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Castleman-Krankheit und HIV: Fokus auf das Virus HHV-8

Veröffentlicht am 20.01.2021 • Von Charlotte Avril

Die Castleman-Krankheit ist eine nicht krebsartige und nichtmaligne Lymphknotenerkrankung. Die Krankheit ist sowohl nicht übertragbar als auch nicht erblich, es existieren davon verschiedene Formen, sowohl in der Darstellung wie auch in der Behandlung.

Da es sich um eine seltene Erkrankung mit unbekannter Ursache handelt, bleiben viele Fragen bis heute unbeantwortet, und die Forscher arbeiten daran, das Verständnis dieser Krankheit und seine Betreuung zu verbessern. Falls Sie möchten, können Sie detailliertere Informationen zu den aktuellen Fortschritten der Forschung zur Castleman-Krankheit im Artikel „Castleman-Krankheit - Wie ist der aktuelle Stand der Forschung?" finden.

Welche Zusammenhänge gibt es zwischen der mit HHV-8 verbundenen Castleman-Krankheit und einer HIV-Infektion (Human Immunodeficiency Virus)? Was sind die Folgen einer Doppelinfektion und wie behandelt man diese?

Wir erzählen Ihnen alles in unserem Artikel!

Castleman-Krankheit und HIV: Fokus auf das Virus HHV-8

Ein höheres Risiko für HIV-positive Patienten

Obwohl die multizentrische Castleman-Krankheit (MCD) selten vorkommt, ist das Risiko, diese Krankheit zu bekommen, bei HIV-positiven Patienten höher. Ein Grund dafür ist, dass diese Personen ein durch HIV geschwächtes Immunsystem haben und ein weiterer, das fast systematische Vorhandensein des humanen Herpesvirus 8 (HHV-8) bei Menschen mit diagnostizierter Castleman-Krankheit. Mehrere Studien verbinden HHV-8 mit MCD und haben gezeigt, dass HHV-8 ebenfalls die Zellen des Immunsystems infizieren kann und sie damit in ihrer normalen Entwicklung stört. Dies erklärt, warum eine Doppelinfektion mit HIV, die wiederum das Immunsystem schwächt, die Wahrscheinlichkeit erhöht, MCD und damit verbundene Krankheiten zu entwickeln.

Was ist HHV-8 und wie wird es übertragen?

HHV-8 ist ein Virus der Herpesviridae-Familie mit umhüllter doppelsträngiger DNA, Teil der Unterfamilie Gammaherpesvirinae und der Gattung Rhadinovirus. Es ist das einzige beim Menschen bekannte Rhadinovirus. Dokumentierten Statistiken zufolge betrifft dieses Virus, wie auch HIV, insbesondere Männer der homosexuellen Gemeinschaft sowie Menschen aus Ländern mit einer hohen Prävalenz dieses Virus (hauptsächlich Afrika) stärker.

Obwohl sie nur unvollständig bekannt sind, scheint es, dass die vorherrschenden Wege der HHV-8-Übertragung Speichel und Geschlechtsverkehr sind. Als besonders ansteckend gilt der orogenitale Geschlechtsverkehr sowie die Übertragung durch direkten Kontakt oder über Tröpfchen (Niesen, Spucke, etc.), auch bekannt als horizontale Übertragung. Schließlich scheint es ein Risiko bei Organtransplantationen zu geben. Da die Seroprävalenz für dieses Virus mit dem Alter ansteigt, deutet dies darauf hin, dass ein weiterer Übertragungsweg existiert, der jedoch noch nicht identifiziert wurde.

Wie alle Herpesviren ist HHV-8 in den meisten Zellen, die es infiziert, latent vorhanden und verläuft daher meist asymptomatisch, wenn das Immunsystem richtig funktioniert. Im gegenteiligen Fall können verschiedene Komplikationen auftreten.

Mit HHV-8 assoziierte Syndrome

Mittlerweile gibt es drei, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden, darunter ein häufigeres: das Kaposi-Sarkom.

Das Kaposi-Sarkom existiert in verschiedenen Formen, die sich entweder unabhängig vom AIDS-Virus entwickeln können oder, am häufigsten, bei Patienten, die mit HIV und HHV-8 doppelinfiziert sind: Diese Assoziation wird bei bis zu 75% der Fälle beobachtet. So wurde infolge der AIDS-Epidemie ein starker Anstieg der Fälle des Kaposi-Sarkoms beobachtet, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent, wo das HHV-8-Virus endemisch ist. Das Kaposi-Sarkom (KS) ist eine angioproliferative Erkrankung des Endothels, welche sich in Form von Hauttumoren präsentiert, wobei die Krankheit manchmal auch die Drüsen und Eingeweide erreicht.

Ein weiteres, sehr seltenes Syndrom, das mit HHV-8 assoziiert wird, sind Lymphome der serösen Körperhöhlen. Dieses kennzeichnet sich durch Ergüsse von Pleura-, Peritoneal- und Perikardflüssigkeit, in denen sich Krebszellen befinden können. Dieser Erguss ist der Ursprung der Hauptsymptome: Dyspnoe bei kardialen oder pulmonalen Lokalisationen und abdominale Distension, wenn es sich um eine peritoneale Lokalisation handelt. Die Prognose hier ist eher ungünstig, insbesondere wenn die Krankheit mit einer HIV-Infektion gekoppelt ist (was die Mehrheit der Fälle ausmacht), aufgrund der Degradation des Immunsystems, was den Ausbruch und die Entwicklung der Krankheit stark begünstigt.

Schließlich ist, wie bereits erwähnt, das HHV-8-Virus, das in den Lymphknoten oder im Blut gefunden werden kann, ein möglicher Ursprung der multizentrischen Castleman-Krankheit (MCD). Um mehr über MC, seine verschiedenen Formen, Symptome und mögliche Behandlungen zu erfahren, lesen Sie unseren Artikel: „Die Castleman-Krankheit: Alles, was Sie darüber wissen müssen!“. Studien haben gezeigt, dass CD von Patienten mit HIV durchweg mit einer HHV-8-Infektion assoziiert ist, während diese nur bei der Hälfte der CD-Formen ohne HIV-Infektion beobachtet wird. Des Weiteren ist es wichtig zu beachten, dass die gekoppelten HHV-8-Formen schwerer verlaufen, mit einer schlechteren Prognose und häufigeren systemischen Symptomen. Die schnelle Entwicklung und die Schwierigkeit der Diagnose in einigen Regionen der Welt, insbesondere in Afrika, sind die Gründe dafür, wie auch bei den Lymphomen der serösen Körperhöhlen, dass die Prävalenz von MCD in diesen Gebieten mit hoher viraler Endemizität kaum bekannt ist.

MCD wird stark mit HIV verbunden und geht häufig mit der Kaposi-Krankheit sowie in wenigen Fällen mit Lymphomen der serösen Körperhöhlen einher, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten. Die Prognose eines isolierten MCD hat sich seit der Einführung der heutigen Behandlungsmethoden verbessert. Dennoch kann in den schwersten Fällen, z.B. in Kombination mit anderen genannten Syndromen, die Prognose schnell ungünstig ausfallen und es kommt häufig zum Tode nach dem Auftreten von hochgradigen Lymphomen und Multiviszeralversagen.

Die Castleman-Krankheit (CD), assoziiert mit HHV-8 im Kontext einer HIV-Infektion: Darstellung und Behandlung

Im Zusammenhang mit einer HIV-Infektion kann sich das Krankheitsbild mit dem von schweren Formen der idiopathischen multizentrischen CD überlagern, jedoch sind die möglichen Komplikationen, die im nationalen französischen Protokoll der HAS aufgeführt sind, folgende:

  • Hämophagozytose-Syndrom (häufig):  
  • Anämie mit Stigmata Hämolyse (Abnahme und Zerstörung der roten Blutkörperchen), Thrombozytopenie (Abnahme der Bluttplättchen) und manchmal Panzytopenie (krankhafter Zustand, der eine Abnahme der Blutplättchen, roten und weißen Blutkörperchen beinhaltet).
  • Hyperferritinämie und Hypertriglyceridämie sind sehr suggestiv für das Syndrom.
  • Schnelles multisystemisches Versagen kann auftreten und tödlich enden.
  • Erhöhte autoimmune Zytopenien.
  • Autoimmunhämolytische Anämie (AHAI): Eine Blutkrankheit, die durch eine abnorme Abnahme der Anzahl roter Blutkörperchen gekennzeichnet wird. 
  • Immunologische thrombozytopenische Purpura (ITP): periphere Zerstörung der Blutplättchen als Teil eines Autoimmunprozesses.
  • Kaposi-Sarkom: Sein Vorhandensein erleichtert oft die Diagnose von MCM.
  • Läsionen der Haut oder spezifischer Schleimhäute.
  • Viszerale Verdauungs- oder Lungenschäden.
  • Seröse Ödeme oder Ergüsse: Hier kann ein Lymphom der serösen Körperhöhlen gefunden werden, wie oben erwähnt, oder Ödeme, die mit einer Rippenfellentzündung (Infektion des Rippenfells auf Höhe der Lunge) auftreten.

Die Diagnose ist leicht zu stellen, wenn eine dieser Komplikationen vorliegt, insbesondere Kaposi-Läsionen, oder wenn das HHV-8-Virus im Blut nachweisbar ist (durch quantitative PCR).

Bei der Behandlung von CD im Rahmen einer HIV-Infektion müssen die Kontrolle der viralen Replikation sowie der Schweregrad des Immundefekts (CD4+ T-Lymphozyten-Zellzahl) berücksichtigt werden. Ebenfalls sollte eine mögliches klinisches Kaposi-Sarkom bewertet werden, da dies die Behandlung beeinflussen kann.

Die folgende Graphik, die dem nationalen französischen Protokoll der HAS entstammt, zeigt, welche Behandlungen je nach Situation des Patienten durchgeführt werden müssen.

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Quelle: Protocole National de Diagnostic et de Soins (PNDS) die Castleman-Krankheit betreffend der Haute Autorité de Santé (HAS) (2019)

Wie auch: 

  • Bei Ausbleiben eines aktiven Kaposi-Sarkoms und bei einer behandelten und kontrollierten HIV-Infektion mit einer CD4+ T-Lymphozyten-Zellzahl > 50/mm3 basiert die Behandlung auf dem R-VP16-Schema (Rituximab/Etoposid) mit 4 wöchentlichen Zyklen (Stufe 4, Kategorie 2A).
  • Bei Ausbleiben eines aktivem Kaposi-Sarkoms, aber mit einer unkontrollierten HIV-Infektion oder bei einer CD4+ T-Lymphozyten-Zellzahl < 50/mm3 besteht die Behandlung aus Etoposid, das oral auf wöchentlicher Basis (70-100 mg/m2) eingesetzt werden kann sowie aus der Einführung oder Optimierung der antiretroviralen Therapie (ARVx). Sobald die Viruslast unter Kontrolle und die CD4+ T-Zellzahl bei > 100/mm3 liegt, kann das R-VP16-Schema angeboten werden.
  • Bei einem Patienten mit aktivem Kaposi-Sarkom, aber einem zufriedenstellenden immuno-virologischen Kontext, wird die Behandlung mit Rituximab und liposomalem Doxorubicin durchgeführt (Stufe 4, Kategorie 2B).
  • Bei einem Patienten mit aktivem Kaposi-Sarkom sowie einer unkontrollierten HIV-Infektion oder einer CD4+ T-Lymphozyten-Zellzahl < 50/mm3, wird eine Kombination aus Etoposid und liposomalem Doxorubicin in Verbindung mit der Einführung oder Optimierung der antiretroviralen Therapie (ARVx) bevorzugt.

Wie kann die mit HHV-8 assoziierte Castleman-Krankheit verhindert werden?

Um eine Infektion mit HHV-8 zu verhindern, gibt es einige einfache Techniken. Da das Virus im Freien nicht sehr widerstandsfähig ist, können die grundlegenden Hygiene-Regeln, wie z.B. regelmäßiges Händewaschen, helfen, die Übertragung einzuschränken. Auf der anderen Seite besteht ein hohes Ansteckungsrisiko beim oral-genitalen wie auch beim oral-analen Geschlechtsverkehr, die Verwendung von Kondomen oder Dental Dams wird deswegen empfohlen.

Das Screening zu HHV-8 ist ebenfalls ein wichtiges Instrument zur Prävention der Krankheit, insbesondere um asymptomatische Träger des Virus identifizieren zu können. Es sollte auch betont werden, dass die Prävention von CD, aber auch und vor allem die Komplikationen, durch ein HIV-Test erfolgt. In einigen Fällen kann auch eine antiretrovirale Behandlung notwendig werden, um sicherzustellen, dass das Immunsystem der betroffenen Patienten HHV-8 bekämpfen kann.

Weiterführende Informationen:

Besuchen Sie gerne die Website des CDCN (Castleman Disease Collaborative Network) für weitere Informationen. Diese Seite ist nur auf Englisch verfügbar.

Sie können ebenfalls der „
Castleman-Krankheit“-Community auf Carenity beitreten, um Ihre Erfahrungen zu teilen, Unterstützung zu finden sowie Informationen mit anderen Patienten oder Angehörigen auszutauschen.

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