Psoriasis und Selbstwertgefühl: Wie kann man sich wohler in seiner Haut fühlen?
Veröffentlicht am 29.10.2025 • Von Somya Pokharna
In einer Welt, in der makellose Haut und ein tadelloses Aussehen hoch geschätzt werden, ist es nicht leicht, mit Psoriasis zu leben, und die Heilung geht oft weit über medizinische Behandlungen hinaus. Psoriasis betrifft nicht nur die Haut: Sie kann bleibende Spuren hinterlassen, wie eine Person sich selbst wahrnimmt, mit anderen interagiert und ihren Alltag erlebt. Für viele führt sie zu Frustration, Scham oder Isolation - Emotionen, die unsichtbar, aber genauso real sind wie ein Schub.
In diesem Artikel werden wir uns damit befassen, wie sich Psoriasis auf die psychische Gesundheit, das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität im Alltag auswirkt. Wir werden auch konkrete Strategien darlegen, mit denen Patienten und Angehörige diesen Herausforderungen mit Zuversicht und Wohlwollen begegnen können, denn der Wiederaufbau des Selbstwertgefühls ist ebenso wichtig wie die Behandlung der Krankheitssymptome.
Wie wirkt sich Psoriasis auf die psychische Gesundheit und das emotionale Wohlbefinden aus?
Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die zu dicken, farblosen Hautflecken führt, die häufig an sichtbaren Stellen wie Kopfhaut, Armen, Beinen oder Gesicht auftreten. Da sie schwer zu verbergen sind, können sie das Selbstbild und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen.
Untersuchungen zeigen, dass Psoriasis mit einem höheren Risiko verbunden ist für:
- Depressionen und Angstzustände, ausgelöst durch Schmerzen, Stigmatisierung oder die Unvorhersehbarkeit von Schüben
- Soziale Isolation, mit einer Tendenz, Ausgehen oder intime Beziehungen aus Verlegenheit oder Angst vor Urteilen zu vermeiden
- Schlafstörungen und Müdigkeit, verstärkt durch Juckreiz, Unwohlsein oder emotionale Belastung
Die Sorge um die psychische Gesundheit ist keine Option, sondern ein wesentlicher Bestandteil beim Umgang mit der Krankheit. Ohne Unterstützung kann emotionale Belastung die Schübe verschlimmern und den Alltag mit Psoriasis erdrückend machen, wodurch ein Teufelskreis entsteht, der nur schwer zu durchbrechen ist.
Welche Auswirkungen kann Psoriasis auf das Selbstwertgefühl und das Körperbild haben?
Psoriasis verändert nicht nur die Haut, sondern oft auch die Selbstwahrnehmung einer Person. Die Läsionen können im Gesicht, auf der Kopfhaut, den Händen oder anderen sichtbaren Stellen auftreten und das Gefühl vermitteln, dass der Körper „bloßgestellt” ist. Das Körperbild, also die Wahrnehmung des eigenen Aussehens, kann stark beeinträchtigt sein, wenn die Hautsymptome sichtbar oder unvorhersehbar sind.
Menschen mit Psoriasis beschreiben oft ein Gefühl der „Andersartigkeit”, der „Unattraktivität” oder sogar der „Ansteckung”. Eine Studie von Khoury et al. (2019) hat fünf große Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Körperbild aufgezeigt: das Verbergen der betroffenen Stellen, die Vermeidung von Intimität, die Einschränkung der körperlichen Aktivität, die Abhängigkeit von sozialer Unterstützung und ein ständiges Selbstbewusstsein.
Diese emotionalen Auswirkungen können alle Aspekte des Alltags betreffen, von der Wahl der Kleidung bis hin zu Liebesbeziehungen. Viele fühlen sich gezwungen, sich zu verstecken, und befürchten, als „dreckig” verurteilt zu werden. Für manche kann schon eine einfache Frage wie „Was ist mit deiner Haut los?” Scham oder Verlegenheit wieder aufleben lassen.
Langfristig kann dies zu folgenden Folgen führen:
- Vermeidung sozialer oder körperlicher Aktivitäten
- Verminderung des Selbstvertrauens im intimen oder sexuellen Bereich
- Verminderung der Motivation oder des Selbstwertgefühls
Die gute Nachricht ist, dass sich das Körperbild und das Selbstvertrauen durch eine wirksame Behandlung und psychologische Unterstützung verbessern lassen. Zu lernen, Psoriasis als einen Teil von sich selbst und nicht als seine gesamte Identität zu betrachten, ist ein wichtiger Schritt zur emotionalen Heilung.
Welche konkreten Strategien gibt es, um emotional besser mit Psoriasis umzugehen?
Einen ganzheitlichen Ansatz bevorzugen
Die Behandlung von Psoriasis beschränkt sich nicht nur auf Cremes oder Medikamente: Sie betrifft auch Körper und Geist. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre psychische Gesundheit, da Depressionen und Angstzustände bei Hautarztbesuchen oft unbemerkt bleiben. Die Behandlung der Entzündung, Stressabbau und eine gesunde Lebensweise können die Symptome stabilisieren.
Professionelle Hilfe suchen
Wenn Traurigkeit, Frustration oder Isolation anhalten, kann ein Besuch bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten wirklich helfen. Kognitive Verhaltenstherapien (KVT) oder akzeptanzbasierte Therapien helfen dabei, selbstkritische Gedanken zu hinterfragen und das Selbstvertrauen wieder aufzubauen.
Soziale Kontakte wieder aufnehmen
Isolation ist weit verbreitet, verstärkt jedoch das negative Selbstbild. Der Wiederaufbau von Kontakten, auch wenn er schrittweise erfolgt, kann das Selbstvertrauen wiederherstellen. Selbsthilfegruppen und Online-Communities wie Carenity bieten sichere Räume, um Erfahrungen mit anderen Menschen auszutauschen, die einen verstehen.
Lernen, seinen Körper zu akzeptieren
Es ist normal, sich über seinen Körper zu ärgern, aber Heilung beginnt oft mit Wohlwollen. Konzentrieren Sie sich darauf, was Ihr Körper Ihnen ermöglicht, nicht nur auf sein Aussehen. Methoden wie Selbstmitgefühl, Meditation oder sanftes Yoga können dabei helfen, Respekt für den eigenen Körper zu entwickeln, anstatt Frustration. Formulieren Sie Gedanken wie „Ich bin hässlich” um in „Ich mache gerade etwas Schwieriges durch und verdiene es, dass man sich um mich kümmert”.
Die Kontrolle wieder übernehmen
Das Führen eines Tagebuchs, in dem Schübe, Auslöser und Stimmung festgehalten werden, kann helfen, sich nicht mehr den Symptomen ausgeliefert zu fühlen und wieder ein Gefühl der Kontrolle zu erlangen. Die Einhaltung der Behandlung und das Feiern kleiner Verbesserungen. eine Woche besserer Schlaf oder eine Verringerung der Rötungen, bauen nach und nach das Selbstvertrauen wieder auf.
Wie können Angehörige sinnvoll Unterstützung leisten?
Die Unterstützung einer Person mit Psoriasis erfordert Empathie, nicht Mitleid. Viele fühlen sich missverstanden, weil ihre Schmerzen unsichtbar sind. Angehörige können einen wirklichen Unterschied machen, indem sie ein emotional sicheres Umfeld schaffen und den Alltagsstress reduzieren.
Einige Tipps, die helfen können:
- Zuhören, ohne zu urteilen: Vermeiden Sie Kommentare wie „Es ist nur die Haut“ oder „Mach dir keine Sorgen“. Bestätigen Sie stattdessen diese Gefühle und stellen Sie offene Fragen: „Wie fühlst du dich heute?“
- Praktische Hilfe anbieten: Begleiten Sie die Person bei der Pflege, erinnern Sie sie an Termine oder helfen Sie bei der Hausarbeit, wenn die Symptome auftreten
- Eigenverantwortliche Pflege fördern: Fördern Sie gesunde Gewohnheiten (ausgewogene Ernährung, Ruhe, mentale Pausen) ohne Druck oder Schuldgefühle
- Privatsphäre schützen: Kommentieren Sie ihre Haut nicht und erklären Sie deren Krankheit nicht, es sei denn, die Person bittet Sie darum
- Geduldig und präsent sein: Die körperliche und emotionale Heilung braucht Zeit. Beständigkeit und Verständnis machen einen großen Unterschied
Angehörige müssen auch auf ihr eigenes Wohlbefinden achten: Die Unterstützung einer Person mit einer chronischen Erkrankung kann emotional sehr anstrengend sein. Die Suche nach Informationen oder der Beitritt zu Selbsthilfegruppen kann ihnen helfen, besser damit umzugehen.
Das sollten Sie sich merken
- Psoriasis betrifft nicht nur die Haut: Sie hat tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, das Selbstwertgefühl und den Alltag
- Emotionale Symptome wie Depressionen, Angstzustände oder sozialer Rückzug treten häufig auf und erfordern besondere Aufmerksamkeit
- Psoriasis kann das Körperbild beeinträchtigen, insbesondere wenn die Symptome sichtbar oder unvorhersehbar sind
- Zu den Bewältigungsstrategien gehören ein ganzheitlicher Ansatz, psychologische Unterstützung, Patientengruppen, Stressabbau und Selbstmitgefühl
- Angehörige können helfen, indem sie ohne Vorurteile zuhören, praktische Unterstützung leisten und zu gesunden Routinen ermutigen
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Quellen:
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