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Soziale Distanzierung: Wie funktioniert sie?

Veröffentlicht am 24.03.2020 • Aktualisiert am 25.03.2020 • Von Pauline Heyries

Seit dem Auftreten von SARS-Cov2, dem Virus, das COVID-19 verursacht, wurden soziale Distanzierungsmaßnahmen ergriffen, um die Übertragung zu vermeiden und die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Wie breitet sich eine Epidemie aus? Was ist der Zweck von Eindämmungsmaßnahmen? Wir geben Ihnen die Details und ermutigen Sie dazu, zu Hause zu bleiben!

Soziale Distanzierung: Wie funktioniert sie?

Was ist eine Epidemie?

Eine Epidemie ist der Ausbruch und die Ausbreitung einer ansteckenden Infektionskrankheit, die eine große Zahl von Menschen zur gleichen Zeit und am gleichen Ort befällt.
Heute erstreckt sich der Begriff "Epidemie" auch auf Phänomene, die nicht unbedingt ansteckend sind. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn wir von der "Adipositas-Epidemie" sprechen.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Pandemie eine Epidemie, die eine grosse Zahl von Menschen in einem sehr grossen geografischen Gebiet betrifft.

Seit dem 11. März 2020 gilt COVID-19 als Pandemie, weil 155 Länder (von 198 durch die UNO anerkannten) betroffen sind. Die Bezeichnung der COVID-19-Epidemie als Pandemie bedeutet nicht, dass das Virus tödlicher geworden ist, sondern ist lediglich eine Anerkennung seiner globalen Verbreitung.

Was sind die Mechanismen für die Ausbreitung einer Epidemie?

Die Ausbreitung eines Infektionserregers innerhalb einer Bevölkerung ist ein dynamisches Phänomen: Die Zahl der gesunden und kranken Personen entwickelt sich im Laufe der Zeit in Abhängigkeit von der Menge der Kontakte zwischen den beiden Gruppen, wodurch der Erreger von einem infizierten zu einem gesunden, nicht immunen Individuum übergehen kann.

Der allgemeine Übertragungsmechanismus einer Epidemie setzt sich aus drei Elementen zusammen:

  1. Der pathogene/infektiöse Erreger
  2. Der Vektor
  3. Die Umwelt

Der Vektor ist der lebende Organismus, der den Erreger/Infektionserreger in seiner Umgebung von einem Individuum auf ein anderes überträgt.

Dank der Epidemie-Schwelle ist es möglich, die epidemiologischen Trends zwischen Städten, Regionen, Ländern oder Kontinenten im Laufe der Zeit zu überwachen und zu vergleichen. Der Epidemie-Schwellenwert ist definiert als die kritische Anzahl oder Dichte von anfälligen Wirten, die für das Auftreten einer Epidemie erforderlich ist. Bei Überschreiten des Epidemie-Schwellenwertes können Präventiv- und Vorsorgemaßnahmen ergriffen oder von den Gesundheitsbehörden verlangt werden.

Wenn Sie mehr über den Verbreitungsmechanismus der COVID-19-Epidemie erfahren möchten, laden wir Sie ein,
unseren Artikel zum Thema zu lesen: Coronavirus: Was sollten Sie darüber wissen?

Welche Strategien werden zur Eindämmung einer Epidemie angewendet?

Im Falle einer Epidemie werden verschiedene Strategien eingesetzt, um die Kontamination in der Bevölkerung zu verringern: 

  • Auf individueller Ebene können wir die Übertragung des Virus reduzieren, indem wir Barrieregesten einsetzen, die an die Art und Weise der Verbreitung des Virus angepasst sind. Im Fall von COVID-19 sind die wichtigsten Barrieregesten: Husten in den Ellenbogen, Abstand von 1,50 m zu anderen, Verwendung von Einwegtaschentüchern, Händewaschen usw.
     
  • Auf kollektiver Ebene verringert die soziale Distanzierung (vom Englischen social distancing = räumliche Distanzierung) die Wahrscheinlichkeit eines Kontakts zwischen infizierten und nicht infizierten Personen und verringert dadurch die Krankheitsübertragung, die Morbidität (die Auswirkungen einer Krankheit auf die Gesundheit) und die Mortalität (die Zahl der Todesfälle). Soziale Distanzierung ist besonders wirksam, wenn die Infektion durch Atemtröpfchen (wie im Fall des Coronavirus) oder durch direkten oder indirekten Körperkontakt übertragen wird.

Umgekehrt ist die soziale Distanzierung weniger wirksam in Fällen, in denen die Infektion hauptsächlich durch kontaminierte Nahrungsmittel oder Wasser oder durch Vektoren wie Moskitos übertragen wird.

Warum spielt im Fall der COVID-19-Epidemie die soziale Distanzierung eine so wichtige Rolle?

Das Coronavirus wird durch Atemtröpfchen übertragen, so dass jeder enge Kontakt (ungewaschene Hände, Kontakt innerhalb eines Meters) mit einer kranken Person ein Kontaminationsrisiko birgt. Darüber hinaus scheinen Coronaviren mehrere Stunden (8 bis 12 Stunden) in der äußeren Umgebung auf inerten Oberflächen (Türgriffe, Tische, Aufzugknöpfe usw.) zu überleben. 

Damit sich die Epidemie zurückbilden kann, ist es notwendig, die Exposition durch soziale Distanzierungsmaßnahmen zu reduzieren. Diese Methode hat sich bereits während der "spanischen" Grippe von 1918, die mehr Opfer als der Erste Weltkrieg forderte, als erfolgreich erwiesen.

Epidemiologen befürchten, dass eine "Explosion" der Kontaminationen mehr Fälle erzeugt, als das Gesundheitssystem bewältigen kann; in dieser Situation könnten die Patienten aufgrund der mangelnden Versorgung aufgrund des Mangels an verfügbaren Betten sterben. Wenn man bedenkt, dass COVID-19 im Allgemeinen gutartig ist, insbesondere bei Kindern und jungen Erwachsenen, kann es auch ernsthaft sein: 1 von 5 Patienten muss ins Krankenhaus eingeliefert werden. Es ist daher unerlässlich, soziale Distanzmaßnahmen zu respektieren, wenn wir die Ausbreitung des Virus stoppen wollen. 


Grafik der Stadt Freiburg - https://www.freiburg.de/pb/1527813.html
Quelle: Bundesgesundheitsministerium

Darüber hinaus veröffentlichte ein Team von Epidemiologen des INSERM in Frankreich(Nationales Institut für Gesundheit und medizinische Forschung) am 14. März eine Studie, aus der hervorging, dass acht Wochen Schulschließung und 25% Heimarbeit ausreichen würden, um den Höhepunkt der Epidemie um zwei Monate zu verzögern und die Zahl der Fälle auf dem Höhepunkt der Epidemie um 40% zu reduzieren.

Warum ist es wichtig, die Eindämmungsmaßnahmen einzuhalten, auch wenn man keine Symptome hat?

COVID-19 kann sich von Mensch zu Mensch auf sehr unterschiedliche Weise manifestieren. Die Krankheit kann einer saisonalen Erkältung oder Grippe (Husten, Fieber, laufende Nase) sowie einer schweren Atemwegsinfektion wie Lungenentzündung oder SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) ähneln. Sie kann aber auch asymptomatisch verlaufen (Vorhandensein des Virus im Körper ohne Symptome oder klinische Anzeichen einer Infektion). Diese asymptomatischen Personen werden als gesunde Träger bezeichnet. Auch wenn sie keine Symptome haben, bleiben gesunde Träger ansteckend und können die Krankheit auf andere übertragen.

Mit oder ohne Symptome kann eine mit COVID-19 kontaminierte Person den Erreger auf durchschnittlich 2 oder 3 Personen übertragen. Darüber hinaus beträgt die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten der Symptome (Inkubationszeit) in den meisten Fällen 3 bis 5 Tage, kann aber auch bis zu 14 Tage betragen. Das bedeutet, dass eine infizierte Person die Krankheit bis zu 2 Wochen vor dem Auftreten der Symptome übertragen kann. Unter diesen Bedingungen ist es verständlich, dass es wichtig ist, Eindämmungsmaßnahmen zu ergreifen, auch wenn keine Symptome auftreten.


Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html

Welche Regeln gelten für den Bereich der sozialen Kontakte?

In Deutschland haben Bund und Länder sich am 22. März auf folgende Leitlinien zur Beschränkung sozialer Kontakte verständigt:

  • Die Bürgerinnen und Bürger werden angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.
    In der Öffentlichkeit ist, wo immer möglich, zu anderen als den unter 1. genannten Personen ein Mindestabstand von mindestens 1,5 m einzuhalten.
    Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet.

  • Der Weg zur Arbeit, zur Notbetreuung, Einkäufe, Arztbesuche, Teilnahme an Sitzungen, erforderlichen Terminen und Prüfungen, Hilfe für andere oder individueller Sport und Bewegung an der frischen Luft sowie andere notwendige Tätigkeiten bleiben selbstverständlich weiter möglich.
    Gruppen feiernder Menschen auf öffentlichen Plätzen, in Wohnungen sowie privaten Einrichtungen sind angesichts der ernsten Lage inakzeptabel.

  • Gastronomiebetriebe werden geschlossen. Davon ausgenommen ist die Lieferung und Abholung mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause.
    Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Friseure, Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe werden geschlossen, weil in diesem Bereich eine körperliche Nähe unabdingbar ist.
    Medizinisch notwendige Behandlungen bleiben weiter möglich.
    In allen Betrieben und insbesondere solchen mit Publikumsverkehr ist es wichtig, die Hygienevorschriften einzuhalten und wirksame Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter und Besucher umzusetzen.

Diese Maßnahmen sollen eine Geltungsdauer von mindestens zwei Wochen haben.

Für weitere Informationen können Sie die vom Bundesministerium des Inneren veröffentlichte Fragen und Antworten einsehen.

Was riskiere ich, wenn ich soziale Distanzierungsmaßnahmen nicht einhalte?

Jeder Bürger ist angewiesen, sich an diese neuen Maßnahmen zu halten. Verstöße gegen die Kontakt-Beschränkungen sollen von den Ordnungsbehörden und der Polizei überwacht und bei Zuwiderhandlungen sanktioniert werden.


Soziale Distanzierungsmaßnahmen sind zwar wirksam, aber die Eindämmung kann erhebliche Auswirkungen a
uf den Stresszustand und das psychische Wohlbefinden der Bevölkerung haben.
Was tun Sie, um sich weniger isoliert zu fühlen? Welchen Ratschlag haben Sie,
um in dieser Zeit der Kontakt-Beschränkungen besser zurechtzukommen? Teilen wir unsere Tipps im Kommentar!

2 Kommentare


biggi1964 • Botschafter-Mitglied
am 25.03.20

Sehr interessante Informationen zum Thema Corona.

Ich persönlich denke das wir ca 2 Wochen nach Ostern den Peak erreichen.Ostern werden sich die Menschen wieder treffen,da sie denken das es vielleicht überstanden ist.Aber dann geht es richtig los.

Als Kranken- und Gesundheitspflegerin bekomme ich jeden Tag die aktuellsten Informationen.

Liebe Mitbürger denkt bitte daran das wir als Pflegekräfte die Masken, Desinfektionsmittel und Handschuhe benötigen.Es gibt viele Immungeschwächte Patienten die auf diese Dinge angewiesen sind.

Bitte wascht euch oft die Hände, bleibt zu Hause!!!!


Zwurbel
am 05.04.20

mir fehlen am meisten die persönlichen kontakte mit meiner familie und meinen freunden. es ärgert mich uch,dass es so viele unterschiedliche infos gibt.

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