Alle Informationen über Crohn-Krankheit

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED). Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, die jeden Teil des Verdauungstrakts, vom Mund bis zum After, betreffen kann.

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Morbus Crohn: Alles, was Sie wissen müssen

Was ist Morbus Crohn?

Definition

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED). Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, die jeden Teil des Verdauungstraktes, vom Mund bis zum After, betreffen kann. Sie kommt vor allem im Endabschnitt des Dünndarms oder des Ileums (der den Magen mit dem Dickdarm verbindet), im Dickdarm und am After vor. Die Schädigung ist segmental (im Wechsel mit gesunden Bereichen) und asymmetrisch (in Bezug auf die Medianachse des Körpers).

Die entzündete Darmschleimhaut ist geschwächt. Hier entstehen mehr oder weniger tiefe Geschwüre, die bis zu einer Perforation führen können. Die kann die Entwicklung von lokalen Abszessen und Peritonitis (Infektion der Bauchhöhle) oder sogar zur Bildung von Fisteln (abnorme Verbindungen zwischen dem Verdauungstrakt und anderen Organen) oder zu Verengungen des Verdauungstraktes (Stenosen) führen.

Diese Erkrankung schreitet in Perioden mit Schüben (schmerzhafte Anfälle) voran, die durch Phasen der Remission (Rückgang der Krankheitssymptome) in unterschiedlicher Häufigkeit (Wochen, Monate, gar Jahre) unterbrochen werden.

Kommt Morbus Crohn häufig vor?

Die Häufigkeit von Morbus Crohn ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. 10 Millionen Menschen sind weltweit von dieser Erkrankung betroffen. Sie ist in den Industrieländern von großer Bedeutung, wobei die höchste Rate in Europa (3 Millionen Patienten) sowie den Vereinigten Staaten zu verzeichnen ist.

In Deutschland leiden etwa 120 bis 200 Menschen pro 100.000 Einwohner an Morbus Crohn. Und jedes Jahr werden 5 Menschen pro 100.000 Einwohner neu diagnostiziert.

Diese Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, wird aber am häufigsten bei jungen Erwachsenen (zwischen 20 und 30 Jahren) diagnostiziert. Es wird aber jedoch ein stetiger Anstieg der pädiatrischen Fälle verzeichnet und 5% der Fälle können nach dem 60. Lebensjahr vorkommen.

Morbus Crohn kommt bei beiden Geschlechtern vor, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind (13 Frauen auf 10 Männer).

Schließlich ist es wichtig zu erwähnen, dass 10 bis 20% der Personen sich in einer langfristigen Remission befinden, nach dem sie ihren ersten Schub hatten.

Symptome und Komplikationen bei Morbus Crohn

Die Symptome von Morbus Crohn treten nur während Schüben auf und sind nicht sehr spezifisch, was die Diagnose verzögern kann.

Verdauungssymptome

Die wichtigsten Symptome sind:

  • Unterleibsschmerzen (Krämpfe, Brennen): vor allem nach den Mahlzeiten, können sehr intensiv sein, kommen in Form von Anfällen vor, ähneln denen einer Blinddarmentzündung
  • Durchfall: Kann mehrere Wochen andauern, große Menge und flüssig
  • Analschmerzen und/oder Vorhandensein von Schleim oder Blut (manchmal in großen Mengen) im Stuhl
  • Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen

Allgemeine Symptome

In Verbindung mit den Verdauungssymptomen können auch allgemeine Symptome beobachtet werden:

  • Starke Müdigkeit (Asthenie)
  • Gewichtsabnahme
  • Fieber
  • Blässe, durch eine Anämie aufgrund von Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel verursacht
  • Wachstumsverzögerung (mit einem Bruch in der Gewichts- und Wachstumskurve) bei Kindern und Jugendlichen

Nicht-verdauungsbedingte Symptome

Andere Teile des Körpers können ebenfalls von einer Entzündung betroffen sein:

  • Rheumatische Gelenke: Entzündung der Gelenke der Gliedmaßen (Knie, Knöchel, Handgelenke, …) oder der Wirbelsäule und des Beckens (Spondylarthritis)
  • Hautprobleme: wie Mundgeschwüre oder Erythema nodosum (harte, rote und schmerzahfte Blasen an den Beinen und Unterarmen von der Größe einer Walnuss)
  • Oder Augenprobleme wie Uveitis (Entzündung der Augenhülle: Iris, Aderhaut)

Mögliche Komplikationen

Sie können eine dringende Behandlung oder sogar einen Krankenhausaufenthalt erfordern. Unter ihnen finden sich:

  • Akute schwere Kolitis (AGC), die durch blutigen Stuhlgang > 6 Mal pro Tag, eine Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen), Gewichtsverlust und Fieber gekennzeichnet ist. Sie kann zu einem vergrößerten Dickdarm mit Bauchschmerzen und Blähungen führen. Sie erhöht das Risiko einer Dickdarmperforation und einer Peritonitis (Infektion der Bauchhöhle). In der Regel erfordert sie einen Krankenhausaufenthalt.
  • Darmstenose: Mit der Zeit und ohne Behandlung können sich die Wände des entzündeten Darms verdicken und so den Durchmesser verringern (man spricht hier von einer „Stenose“). Dies führt zu einer teilweisen oder vollständigen Obstruktion der Darmtätigkeit (es handelt sich um einen „Darmverschluss“). Die Hauptsymptome sind Blähungen, starke Darmkrämpfe, Verstopfung oder auch Erbrechen von Fäkalien und Fieber. Dies kann schwerwiegend sein und einen Krankenhausaufenthalt als Notfall erfordern.
  • Darmperforation: Die geschwächten Darmwände können reißen oder aufbrechen. Dies kann zur Bildung von lokal auftretenden Abszessen (Eiteransammlung) in der Bauchhöhle oder zu einer Infektion dieser (Peritonitis) führen
  • Fistelbildung: Es handelt sich hierbei um eine abnorme Kommunikation zwischen dem Verdauungstrakt und einem weiteren Organ. Dies kann zwischen zwei Teilen des Darms, zwischen Darm und Haut oder zwischen Darm und Blase stattfinden. Auch Fisteln zwischen After und Perineum oder Vagina können beobachtet werden.
  • Mangelernährung: Vitamin-B12-Mangel (notwendig für die ordnungsgemäße Erneuerung der Zellen, insbesondere der roten Blutkörperchen, der Hautzellen und der Nervenzellen) sowie Vitamin-D-Mangel werden bei Patienten mit Morbus Crohn häufig beobachtet. Blutuntersuchungen sollten daher regelmäßig vorgenommen werden.
  • Darmkrebs: Das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, ist bei Menschen mit Morbus Crohn erhöht. Daher sollte ein systematisches Screening für diesen Krebs anhand einer Koloskopie durchgeführt werden, wenn dieser Teil des Verdauungstraktes betroffen ist.
  • Schädigung der Gallenwege: eine primär sklerosierende Cholangitis (PSC, eine Entzündung und Verdickung der Gänge, die die Galle von der Leber zum Dünndarm leitet) kann bei Patienten mit Morbus Crohn vorkommen. Es gibt somit ein erhöhtes Risiko, an Gallengangs- oder Dickdarmkrebs zu erkranken.

Ursachen und Risikofaktoren für Morbus Crohn

Die Ursachen von Morbus Crohn sind noch immer kaum bekannt, aber es wurden verschiedene (genetische, immunologische und umweltbedingte) Faktoren für die Entstehung und Verschlimmerung der Krankheitssymptome hervorgehoben:

  • Genetische Veranlagung: Verschiedene Gene wurden identifiziert, die für Morbus Crohn prädisponieren. So kodiert z.B. das Gen NOD2/CARD15 für Proteine, die an der Funktion des Immunsystems beteiligt sind und erhöht das Krankheitsrisiko um das Fünffache.
  • Dysbiose oder Veränderung der Darmmikrobiota (auch Darmflora genannt, bestehend aus den natürlich im Darm vorkommenden Bakterien): Das Immunsystem greift die „guten“ Bakterien an und führt so zu einer Entzündung der Darmwand, was bei Morbus Crohn beobachtet wird
  • Rauchen: Es handelt sich um den wichtigsten bekannten Faktor, der für Morbus Crohn ursächlich ist. Dies erhöht das Risiko sowie den Schweregrad von Schüben und verringert die Wirksamkeit der Behandlung
  • Die Ernährung könnte bei Morbus Crohn eine Rolle spielen, ihr direkter Einfluss ist aber noch nicht erwiesen.
  • Schließlich ist psychischer Stress bisher nicht als unabhängiger Risikofaktor anerkannt worden

Diagnose von Morbus Crohn

Die Diagnose von Morbus Crohn wird von einem multidisziplinären Team (Hausarzt, Gastroenterologe, Radiologe, Rheumatologe, Augenarzt, Chirurg, Kinderarzt, sofern es sich um ein Kind handelt, …) während eines Schubes gestellt.

Klinische Untersuchung und Krankheitsaktivität

Sie stützt sich zunächst auf eine Befragung und eine klinische Untersuchung des Patienten: anhaltender Durchfall, unerklärliche Bauchschmerzen, Vorhandensein von Geschwüren, Fissuren oder Abszessen in der Analregion, …

Die Aktivität von Morbus Crohn wird dann anhand eines Scores  gemessen: dem CDAI (Crohn’s Disease Activity Index), der über eine Woche hinweg folgendes berücksichtigt:

  • Anzahl der flüssigen Stuhlgänge
  • Bauchschmerzen
  • Allgemeiner Zustand des Patienten
  • Sein Gewicht
  • Hämoglobinspiegel (die Substanz, die den Sauerstoff im Blut transportiert und bei einer Anämie verringert ist)
  • Nicht-verdauungsbedingte Symptome

Wenn der CDAI-Wert < 150 ist, wird von einer Remission der Erkrankung gesprochen. Zwischen 150 und 220 gilt die Krankheitsaktivität als leicht, zwischen 220 und 450 als mäßig und > 450 als schwer.

Zusätzliche Untersuchungen zur Bestätigung der Diagnose

Mehrere zusätzliche Untersuchungen können zur Bestätigung der Diagnose Morbus Crohn durchgeführt werden:

  • Eine Ileokoloskopie ermöglicht die Beurteilung des Ausmaßes der Darmläsionen bei Morbus Crohn (diskontinuierliche Schädigung der Darmwand mit abwechselnd tiefen Läsionen und gesunden Bereichen). Dabei wird ein flexibler Schlauch mit einer kleinen Kamera in den Darm eingeführt (durch den After), um den Enddarm, den Dickdarm und den letzten Teil des Dünndarms zu untersuchen. Sie wird unter Vollnarkose oder Betäubung durchgeführt und erfordert eine vorherige Entleerung des Dickdarms (Nüchternheit des Patienten, Einnahme einer Darmspülflüssigkeit vor der Untersuchung oder auch eine rückstandsfreie Diät und abführende Medikamente einige Tage vor der Untersuchung).
    Biopsien (Entnahme kleiner Fragmente der Darmwand) können ebenfalls durchgeführt und analysiert werden, um die Diagnose zu unterstützen.
  • Eine Magenspiegelung (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD) oder Gastroskopie) wird durchgeführt, um nach einer oben gelegenen Lokalisierung (in der Speiseröhre, im Magen oder im proximalen Teil des Dünndarms, Duodenum genannt) des Morbus Crohn zu suchen. Gelegentlich werden auch Biopsien entnommen.
  • Anhand von Blutuntersuchungen werden nach Anämien (verminderte Anzahl roter Blutkörperchen), einem Entzündungssyndrom (Anstieg der Blutkonzentration des C-reaktiven Proteins oder CRP und der Blutsenkungsgeschwindigkeit VS), Vitaminmangel (Abnahme der Blutkonzentration der Vitamine B12 und D) gesucht sowie die Nieren- (Berechnung der Kreatinin-Clearance) und Leberschädigung (Erhöhung der Blutkonzentration der Transaminasen ASAT und ALAT sowie der Gamma-GT) beurteilt, die durch Morbus Crohn verursacht werden können.
  • Bakteriologische und parasitologische Untersuchung des Stuhls (Koprokultur), die es ermöglichen, Infektionen auszuschließen, die die Verdauungssymptome erklären könnten.

Spezifische Untersuchungen zur Vervollständigung des Bildes

In einigen Fällen können spezifische Untersuchungen erforderlich sein, um das Bild zu vervollständigen:

  • Eine Untersuchung des Verdauungstraktes mittels Videokapsel: Wird durchgeführt, wenn die Ursache der Verdauungsblutung nicht durch eine Gastroskopie oder Koloskopie gefunden wurde. Der Patient schluckt hier eine tablettengroße Kapsel, die eine Kamera umschließt, welche dann die Bilder an ein Computersystem überträgt. Diese Aufnahme ist schmerzlos und wird ohne Narkose ambulant durchgeführt.
  • Ein Entero-MRT (oder MRT des Darms) ermöglicht die Beurteilung des Ausmaßes der Morbus Crohn-Läsionen sowie das Erkennen von Fisteln oder Abszessen in der Bauchhöhle
    Eine CT-Enterographie (CT des Darms mit Röntgenstrahlen) hilft dabei, Abszesse oder einen möglichen Darmverschluss (teilweise oder vollständige Behinderung der Darmbewegung) zu erkennen, die mit Morbus Crohn zusammenhängen
  • Ein abdominaler Ultraschall (schmerzlose Untersuchung mit einem Gerät, das Ultraschallwellen aussendet) hebt Fisteln oder eine Verengung des inneren Darmdurchmessers hervor.

Behandlung bei Morbus Crohn

Die Behandlung von Morbus Crohn ermöglicht die Verringerung der durch die Krankheit verursachten Symptome, beugt Rückfällen vor und verbessert die Lebensqualität der Patienten.

Medikamentöse Behandlung

Verschiedene Medikamente können je nach Sachlage verwendet werden, sie verringern jedoch alle die Aktivität des Immunsystems. Unter ihnen finden sich:

Entzündungshemmer:

  • Oral einzunehmende Aminosalicylate haben eine entzündungshemmende Wirkung in Bezug auf die Darmschleimhaut. Es gibt zwei Haupttypen: Mesalazin oder 5-ASA (Claversal®, Pentasa®, Salofalk®), welche besser verträglich sind, und Sulfasalazin (Colo-Pleon®). Ihre Wirksamkeit bei Morbus Crohn ist bescheiden. Sie werden hauptsächlich zur Vorbeugung von Rezidiven nach Darmoperationen eingesetzt.
  • Kortikosteroide werden bei Schüben von Morbus Crohn eingesetzt. Sie können oral eingenommen werden wie Prednison (Decortin®), Prednisolon (Prednisolut®), Dexamethason (Fortecortin®), Methylprednisolon (Medrol®, Advantan®), Betamethason (Celestan®, Betnesol®) oder auch Budesonid (Entocort®, Miflonide®) mit einer stärker lokalisierten Wirkung, aber auch rektal als Einlauf, wenn Morbus Crohn den Enddarm und den linken Dickdarm betrifft, wie Hydrocortison (Hydrocortison®), oder als Injektion bei schweren Schüben. Sie werden für einen kurzen Zeitraum verschrieben (maximal drei Monate, mit einer allmählichen Verringerung der Dosis, bevor sie abgesetzt werden), um ihre Nebenwirkungen (hoher Blutdruck, Muskelschwund, Gewichtszunahme, Osteoporose, …) zu begrenzen. Daher ist es auch wichtig, sich parallel zur Einnahme proteinreich (Fleisch, Fisch, Eier), salzarm, zuckerarm und fettarm zu ernähren sowie Kalzium und Vitamin-D einzunehmen.

Darüber hinaus ist es wichtig zu beachten, dass Menschen mit Morbus Crohn vermeiden sollten, Aspirin (Godamed®, Eudorlin®) und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID) wie Ibuprofen (Aktren®, Neuralgin®, Ibutop®, Dolormin®), Diclofenac (Flector®, Voltaren®), oder auch Nifluminsäure (Actol®) zu sich zu nehmen. Diese Substanzen werden häufig verschrieben, um Fieber oder Schmerzen zu bekämpfen, können aber die Symptome der Krankheit verschlimmern. Zur Linderung von gewöhnlichen Schmerzen sollte daher Paracetamol (ben-u-ron®, Perfalgan®) verwendet werden.

Immunsuppressiva:

  • Azathioprin (Imurek®) wird bei schweren Formen von Morbus Crohn verschrieben, wenn der Patient Kortikosteroide nicht verträgt oder davon abhängig wurde (die Symptome treten wieder auf, sobald die Dosis reduziert wird, und die Patienten erleiden nach Absetzen der Behandlung schnell wieder einen Rückfall). Es ermöglicht nach einigen Wochen bis Monaten eine anhaltende Remission ohne Einsatz von Kortikosteroiden. Unter den häufig vorkommenden Nebenwirkungen von Azathioprin finden sich Übelkeit, Blutanomalien (die regelmäßige Blutbilder erfordern) sowie ein erhöhtes Infektionsrisiko (Auftreten von Fieber erfordert eine sofortige Behandlung).
  • Methotrexat, das langsam wirkt, wird bei schweren Formen von Morbus Crohn als Erhaltungstherapie eingesetzt. Im Allgemeinen wird es als Injektion verschrieben und einmal wöchentlich intramuskulär oder subkutan (Metoject®, Imeth®) mit einer Dosis von 25 mg verabreicht. Es erfordert eine regelmäßige Überwachung von Leber, Nieren und Blut. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Unwohlsein, Verdauungsprobleme, Abnahme der weißen Blutkörperchen und Entzündungen im Mund. Eine Zugabe von Folsäure, im Abstand zur Einnahme von Methotrexat, kann die Häufigkeit einiger dieser Nebenwirkungen verringern. Schließlich gibt es noch ein teratogenes Risiko (Missbildungen des Fötus während der Schwangerschaft). Frauen im gebärfähigen Alter, die diese Behandlungsmöglichkeit nutzen, müssen daher eine wirksame Empfängnisverhütung verwenden. Wenn sie schwanger werden möchten, muss mit dem behandelnden Arzt über eine Anpassung der Medikation gesprochen werden. Zudem muss es ein zeitlicher Abstand zwischen Absetzen der Behandlung und der Empfängnis eingehalten werden.

Biotherapien:

Es handelt sich um eine Behandlung mit lebenden Organismen oder Substanzen aus diesen Organismen, die die Immunreaktion des Körpers hemmen und Entzündungen langfristig reduzieren. Sie werden als Zweitlinientherapie bei mittelschweren bis schweren Formen von Morbus Crohn verschrieben, wenn bei Patienten die Standardtherapie nicht wirksam ist (Kortikosteroidresistenz). Aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos, dem sie ausgesetzt sind, muss der Patient vor Beginn der Behandlung gründlich medizinisch untersucht werden (Suche nach latenter Tuberkulose, Zahnabszessen, aktive Virusinfektionen, …) und ihre Erstverschreibung muss durch einen Spezialisten im Krankenhaus erfolgen.

Anti-TNFα werden eingesetzt, wenn Kortikosteroide oder andere Immunsuppressiva nicht gewirkt haben, kontraindiziert sind oder schlecht vertragen werden. Durch die Bindung an den TNF (Tumor-Nekrose-Faktor), ein an Entzündungen beteiligtes Protein, blockieren diese Medikamente seine Wirkung und vermindern Entzündungsreaktionen. Sie werden als Injektion verabreicht: als Infusion bei Infliximab (Remicade® und Biosimilars) oder subkutan bei Adalimumab (Humira® und Biosimilars). Infliximab wird auch verschrieben, wenn der Morbus Crohn eine Fistel verursacht hat, sowie bei Kindern über sechs Jahren.

Andere Biotherapien werden ebenfalls bei Personen, die an Morbus Crohn leiden, verwendet, bei denen die bisherigen Behandlungen nicht wirksam waren oder kontraindiziert sind:

  • Vedolizumab (Entyvio®) ist ein Immunmodulator (der auf das Immunsystem einwirkt), der ein Enzym auf der Oberfläche bestimmter Immunzellen im Darm blockiert und dadurch Entzündungen dieses Organs eindämmt. Es ist als Pulver zur Injektion nur für den Krankenhausgebrauch erhältlich und wird als 30-minütige Infusion verabreicht.
  • Im Falle eines Versagens dieses Medikaments oder bei Kontraindikationen kann Ustekinumab (Stelara®) verwendet werden. Es handelt sich um einen Inhibitor der menschlichen Interleukine (Moleküle, die an Entzündungen beteiligt sind). Es handelt sich um eine injizierbare Lösung, die subkutan verabreicht wird.


Diese Biotherapien bedürfen aufgrund ihrer Nebenwirkungen, insbesondere des Infektionsrisikos, ebenfalls einer regelmäßigen ärztlichen Überwachung.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass vor Beginn einer immunsuppressiven oder immunmodulatorischen Behandlung bestimmte Impfungen vorgenommen werden müssen: alle fünf Jahre gegen Pneumokokken sowie jedes Jahr gegen Grippe.

Operation

Es kommt vor, dass Medikamente nicht ausreichen, um den Morbus Crohn unter Kontrolle zu bringen. In diesem Fall wird eine Operation notwendig, vor allem wenn der Patient Komplikationen zeigt: Stenose (Verengung eines Teils des Darms), Darmperforation, Abszesse in der Bauchhöhle oder Fisteln (abnorme Kommunikation zwischen Verdauungstrakt und einem anderen Organ).

Die chirurgische Behandlung von Morbus Crohn besteht in der Regel daraus, die Teile des Verdauungstrakts zu entfernen, die von den entzündlichen oder stenosierenden Läsionen betroffen sind: Es wird dann von einer Darmresektion gesprochen. In einigen Fällen kann der Chirurg die gesunden Teile des Darms nicht zusammennähen und muss ihn deshalb an eine Öffnung im Bauchbereich anlegen (Stoma). Durch diese vorübergehende Öffnung wird der Darminhalt in einen Beutel entleert, der regelmäßig gewechselt werden muss. Er wird solange verwendet, bis die operierten Bereiche verheilt sind und die Kontinuität des Darms wiederhergestellt ist.

Rezidive sind jedoch nach einer Operation häufig und erfordern eine angemessene vorbeugende medikamentöse Behandlung.

Leben mit Morbus Crohn

Morbus Crohn kann erhebliche Auswirkungen auf den Alltag der Patienten haben, sei es physisch, psychisch, sozial oder beruflich.

Überwachung der Krankheit

Der Hausarzt überwacht den Krankheitsverlauf und legt die Häufigkeit der Arzttermine fest. Ein Termin beim Gastroenterologen wird ein- bis zweimal pro Jahr empfohlen, wenn sich die Erkrankung in Remission befindet, sowie häufiger, wenn sie nicht stabil ist oder sich verschlimmert.

Die Betreuung beruht auf regelmäßigen klinischen Untersuchungen, biologischen Analysen (Blutabnahme) und regelmäßigen Koloskopien. Der Schweregrad der Krankheit kann dann anhand des CDAI-Scores (siehe oben) bewertet werden.

Um dem Arzt dabei zu helfen, den Schweregrad der Erkrankung einschätzen zu können, kann das Führen eines Tagebuchs hilfreich sein. Darin werden täglich notiert: die Anzahl der Stuhlgänge und ihr Aussehen, die Häufigkeit und Intensität der Bauchschmerzen, der Appetit und das Gewicht, die Tageszeiten, zu denen die Symptome am stärksten waren, etc. …

Die ärztliche Betreuung ermöglicht auch, Bilanz zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der Behandlung zu ziehen sowie den Nährstoffstatus des Patienten zu beurteilen.

Es ist zu beachten, dass Patienten, deren Basistherapie mit Kortikosteroiden länger als sechs Monate andauert, einer besonderen Überwachung bedürfen: Blutdruck, Knochendichte, Messung des Blutzuckerspiegels, Augenuntersuchung, etc. …

Einen gesunden Lebensstil annehmen

Es ist unerlässlich nach der Diagnose Morbus Crohn mit dem Rauchen aufzuhören. Rauchen erhöht den Schweregrad und die Häufigkeit der Schübe sowie die Notwendigkeit einer Operation.

Für Kinder mit Morbus Crohn ist es wichtig, in einer rauchfreien Umgebung zu leben.

Darüber hinaus lösen Nahrungsmittel die Darmentzündung nicht aus, können die Symptome jedoch vorübergehend verstärken. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig, um jegliche Mangelerscheinungen zu vermeiden. Auch eine Zuführung an Mineralstoffen (Kalzium, Eisen, …) und Vitaminen (Vitamin D, Vitamin C, …) kann ebenfalls notwendig sein. Während eines Schubs kann eine ballaststoffarme Ernährung (wenig Obst und Gemüse) empfohlen sein, um eine Verstärkung der Verdauungssymptome (Durchfall, Schmerzen, Blähungen) zu vermeiden. Es kann sich ebenfalls lohnen, ein Nahrungsmitteltagebuch zu führen, um Lebensmittel zu identifizieren, die die Erkrankung „verschlimmern“ können (rotes Fleisch, bestimmte Getreidesorten und Milchprodukte werden häufig genannt). Auch scharfe Speisen und koffeinhaltige Getränke können die Symptome eines Schubes verstärken.

Schwangerschaft

Morbus Crohn hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit und verhindert eine Schwangerschaft nicht. Allerdings können Schübe die Ursache von Fehlgeburten sein. Es ist daher ratsam, schwanger zu werden, wenn der Morbus Crohn inaktiv ist (Remission), da das Risiko eines Rückfalls geringer ist.

Die meisten Medikamente, die als Erhaltungstherapie bei Morbus Crohn verschrieben werden, sind mit einer Schwangerschaft vereinbar, mit der Ausnahme von Methotrexat, das wegen seines teratogenen Risikos (Missbildung des Fötus während der Schwangerschaft) eine wirksame Verhütung erfordert.

Es ist jedoch anzumerken, dass eine familiäre Veranlagung existiert (insbesondere bei aschkenasischen Juden). Das Risiko für Kinder und Jugendliche an Morbus Crohn zu erkranken, ist vier- bis sechsmal höher, wenn ein Elternteil erkrankt ist.

Soziales Leben

Morbus Crohn ist mit einem normalen Schulalltag, sportlichen Aktivitäten und beruflichen Alltag vereinbar.

Darüber hinaus kann eine therapeutische Schulung sinnvoll sein. Es handelt sich um Einzel- und Gruppensitzungen, die den Patienten einen persönlichen Zugang zum Verständnis oder zur Bewältigung seines Krankheitsverlaufs ermöglichen (Verständnis der Erkrankung, der Behandlungsmöglichkeiten, Austausch bzgl. Schwierigkeiten und Verbesserung des Alltags, …).

Schließlich können die Patienten auch psychologische Unterstützung erhalten, aber auch von Patientenverbänden unterstützt werden.

Insbesondere zu erwähnen sind hier DCCV e.V. (Deutsche Morbus Crohn/ Colitis Ulcerosa Vereinigung), deren Aufgabe es ist bei der Bewältigung von Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa zu helfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Morbus Crohn die häufigste chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) ist und immer häufiger vorkommt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Lebensstil in den Industrieländern. Es gibt keine Heilung für diese Krankheit, aber die aktuell erhältlichen Medikamente ermöglichen in der Regel eine anhaltende Kontrolle der Erkrankung und eine zufriedenstellende Lebensqualität, mit Ausnahme der Schübe.

avatar Alexandre Moreau

Autor: Alexandre Moreau, Assistent für digitales Marketing

Innerhalb des Digital Marketing-Teams ist Alexandre für das Verfassen von Krankheits-Infoblättern und wissenschaftlichen Artikeln zuständig. Er ist auch für die Moderation und Animation der... >> Mehr erfahren

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