhaus von 14 558 +/- schwerwiegenden Fällen gefunden wurden:

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Figur 1. Komorbiditäten in Verbindung mit COVID-19 nach einer internationalen Metaanalyse (Singh AK et al. Diabetes Obes Metab. 2020)

Auf dem ersten Platz findet man mit Sars-Cov-2 infizierte Patienten, die an Bluthochdruck leiden, Diabetes steht an zweiter Stelle und die kardiovaskuläre Vorgeschichte an dritter Stelle.

Das Risiko bei diesen Patienten, an einer schweren Form zu erkranken, war erhöht um:

1) +286% bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz; 

2) +155% bei Patienten mit einer Vorgeschichte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen;

3) +66% bei Patienten mit Bluthochdruck;

4) +11% bei Patienten mit Diabetes.

Quelle: Singh AK et al. Diabetes Obes Metab. 2020

Es scheint, dass der kardiometabolische Bereich einen großen Risikofaktor für eine Verschlimmerung darstellt. Man sollte beachten, dass in Studien, die Diabetes mit COVID-19 in Verbindung bringen, häufig von einem Risiko gesprochen wird, einen schweren oder gravierenden Verlauf entwickeln und nicht nur über das Infektionsrisiko.

Tatsächlich gäbe es gar keinen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Diabetes und dem Risiko einer Infektion mit COVID-19. A priori ist der Anteil an Diabetikern und Nicht-Diabetikern, wenn man das Alter berücksichtigt, bei der Entwicklung einer schweren Form sehr ähnlich. Andererseits ist der Anteil schwerer Formen innerhalb einer reinen Diabetes-Bevölkerung höher als der von leichten COVID-19-Verläufen. Eine Infektion mit COVID-19, wenn man Diabetes hat, bedeutet eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf. Wissenschaftler haben dargelegt, dass je schwerer die klinischen Symptome bei Patienten (COVID-19 +), desto höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie Diabetiker sind. Dies zeigt, dass Diabetes die Infektion verschlimmern kann.

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Figur 2. Titel: Vorkommen von schweren vs. nicht schweren Verläufen bei Patienten mit Diabetes

Quelle: Studie Singh AK et al. Diabetes Obes Metab. 2020

Anfängliche Hyperglykämie: Ein prädiktiver Faktor eines schweren Verlaufs?

Eine anfängliche Hyperglykämie bezieht sich auf einen ungewöhnlich hohen Blutzucker- oder Zuckergehalt bei der Einweisung ins Krankenhaus oder auf nüchternen Magen. In mehreren Studien erscheint dies als ein unabhängiger prädiktiver Risikofaktor für einen schweren Verlauf, gar um einen Mortalitätsfaktor.

Die italienische Studie „Pisa Covis-19, Coppelli A et al. Diabetes Care. 2020” hat mit Sars-Cov-2 infizierte Patienten auf ihren Blutzucker hin verglichen. Die Studie war monozentrisch und umfasste 271 Patienten vom 20. März bis 30. April 2020.

Diese 271 Patienten wurden in drei Gruppen eingeteilt:

  • Patienten mit normalem Nüchternblutzucker,
  • Bekannte Diabetiker +/- ausgeglichen,
  • Patienten ohne bekannten Diabetes, aber mit Nüchternhyperglykämie.

Hier liegt die obere Schwelle des normalen Blutzuckers bei 1,40 g/l, was bedeutet, dass ein Patient als hyperglykämisch gilt, wenn sein Blutzucker 1,40 g/l überschreitet. Die Studie zeigt einen signifikanten Unterscheid bei der Mortalität gemäß der anfänglichen Hyperglykämie „auf nüchternen Magen“, das heißt über einem Blutzuckerspiegel von 1,40 g/l besteht tatsächlich ein höhere Risiko eines schweren Verlaufs, gar ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko.

In der Gruppe der Patienten ohne bekannte Diabeteserkrankung muss der Ursprung der Hyperglykämie festgestellt werden. Es existieren mehrere Arten von Hyperglykämie außer Diabetes: Zum Beispiel gibt es Hyperglykämien, die durch Stress verursacht werden, reaktive Hyperglykämie, aber manchmal auch ein unerkannter Diabetes, der sich bei COVID-19 durch eine Insulinresistenz ausdrückt.

Eine Hypothese wurde aufgestellt: Dieser Artikel legt nahe, dass bestimmte orale Antidiabetika (OAD) eine direkte Schutzwirkung haben, wenn es um die Schwere des Verlaufs geht, dies muss jedoch noch geprüft werden.

Eine chinesische Studie geht in diese Richtung und schreibt der anfänglichen Hyperglykämie ebenfalls einen prädiktiven Charakter zu. In dieser Studie haben die Forscher nur Patienten mit anfänglicher Hyperglykämie eingeschlossen: Sie wurden in drei Gruppen anhand ihres Blutzuckerspiegels „auf nüchternen Magen“ eingeteilt.

A priori hatte kein Patient eine bekannte Diabeteserkrankung. Hier liegt die Hyperglykämie bei 1,26 g/l, was die eigentliche Schwelle für die Definition von Diabetes darstellt. Die Studie ergab, dass 56% der Patienten mit einer Nüchternhyperglykämie einen tödlichen Ausgang ihrer Sars-Cov-2-Infektion hatten. In diesem Sinne wäre eine Hyperglykämie „auf nüchternen Magen“ ein unabhängiger Risikofaktor für Mortalität.

Wie können die prädiktiven Faktoren bei Diabetikern erkannt werden?

Die angebliche Schutzwirkung oraler Antidiabetika wurde in mehreren Studien erwähnt. In einer New Yorker Studie wurde die Mortalität von mit Sars-Cov-2 infizierten Patienten mit Diabetes (Typ 2) in Abhängigkeit zu ihrer antidiabetischen Behandlung untersucht (Insulintherapie oder orale Antidiabetika). Die Studie umfasst 1279 Patienten vom 11. März bis 07. Mai 2020.

Unter ihnen wurden unterschieden:

  • Patienten mit oralen Antidiabetika (OAD),
  • Patienten unter Insulinotherapie,
  • Patienten mit einer gemischten antidiabetischen Behandlung (Insulin + OAD).


Die Resultate zeigen, dass die Patienten unter Insulintherapie ein höheres Mortalitätsrisiko haben als solche, die Antidiabetika (ODA) einnehmen, die ein geringeres Risiko haben. Die Patienten mit einer gemischten Behandlung (Insulin + OAD) haben ein mittelhohes Risiko.

Insulin selbst ist nicht mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko verbunden. Als Erinnerung: Es handelt sich um ein natürliches Hormon, das bei gesunden Individuen kontinuierlich ausgeschüttet wird und insbesondere den Glukosespiegel im Blut reguliert.

In dieser New Yorker Studie könnte die Tatsache, dass Patienten, die Insulin verwenden, das höchste Mortalitätsrisiko haben, dadurch erklärt werden, dass es sich um ein Profil von Risikopatienten handelt. Tatsächlich wird eine Insulintherapie bei Diabetikern vom Typ 2 nur als letzte Instanz empfohlen, nachdem eine Resistenz gegen orale Antidiabetika gezeigt wurde.

Daher könnten die Resultate durch die Existenz eines von Anfang an komplizierteren Krankheitsbildes bei Insulinpatienten erklärt werden. Diese Patienten neigen aufgrund ihres länger bestehenden Diabetes zu mehr Komorbiditäten sowie Komplikationen als andere. Die Hypothese einer Schutzfunktion von OADs kann nicht ausgeschlossen werden, ist aber noch zu beweisen.

Inwieweit ist Diabetes für eine Verschlechterung des Immunsystems verantwortlich?

Die zugrunde liegende Existenz eines Typ 1 oder 2 Diabetes scheint das Funktionieren des Immunsystems zu verändern.

Tatsächlich wurde 2003 dargelegt, dass Diabetes mit einem höheren SARS-Risiko (verursacht durch Sars-Cov-1) verbunden war: Patienten mit Diabetes entwickelten dreimal häufiger schwere Verläufe zu diesem Zeitpunkt. Auch 2009 wurde Diabetes direkt mit einem Risiko zu einem schweren Verlauf der Grippe H1N1 verbunden und das Risiko für einen Erkrankten stieg um das Drei- bis Vierfache an, auf die Intensivstation zu kommen.

Es sollte verstanden werden, dass ein Diabetiker kein höheres Risiko hat, sich zu infizieren (im Gegensatz zu dem, was man während der Krise hören konnte), aber das Risiko ist vervielfacht, dass ein Diabetiker mit Sars-Cov-2 einen schweren Verlauf entwickelt.

In der Tat ist die Anfälligkeit von Diabetikern für Infektionen seit langem „bekannt und wird in medizinischen Fakultäten gelehrt“. Dass das Gewebe einer chronischen Hyperglykämie (schlecht ausgeglichener Diabetes) ausgesetzt wird, würde eine verminderte Immunantwort hervorrufen, was das Aufkommen einer Infektion fördert. Die Gründe dieses Phänomens sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt mehrere Möglichkeiten, die untersucht wurden: Ein Forscherteam konnte identifizieren, dass bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ein Defizit an bestimmten Immunzellen besteht, insbesondere eines Subtyps der Lymphozyten (weiße Blutkörperchen), der an der Beseitigung von Krankheitserregern und Krebszellen beteiligt ist, sei bei diesen Patienten unterrepräsentiert.

Lesen Sie gerne den Artikel „Coronavirus und Diabetes“, in dem Sie einige Ratschläge und nützliche Links finden, um dieser Gesundheitskrise als Diabetiker entgegenzutreten.

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Autor: Doriany Samair, Assistentin für digitales Marketing

Innerhalb des Digital Marketing-Teams ist Doriany für das Verfassen von Krankheitsinformationen und wissenschaftlichen Artikeln zuständig. Sie ist auch für die Moderation und Animation der Community auf dem Forum... >> Mehr erfahren

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