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Wie kann man einen Angehörigen mit psychischer Erkrankung unterstützen?

Veröffentlicht am 09.10.2018 • Von Louise Bollecker

Wie kann man einen Angehörigen mit psychischer Erkrankung unterstützen?

Der internationale Tag der seelischen Gesundheit 2018, auch Welttag der geistigen Gesundheit genannt, findet am 10. Oktober statt und konzentriert sich dieses Jahr besonders auf Jugendliche. Lassen Sie uns dies zum Anlass nehmen, unsere betroffenen Angehörigen besser zu verstehen und uns über Möglichkeiten auszutauschen, ihnen zu helfen - ohne dabei zu vergessen, sich selbst vor möglichen Enttäuschungen zu schützen.

Störungen ab dem frühen Kindesalter erkennen

Wussten Sie, dass die Hälfte der psychischen Erkrankungen vor dem 14. Lebensjahr auftreten? In den meisten Fällen werden sie jedoch nicht erkannt. Für Angehörige ist es daher umso wichtiger, auf Kinder und Jugendliche zu achten und ihnen zuzuhören. Es geht darum, ihnen die richtigen Werkzeuge in die Hand zu geben oder mit den Worten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgedrückt, ihnen zu helfen, die Fähigkeit zur psychischen Widerstandsfähigkeit aufzubauen.

Die psychische Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu bewahren sollte unsere höchste Priorität sein, wenn man bedenkt, dass Selbstmord an zweiter Stelle unter den Todesursachen bei den 15- bis 29-Jährigen steht. Jugendliche sind in der Tat vielseitigen Herausforderungen ausgesetzt, darunter körperliche Veränderungen oder grundlegende Wandlungen im Leben (wie das Ende der Schulzeit oder ein eventueller Umzug der Familie). Der schädliche Konsum von Alkohol und illegalen Substanzen sowie Essstörungen belasten junge Menschen ebenfalls.

Die WHO macht außerdem auf zwei weitere Herausforderungen im Jahr 2018 aufmerksam: suchterzeugende Online-Technologien und die Konfrontation junger Menschen mit humanitären Notsituationen (Konflikte, Naturkatastrophen, Epidemien ...).

Über psychische Störungen zu sprechen ist extrem wichtig

Gegen psychische Probleme kämpfen und sie heilen... dafür muss man zunächst einmal wissen, dass man darunter leidet! Einige Patienten möchten sich dies aber nicht eingestehen. Die ersten Symptome einer psychischen Störung müssen daher erkannt, und vor allem angesprochen werden. Patienten dürfen sich in ihrem Zustand nicht verschließen. In den meisten Fällen, die keine medizinische Behandlung erfordern, hilft es bereits darüber zu sprechen, um einen Schritt nach vorne zu gehen. Sprechen Sie auf eine positive Art und Weise, konzentrieren Sie sich auf Fortschritte oder gute Momente und seien Sie geduldig. Zögern Sie nicht, Ihre Lieben zu Arztterminen zu begleiten, damit diese verstehen, dass sie nicht alleine sind.

Wenn eine(r) Ihrer Angehörigen beschließt sich Ihnen anzuvertrauen und über ihre psychische Verzweiflung zu sprechen, dann sollten Sie ohne Vorurteil zuhören. Festzustellen, dass ein geliebter Mensch betroffen ist, ist ein erster großer Schritt zur Besserung, auch wenn es manchmal schwierig ist. Legen Sie Schuld, Trauer, Enttäuschung und Wut beiseite ... Das Wichtigste ist, die Isolation von Menschen mit psychischen Störungen zu durchbrechen.

Einer betroffenen Person helfen: Bin ich dafür geeignet? Wie soll ich reagieren?

Sie selbst können Emotionen empfinden, mit denen es nicht leicht es, umzugehen, vor allem wenn das betroffene Familienmitglied oder Freund sich angegriffen fühlt, Sie abweist oder ignoriert. Während Sie versuchen die Person zu verstehen und ihr zu helfen, vergessen Sie Ihre eigene geistige Gesundheit nicht. Wenn nötig, holen Sie sich Hilfe, damit Sie nicht selbst von psychischen Problemen überwältigt werden. Sprechen Sie mit anderen Personen in Ihrem Umfeld, die Ihnen zur Seite stehen und Sie unterstützen. Akzeptieren Sie die Idee, dass Sie Ihrem geliebten Menschen vielleicht nicht so helfen können, wie Sie es gerne hätten und dass wir alle Fehler machen.

Denken Sie immer daran, Sie sind die Vertrauensperson und nicht der Arzt. Ein Psychologe oder Experte sollte die notwendigen Schritte einleiten, um Ihre(n) Angehörige(n) zu helfen oder zu heilen.

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Nützliche Adressen um Hilfe und Unterstützung zu erhalten

 

www.telefonseelsorge.de

  • Tel.: 0800/1110111 / 0800/1110222
  • Tel.: 0800/1110333 (speziell für Kinder + Jugendliche)
  • Tel.: 0800/1110550 (Elterntelefon)
  • www.das-beratungsnetz.de
  • www.beratung-caritas.de

 

Berliner Krisendienst

 

Notfalltelefon Suizid Deutschland

  • Tel.: 030/8730111
  • www.krisen-intervention.de
  •  

Depression

 

Kinder, Erziehung & Beratung für Kinder und Jugendliche

Carenity

avatar Louise Bollecker

Autor: Louise Bollecker, Community Manager Frankreich

Louise ist Community Managerin von Carenity in Frankreich und Chefredakteurin des Gesundheitsmagazins. Sie bietet allen Mitgliedern Artikel, Videos und Erfahrungsberichte. Ihr Ziel ist es, die Stimme der Patienten zu... >> Mehr erfahren

12 Kommentare


Anna59
am 15.10.18

Ja es ist schön mit anderen Menschen darüber zu reden es erleichtert  und es tut gut zu wissen das man verstanden wird , es haben sich leider viele Menschen aus unserem Leben verabschiedet wegen der Krankheit sogar Familie traurig :( aber das Leben geht weiter und vielleicht merken solche Menschen irgendwann das jeder von uns morgen dran sein kann ,ich sag immer zwischen Logik und einer psychischen Krankheit ist ein seidener Faden 


Karin66
am 28.04.19

@Anna59‍ 

Hallo Anna,

Du hast ja so recht! Das ist immer wieder wie ein Tanz auf dem Drahtseil und man kann jederzeit wieder runterfallen, wenn man nicht auf sich aufpasst - oder auch kaum noch Hilfe von anderen bekommt, eben weil man leider nicht (mehr) ernst genommen wird. Insofern tut es wirklich gut, wenn man so wie hier Gleichgesinnte finden kann und sich seine Probleme auch mal von der Seele reden bzw. schreiben kann.

Liebe Grüße

Karin

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