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Zwischen Stress und Tabu: Zugängliche Toiletten - eine Herausforderung für Menschen mit CED

Veröffentlicht am 19.05.2025 • Von Claudia Lima

Was, wenn das Verlassen des Hauses zu einer Quelle ständigen Stresses wird, nicht wegen einer sozialen Phobie oder einer sichtbaren Behinderung, sondern weil man nicht weiß, wo man eine Toilette finden kann? Für Tausende von Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa (CU) kann dieses Grundbedürfnis den Alltag ruinieren.

Mangelnder Zugang zu öffentlichen Sanitäranlagen, die Blicke der anderen, Angst vor Unfällen, Schwierigkeiten, darüber zu sprechen... all diese unsichtbaren, aber sehr realen Hindernisse schränken die Bewegungsfreiheit der Betroffenen ein.

Lesen Sie diesen Artikel, um zu verstehen, was für die Betroffenen in Bezug auf Gesundheit, Würde und Mobilität auf dem Spiel steht!

Zwischen Stress und Tabu: Zugängliche Toiletten - eine Herausforderung für Menschen mit CED

Was sind CED und warum ist es so dringend, eine Toilette zu finden?

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (CU), sind Autoimmunerkrankungen des Verdauungstrakts. Auch andere, seltenere Formen wie bestimmte Colitisformen gehören zu dieser Kategorie.

Diese Erkrankungen sind durch eine Entzündung der Wand eines Teils des Verdauungstrakts gekennzeichnet, die auf eine Fehlregulation des intestinalen Immunsystems zurückzuführen ist. Sie verlaufen in Entzündungsschüben, die sich mit Phasen der Remission abwechseln. Zu den am stärksten beeinträchtigenden Symptomen gehören starke Bauchschmerzen, häufiger Durchfall, chronische Müdigkeit und vor allem der dringende und unvorhersehbare Drang, auf die Toilette zu gehen.

Einem Bericht der französischen nationalen Beobachtungsstelle für CED zufolge empfinden 90 % der Betroffenen Stress auf Reisen, weil sie nicht wissen, ob sie eine öffentliche Toilette finden.

Vereine erinnern daher gerne daran, dass der Zugang zu Toiletten ein Grundbedürfnis für Menschen mit CED ist, und setzen sich aktiv für eine bessere Anerkennung dieses Rechts im öffentlichen Raum ein.

Zugang zu Toiletten für Menschen mit CED: Was sagt das Gesetz?

Für Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann der schnelle Zugang zu einer Toilette von entscheidender Bedeutung sein. Doch im Gegensatz zu Rollstuhlfahrern oder sehbehinderten Menschen sind diese Patienten mit einer unsichtbaren Behinderung konfrontiert, die im öffentlichen Raum oft nicht erkannt wird.

Bis heute gibt es kein Gesetz, das ein systematisches Recht auf Zugang zu Toiletten an öffentlichen oder privaten Orten vorschreibt.

Unzugängliche Toiletten bei CED: Welche Auswirkungen hat das auf die Lebensqualität?  

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind Erkrankungen, die zwar unsichtbar sind, sich aber tiefgreifend auf das tägliche Leben der Betroffenen auswirken. Diese Erkrankungen führen zu unvorhersehbaren Symptomen wie Entzündungsschüben, häufigem Durchfall und Bauchschmerzen, weshalb der schnelle Zugang zu öffentlichen Toiletten von entscheidender Bedeutung ist.

Ständige Angst und Stress im Zusammenhang mit dem Zugang zu Toiletten

Die Unfähigkeit, im Notfall eine Toilette zu erreichen, erzeugt bei kranken Menschen ständige Angst. Ob auf Reisen, bei der Arbeit oder an öffentlichen Orten, der Stress, es nicht rechtzeitig zu schaffen, wird allgegenwärtig. Dieser Dauerstress verhindert, dass man das Leben in vollen Zügen genießen und eine normale berufliche oder soziale Aktivität aufrechterhalten kann.

Verzicht auf soziale, kulturelle und berufliche Aktivitäten

Aufgrund der Angst, nicht rechtzeitig eine zugängliche Toilette zu finden, ziehen es viele Menschen mit CED vor, auf soziale Ausflüge zu verzichten, kulturelle Aktivitäten abzusagen oder berufliche Verpflichtungen zu vermeiden. Dies führt zu fortschreitender Isolation und weniger sozialen Interaktionen und manchmal sogar zu Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung eines Arbeitsplatzes.

Von Isolation, Depression und Probleme bei Beziehungen

Soziale Isolation kann sich zu emotionalen Störungen wie Angstzuständen und Depressionen entwickeln, da die Patienten häufige Abwesenheiten oder besondere Bedürfnisse gegenüber ihrem Umfeld oder ihrem Arbeitgeber rechtfertigen müssen. Ohne Verständnis und Unterstützung kann diese Situation die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Kranken ernsthaft beeinträchtigen.

Der Zugang zu einer Toilette für Menschen mit CED ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern auch eine Frage der Menschenwürde. Ein so grundlegendes Bedürfnis wie den Toilettengang rechtfertigen zu müssen, wird für viele Patienten zu einer Form symbolischer Gewalt. Dies bringt sie in eine verletzliche Situation, die oft nicht verstanden wird.

Im Notfall nicht auf die Toilette gehen zu können, ist mehr als nur ein vorübergehendes Ärgernis. Es stellt nicht nur ein Gesundheitsrisiko dar, sondern ist auch eine soziale und ethische Herausforderung. Die Verbesserung des Zugangs zu Toiletten für CED-Patienten ist unerlässlich, um ihre Lebensqualität, ihr geistiges Wohlbefinden und ihre Würde zu fördern.

Wie kann der Zugang zu Toiletten für Menschen, die mitCED leben, erleichtert werden?  

Für Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) ist der schnelle Zugang zu einer Toilette keine Annehmlichkeit, sondern lebensnotwendig. Glücklicherweise gibt es mehrere Lösungen, die ihren Alltag erleichtern und ihre Lebensqualität verbessern können.

Der Euro-WC-Schlüssel 

Erkrankte können unter Vorlage einer ärztlichen Bescheinigung einen sogenannten Euroschlüssel/Euro-WC-Schlüssel beantragen, der Zugang zu WCs von Autobahn-Raststätten oder Bahnhöfen sowie öffentlichen Toiletten in Fußgängerzonen oder öffentlichen Einrichtungen in Deutschland sowie einigen weiteren europäischen Staaten ermöglicht.

Apps, um barrierefreie Toiletten zu finden 

Digitale Hilfsmittel stellen eine wertvolle Hilfe dar. Mobile Apps wie Flush - Public Toilet Finder, We can't waitWC Finder und andere, ermöglichen die Geolokalisierung der nächstgelegenen Toiletten mit praktischen Informationen in Echtzeit (Sauberkeit, Öffnungszeiten, Zugänglichkeit). Diese Apps reduzieren den Stress des Herumlaufens und geben den Kranken ein Stück Autonomie zurück.

Auch Unternehmen und Geschäfte können einen Beitrag leisten: Indem sie den Zugang zu ihren Toiletten ohne Kaufzwang ermöglichen, tragen sie zu einer Solidarität in der Nachbarschaft bei, die für Erkrankte wertvoll ist.

Sensibilisierung von Arbeitgebern und Institutionen 

Es ist wichtig, dass sich die Berufswelt der Realität von CED bewusst wird. Eine bessere Anerkennung der unsichtbaren Behinderung, die Einführung flexibler Arbeitszeiten oder die Schaffung barrierefreier Toiletten in Unternehmen können die berufliche Eingliederung der Betroffenen erheblich verbessern.

Der Weg zu einer gesetzlichen Anerkennung des Rechts auf Zugang zu einer Toilette

Bis heute gibt es keine Gesetze, die Menschen mit CED ein systematisches Recht auf Toilettenzugang garantieren. Eine Verschärfung der Gesetzeslage würde diese Lücke schließen und dieses grundlegende medizinische Bedürfnis endlich anerkennen.

Die zentrale Rolle von Vereinen und Selbsthilfegruppen

Vereine spielen eine Schlüsselrolle: Sie setzen sich für eine bessere Zugänglichkeit ein, informieren gewählte Politiker, sensibilisieren die Öffentlichkeit und bieten Raum für Gespräche und Unterstützung. Diese kollektive Arbeit ist entscheidend, um die Isolation zu durchbrechen, die unsichtbare Behinderung anzuerkennen und die Mentalität zu ändern.

Das sollten Sie sich merken 

Für Menschen, die mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) leben, ist der schnelle Zugang zu einer barrierefreien Toilette keine optionale Annehmlichkeit, sondern eine absolute Notwendigkeit.

Allzu oft wird dieses Bedürfnis heruntergespielt, obwohl es ihre Mobilität, ihr soziales und berufliches Leben und ihre tägliche Lebensqualität beeinflusst.

Es ist an der Zeit, dieses WC-Tabu zu brechen und anzuerkennen, dass sich die Gesellschaft anpassen muss: durch mehr barrierefreie Sanitäreinrichtungen, durch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den unsichtbaren Notfall, den ein CED-Schub darstellt, und durch die Anerkennung des behindernden Charakters dieser Krankheiten, auch wenn sie nicht sichtbar sind.

Es gibt Lösungen: der Euro-WC-Schlüssel, mobile Apps, lokale Initiativen oder die Arbeit von Verbänden. Diese Instrumente müssen jedoch noch besser bekannt gemacht, unterstützt und allgemein verbreitet werden, um eine echte Inklusion zu gewährleisten.

 

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