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Medikamente mit photosensibilisierender Wirkung: Worauf sollten Sie achten?

Veröffentlicht am 13.07.2020 • Von Alexandre Moreau

Mit den sonnigen Sommertagen und bei Behandlung chronischer Krankheiten stellt sich häufig die Frage, ob es sicher ist, Ihre Medikamente einzunehmen, während Sie sich der Sonne aussetzen. Tatsächlich können nach der Einnahme eines so genannten "photosensibilisierenden" Medikaments verschiedene unerwartete und wichtige Hautreaktionen auftreten.

Medikamente mit photosensibilisierender Wirkung: Worauf sollten Sie achten?

Was ist Photosensibilisierung?

Die Photosensibilisierung ist eine abnorme Reaktion der Haut nach Exposition mit ultravioletter Strahlung (UV) natürlichen (Sonne) oder künstlichen Ursprungs (Sonnenbänke), die mit der Einnahme eines oralen (allgemeine Exposition des Körpers gegenüber dem Molekül) oder lokalen (auf einen bestimmten Bereich der Haut begrenzten) photosensibilisierenden Medikaments verbunden ist.

2 Arten von Reaktionen können auftreten:

  • Phototoxizität: tritt rasch (einige Minuten bis wenige Stunden nach der Sonnenexposition) in Form von schmerzhaften Verbrennungen (wie z.B. einem sehr ausgeprägten Sonnenbrand) auf. Es handelt sich um ein Erythem (Rötung), bei dem möglicherweise Blasen auf der Haut auftreten. 
    Sie beschränkt sich auf der Sonne ausgesetzte Bereiche: Wenn die Anwendung des Medikaments lokal erfolgt (Creme, Salbe, Lotion), ist die Reaktion nur auf die Bereiche beschränkt, die mit dem Photosensibilisator in Berührung kommen. Wird das Medikament dagegen oral verabreicht, sind alle exponierten Bereiche betroffen.
    Je höher die absorbierte Medikamentendosis ist, desto größer wird die Reaktion sein. Sie kann bei jedem Individuum durch eine hohe Menge eines photosensibilisierenden Medikaments auftreten.
  • Photoallergie: Hierbei handelt es sich um eine verzögerte allergische Reaktion (sie tritt 24 bis 48 Stunden nach der Sonnenexposition auf) in Form von roten Flecken (Ekzem) und Juckreiz, die über die exponierten Stellen hinausgehen und unregelmäßige Ränder aufweisen. 
    Wie bei den Allergien ist nur eine bestimmte Anzahl von Menschen betroffen. Sie betrifft prädisponierte Personen, d.h. solche, die bereits mit dem Photosensibilisator in Kontakt gekommen sind, und kann bei niedrigen Dosen von UV- oder photosensibilisierenden Substanzen auftreten. Das Abklingen der Symptome dauert länger.

Was sind photosensibilisierende Medikamente?

Viele Medikamente sind von dieser photosensibilisierenden Wirkung betroffen:

  • Nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAR), in Gel- oder Salbenform: Ketoprofen, Diclofenac (Flector®, Voltaren®)
  • Antibiotika: Fluorchinolon (Ofloxacin, Ciprofloxacin-Ciflox®, Levofloxacin-Tavanic®), Tetracyclin (Doxycyclin), Griseofulvin)
  • Antiseptika: Hexamidin, Chlorhexidin, Triclocarban
  • Anti-Akne-Wirkstoffe: Isotretinoin, Benzoylperoxid
  • Wird in der Kardiologie eingesetzt: Antiarrhythmika wie Amiodaron, Kalziumkanalblocker wie Diltiazem oder Nifedipin
  • Diuretika: Furosemid (Lasix®), Hydrochlorothiazid (Esidrex®)
  • Wird in der Neuropsychiatrie verwendet: Anxiolytika (Alprazolam-Xanax®), Antidepressiva (Paroxetin-Deroxat®, Imipramin-Tofranil®), Antiepileptika (Carbamazepin-Tegretol®), Neuroleptika mit Phenothiazinen (Chlorpromazin-Largactil®).
  • Antitussiva: Oxomemazin (Toplexil®)
  • Antihistaminika: gegen Allergien (Mequitazin, Promethazin) und Reisekrankheit (Diphenhydramin)
  • Antivirale Mittel: Acyclovir (Activir®, Zovirax®)
  • Antimykotika (Behandlung von Pilzen): Ketoconazol, Itraconazol
  • Schädlingsbekämpfungsmittel: z.B. Malariamittel (Chloroquin-Nivaquine® und Hydroxychloroquin-Plaquenil®)
  • Lipidsenker: mit Fibraten (Fenofibrat-Lipanthyl®) und Statinen (Atorvastatin-Tahor®, Simvastatin-Zocor®)
  • Protonenpumpeninhibitoren (PPI) (Esomeprazol-Nexium®, Lansoprazol)
  • Krebsmedikamente (in der Chemotherapie eingesetzt)
  • Verhütungsmittel: oral und transdermal

Diese Liste ist nicht vollständig, fasst aber die wichtigsten fotosensibilisierenden Medikamente zusammen. Ihre Wirkungen unterscheiden sich je nach Art der Medikamente (stärker ausgeprägt bei Fluorchinolonen, Anti-Akne-Medikamenten und Amiodaron), der Dosierung und der Empfindlichkeit der einzelnen Medikamente. Deshalb ist es wichtig, Ihren Arzt oder Apotheker um Rat zu fragen, wenn Sie eine Behandlung durchführen und planen, sich der Sonne auszusetzen.

Welche Vorkehrungen sollten getroffen werden, um diese Reaktionen zu vermeiden?

Wenn eine Photosensibilisierungsreaktion auftritt, muss die Suche nach dem Medikament oder der chemischen Substanz (ätherische Öle, Kosmetika, Parfums usw.), die diese Wirkung hervorruft, durchgeführt und die Anwendung nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker eingestellt werden. Die Einnahme von Kortikoiden kann im Falle einer Photoallergie in Betracht gezogen werden

Einfache Präventivmaßnahmen sind jedoch nach wie vor die beste Lösung zur Vermeidung von Photosensibilisierungsreaktionen. In der Tat sollte man unabhängig von der Art der Haut die Sonnenexposition zu den heißesten Stunden des Tages (zwischen 12 und 16 Uhr) vermeiden. Sie sollten Schatten suchen und Schutzkleidung und Accessoires wie ein langärmeliges T-Shirt, einen Hut und eine Brille verwenden. Es ist notwendig, alle 2 Stunden und besonders nach dem Schwimmen die Anwendung einer Anti-UVA/UVB-Sonnencreme mit einem hohen Index (Index 50) zu erneuern und sie gleichmäßig auf alle exponierten Körperteile aufzutragen.  Schließlich sollten Kinder mit sehr empfindlicher Haut besonders vorsichtig sein und lernen, wie sie sich schützen können.

Künstliche UV-Strahlen in Bräunungskabinen sind genauso gefährlich wie natürliche UV-Strahlen. Sie sollten daher vermieden werden, wenn Sie eine Behandlung mit photosensibilisierenden Medikamenten durchführen.

Schließlich sind UVA-Strahlen im Gegensatz zu UVB-Strahlen zwar weniger aggressiv, aber schwieriger zu stoppen und durch Glas zu dringen: ein Fenster oder die Windschutzscheibe eines Autos schützen die Haut nicht und es kann eine Photosensibilisierungsreaktion auftreten. Seien Sie also auf langen Autofahrten vorsichtig, denken Sie daran, sich zu schützen, wenn Sie Medikamente einnehmen, die eine Photosensibilisierungsreaktion hervorrufen können.

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Autor: Alexandre Moreau, Assistent für digitales Marketing

Innerhalb des Digital Marketing-Teams ist Alexandre für das Verfassen von Krankheits-Infoblättern und wissenschaftlichen Artikeln zuständig. Er ist auch für die Moderation und Animation der... >> Mehr erfahren

2 Kommentare


biggi1964 • Botschafter-Mitglied
am 14.07.20

Hallo,

wie ist es mit Neuroleptika und anderen Psychopharmaka? Wir raten unseren Patienten immer nicht in die Sonne zu gehen wegen Sonnenbrandgefahr


Karin66
am 21.07.20

Hallo liebes Team,

dieser Artikel ist wirklich höchst interessant, denn bei vielen Medikamenten denkt man leider nicht darüber nach, dass sie auch empfindlicher gegenüber Sonnenlicht machen können.

Ein "Klassiker" sind da etwa auch - oft sogar frei verkäufliche - Medikamente mit Johanniskraut, die zur Beruhigung eingesetzt werden. Man sollte unbedingt in der Apotheke, in der man diese kauft, erwähnen, wenn man von vornherein Probleme mit der Sonne hat und sich hier wirklich gut beraten lassen!

Liebe Grüße

Karin

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