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So fasten Sie gesund

Veröffentlicht am 02.03.2017 • Von Giovanni Mària

So fasten Sie gesund

So fasten Sie gesund

Die Fastenzeit ist da. Auf der Verzichtsliste stehen Süßes, Zigaretten und Alkohol ganz oben. Worauf Fastende achten sollten, damit die Auszeit für Geist und Körper gesund ist.

In nahezu allen Religionen hat das Fasten Tradition. Für die Christen fängt am Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit an. Die Tage bis zur Osternacht gelten als eine Zeit der Buße, Besinnung und Umkehr. Muslime üben sich während des Fastenmonats Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in Enthaltsamkeit, buddhistische Mönche und Nonnen fasten täglich ab zwölf Uhr mittags und auch im Hinduismus spielt die kontrollierte und reduzierte Nahrungszufuhr eine große Rolle.

So unterschiedlich die Zeiten auch sind, zu denen die Gläubigen fasten, sie alle versprechen sich davon Ähnliches: innere Einkehr und Stärke. Der Verzicht auf materielle Bedürfnisse soll eine Nähe zu Gott schaffen.

Jeder zweite Deutsche hält es für sinnvoll, in der Fastenzeit mehrere Wochen auf ein bestimmtes Genussmittel oder Konsumgut zu verzichten: Bier, Wein oder Schokolade glauben die meisten entbehren zu können, ergab eine DAK-Umfrage. Dagegen findet das sogenannte Online-Fasten, also das Abschalten von Smartphone und Computer in der Freizeit, nur bei jedem fünften Fastenwilligen Anklang.

Längst nicht alle Menschen fasten aus religiösen Motiven. Mancher verwechselt allerdings das Heilfasten mit einer Blitzdiät. Um überschüssige Pfunde loszuwerden, ist die Auszeit für Seele, Geist und Körper aber weniger geeignet, denn die meisten nehmen nach der Fastenkur schnell wieder zu.

Heilfasten: Die ersten drei Tage sind am schlimmsten

Ohne medizinische Begleitung sollte besser nicht länger als eine Woche gefastet werden. Da sich der Körper zu Beginn der Fastenkur umstellen muss, sind zumeist die ersten drei Tage die schlimmsten. Die Gedanken kreisen noch häufig ums Essen, Schwindel oder Kopfschmerzen können auftreten, manche Menschen frieren vermehrt oder sind müde. Dies sollte sich allerdings bald geben. Dann überwiegen zumeist die positiven Gefühle, das Leben verlangsamt sich und wird intensiver. Viele Fastende fühlen sich glücklich und wohl, für manche sind die Tage ohne Nahrung gar bewusstseinserweiternd.

Bei vielen Fastenmethoden ist feste Nahrung verboten. Erlaubt sind häufig 250 bis 400 Kalorien pro Tag, die hauptsächlich in Form von Getränken eingenommen werden, statt der durchschnittlichen 1500 bis 3000 Kalorien. Die Differenz soll der Körper abfangen, indem er den Stoffwechsel reduziert und eigene Energiereserven anzapft – also Fettpolster und Muskelmasse. Leichte Bewegung wirkt dem Muskelabbau entgegen und kurbelt stattdessen den Fettstoffwechsel an.

Am Anfang stehen zumeist ein bis drei Entlastungstage, an denen ballaststoffreiche und leicht verdauliche Kost wie Obst und Reis noch erlaubt sind. Außerdem wird begleitend zum Fasten mit Einläufen und Bittersalzen der Darm gereinigt. Häufig werden warme Leibwickel angewendet, um die Durchblutung zu fördern und den Stoffwechsel anzuregen. Wichtig ist es, während des Fastens viel zu trinken - mindestens zwei bis zweieinhalb Liter pro Tag -, um so die Flüssigkeit zu ersetzen, die ansonsten über die Nahrung aufgenommen wird. Am Ende der Fastenzeit sind drei bis vier Aufbautage, in denen sich der Körper langsam wieder an die Nahrung gewöhnt, unbedingt nötig. Wer zu schnell zum Schnitzel mit Pommes greift, überfordert seinen Magen und riskiert Krämpfe und Bauchschmerzen.

Nur unter ärztlicher Aufsicht fasten

Heilfasten ist allerdings nicht für jeden geeignet: Wer Medikamente nimmt oder chronisch krank ist, sollte besser gar nicht oder nur unter ärztlicher Aufsicht auf Nahrung verzichten. Dies gilt auch für Menschen, die an starkem Übergewicht, extremen Allergien, Depressionen oder Essstörungen leiden. Schwangere oder stillende Frauen, Kinder, Herzkranke, HIV-Infizierte oder Menschen mit starkem Untergewicht sollten ganz auf das Fasten verzichten.

Ob alleine oder in der Gruppe - zumeist folgen Fastende einer bestimmten Methode. Besonders bekannt sind das Heilfasten nach Buchinger, die F.-X.-Mayr- oder die Schroth-Kur. Die Auswahl geschieht dabei häufig nach dem Bauchgefühl, wobei die unterschiedlichen Kuren nicht für jeden geeignet sind.

Heilfasten nach Buchinger

Die bekannteste Fastenmethode dürfte das Heilfasten nach Dr. Otto Buchinger sein. Der ehemalige Sanitätsoffizier der Kaiserlichen Marine kurierte sich durch Fasten angeblich selbst von schwerem Gelenkrheuma. Beim Buchinger-Fasten sind Tee oder Wasser, in Maßen auch Säfte und Gemüsebrühe erlaubt - aber keinerlei feste Kost. Nach zwei Entlastungstagen mit leichter Kost wie Reis, Obst und Gemüse wird der Darm mithilfe von Bittersalz und Einläufen geleert. Bewegung an der frischen Luft gehört ebenfalls zum Programm. Wer die klassische Buchinger-Kur über drei Wochen probieren möchte, sollte eine entsprechende Fastenklinik aufsuchen. Über kürzere Etappen und mithilfe eines Ratgeberbuches lässt sich diese Methode auch zu Hause ausprobieren.

Kritische Bewertung

Gesunde Menschen können problemlos eine Woche nach Buchinger fasten. Um den Lebensstil zu ändern und die Ernährung langfristig umzustellen, ist diese Methode geeignet. Erwiesen ist auch, dass eine stationäre Fastenkur über vier Wochen Rheumaschmerzen lindert oder gegen Bluthochdruck hilft. Wichtig ist in diesem Fall allerdings, dass das Buchinger-Fasten medizinisch begleitet wird. Auch Menschen mit Diabetes Typ 2 profitieren davon, da ihr Körper wieder sensibler auf die Insulinzufuhr reagiert.

Tee- und Wasserfasten

Wer nach dem Prinzip "Ganz oder gar nicht" an das Fasten herangeht, zieht vielleicht das reine Wasser- und Teefasten in Erwägung. Doch bei einer solchen Null-Kalorien-Diät werden dem Körper so gut wie keine Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zugeführt. Für eine kurze Zeit, etwa eine Woche, kann der Körper diesen Mangel mithilfe seiner Reserven ausgleichen. Bei längeren Fastenperioden kommt es aber zum Muskelabbau, Kreislaufproblemen und Schwächegefühlen. Außerdem benötigt der Körper Mineralstoffe für Knochen und Zähne. Abgesehen davon kann das Durchhalten schon bei moderaten Fastenmethoden schwerfallen und das viele Trinken geradezu anwidern. Ein Saft bietet daher durchaus willkommene Abwechslung im wässrigen Einerlei.

Kritische Bewertung

Das Heilfasten mit Tee ist eine sehr strikte Art des Fastens, die Eingriffe in den Stoffwechsel sind stark. Jeder, für den schon die Buchinger-Kur nicht das Richtige war, sollte daher besser darauf verzichten.

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Autor: Giovanni Mària, International Traffic Manager

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3 Kommentare


Andrea
am 02.03.17

So fasten Sie gesund

Die Fastenzeit ist da. Auf der Verzichtsliste stehen Süßes, Zigaretten und Alkohol ganz oben. Worauf Fastende achten sollten, damit die Auszeit für Geist und Körper gesund ist.

In nahezu allen Religionen hat das Fasten Tradition. Für die Christen fängt am Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit an. Die Tage bis zur Osternacht gelten als eine Zeit der Buße, Besinnung und Umkehr. Muslime üben sich während des Fastenmonats Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in Enthaltsamkeit, buddhistische Mönche und Nonnen fasten täglich ab zwölf Uhr mittags und auch im Hinduismus spielt die kontrollierte und reduzierte Nahrungszufuhr eine große Rolle.

So unterschiedlich die Zeiten auch sind, zu denen die Gläubigen fasten, sie alle versprechen sich davon Ähnliches: innere Einkehr und Stärke. Der Verzicht auf materielle Bedürfnisse soll eine Nähe zu Gott schaffen.

Jeder zweite Deutsche hält es für sinnvoll, in der Fastenzeit mehrere Wochen auf ein bestimmtes Genussmittel oder Konsumgut zu verzichten: Bier, Wein oder Schokolade glauben die meisten entbehren zu können, ergab eine DAK-Umfrage. Dagegen findet das sogenannte Online-Fasten, also das Abschalten von Smartphone und Computer in der Freizeit, nur bei jedem fünften Fastenwilligen Anklang.

Längst nicht alle Menschen fasten aus religiösen Motiven. Mancher verwechselt allerdings das Heilfasten mit einer Blitzdiät. Um überschüssige Pfunde loszuwerden, ist die Auszeit für Seele, Geist und Körper aber weniger geeignet, denn die meisten nehmen nach der Fastenkur schnell wieder zu.

Heilfasten: Die ersten drei Tage sind am schlimmsten

Ohne medizinische Begleitung sollte besser nicht länger als eine Woche gefastet werden. Da sich der Körper zu Beginn der Fastenkur umstellen muss, sind zumeist die ersten drei Tage die schlimmsten. Die Gedanken kreisen noch häufig ums Essen, Schwindel oder Kopfschmerzen können auftreten, manche Menschen frieren vermehrt oder sind müde. Dies sollte sich allerdings bald geben. Dann überwiegen zumeist die positiven Gefühle, das Leben verlangsamt sich und wird intensiver. Viele Fastende fühlen sich glücklich und wohl, für manche sind die Tage ohne Nahrung gar bewusstseinserweiternd.

Bei vielen Fastenmethoden ist feste Nahrung verboten. Erlaubt sind häufig 250 bis 400 Kalorien pro Tag, die hauptsächlich in Form von Getränken eingenommen werden, statt der durchschnittlichen 1500 bis 3000 Kalorien. Die Differenz soll der Körper abfangen, indem er den Stoffwechsel reduziert und eigene Energiereserven anzapft – also Fettpolster und Muskelmasse. Leichte Bewegung wirkt dem Muskelabbau entgegen und kurbelt stattdessen den Fettstoffwechsel an.

Am Anfang stehen zumeist ein bis drei Entlastungstage, an denen ballaststoffreiche und leicht verdauliche Kost wie Obst und Reis noch erlaubt sind. Außerdem wird begleitend zum Fasten mit Einläufen und Bittersalzen der Darm gereinigt. Häufig werden warme Leibwickel angewendet, um die Durchblutung zu fördern und den Stoffwechsel anzuregen. Wichtig ist es, während des Fastens viel zu trinken - mindestens zwei bis zweieinhalb Liter pro Tag -, um so die Flüssigkeit zu ersetzen, die ansonsten über die Nahrung aufgenommen wird. Am Ende der Fastenzeit sind drei bis vier Aufbautage, in denen sich der Körper langsam wieder an die Nahrung gewöhnt, unbedingt nötig. Wer zu schnell zum Schnitzel mit Pommes greift, überfordert seinen Magen und riskiert Krämpfe und Bauchschmerzen.

Nur unter ärztlicher Aufsicht fasten

Heilfasten ist allerdings nicht für jeden geeignet: Wer Medikamente nimmt oder chronisch krank ist, sollte besser gar nicht oder nur unter ärztlicher Aufsicht auf Nahrung verzichten. Dies gilt auch für Menschen, die an starkem Übergewicht, extremen Allergien, Depressionen oder Essstörungen leiden. Schwangere oder stillende Frauen, Kinder, Herzkranke, HIV-Infizierte oder Menschen mit starkem Untergewicht sollten ganz auf das Fasten verzichten.

Ob alleine oder in der Gruppe - zumeist folgen Fastende einer bestimmten Methode. Besonders bekannt sind das Heilfasten nach Buchinger, die F.-X.-Mayr- oder die Schroth-Kur. Die Auswahl geschieht dabei häufig nach dem Bauchgefühl, wobei die unterschiedlichen Kuren nicht für jeden geeignet sind.

Heilfasten nach Buchinger

Die bekannteste Fastenmethode dürfte das Heilfasten nach Dr. Otto Buchinger sein. Der ehemalige Sanitätsoffizier der Kaiserlichen Marine kurierte sich durch Fasten angeblich selbst von schwerem Gelenkrheuma. Beim Buchinger-Fasten sind Tee oder Wasser, in Maßen auch Säfte und Gemüsebrühe erlaubt - aber keinerlei feste Kost. Nach zwei Entlastungstagen mit leichter Kost wie Reis, Obst und Gemüse wird der Darm mithilfe von Bittersalz und Einläufen geleert. Bewegung an der frischen Luft gehört ebenfalls zum Programm. Wer die klassische Buchinger-Kur über drei Wochen probieren möchte, sollte eine entsprechende Fastenklinik aufsuchen. Über kürzere Etappen und mithilfe eines Ratgeberbuches lässt sich diese Methode auch zu Hause ausprobieren.

Kritische Bewertung

Gesunde Menschen können problemlos eine Woche nach Buchinger fasten. Um den Lebensstil zu ändern und die Ernährung langfristig umzustellen, ist diese Methode geeignet. Erwiesen ist auch, dass eine stationäre Fastenkur über vier Wochen Rheumaschmerzen lindert oder gegen Bluthochdruck hilft. Wichtig ist in diesem Fall allerdings, dass das Buchinger-Fasten medizinisch begleitet wird. Auch Menschen mit Diabetes Typ 2 profitieren davon, da ihr Körper wieder sensibler auf die Insulinzufuhr reagiert.

Tee- und Wasserfasten

Wer nach dem Prinzip "Ganz oder gar nicht" an das Fasten herangeht, zieht vielleicht das reine Wasser- und Teefasten in Erwägung. Doch bei einer solchen Null-Kalorien-Diät werden dem Körper so gut wie keine Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zugeführt. Für eine kurze Zeit, etwa eine Woche, kann der Körper diesen Mangel mithilfe seiner Reserven ausgleichen. Bei längeren Fastenperioden kommt es aber zum Muskelabbau, Kreislaufproblemen und Schwächegefühlen. Außerdem benötigt der Körper Mineralstoffe für Knochen und Zähne. Abgesehen davon kann das Durchhalten schon bei moderaten Fastenmethoden schwerfallen und das viele Trinken geradezu anwidern. Ein Saft bietet daher durchaus willkommene Abwechslung im wässrigen Einerlei.

Kritische Bewertung

Das Heilfasten mit Tee ist eine sehr strikte Art des Fastens, die Eingriffe in den Stoffwechsel sind stark. Jeder, für den schon die Buchinger-Kur nicht das Richtige war, sollte daher besser darauf verzichten.

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Abgemeldeter Nutzer
am 02.03.17

Das wär nix für mich.


Loreley
am 02.03.17

Sehr interessanter Überblick. Danke!

LG

Loreley

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