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COPD: "Lass Dich beraten, mach Urlaub und beantrage eine Kur"

Veröffentlicht am 23.07.2018

Carenity-Mitglied Andreas alias @unicum55‍ leidet unter einer Chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Statt sich von seiner Krankheit unterkriegen zu lassen, hat er beschlossen, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

COPD:

Hallo Andreas, könnten Sie sich kurz vorstellen (Alter, Beruf, Hobbies, Herkunft…)?

Geboren am 03.09.1955 in Jena (also im Moment noch 62 Jahre alt), nach Schule und Studium zum Dipl.-Ing. für Wissenschaftlichen Gerätebau wissenschaftlicher, später Technischer Mitarbeiter an einem Institut der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Verheiratet, drei Kinder, 6 (bald 7) Enkel. Hobbies: Heimwerken, Videofilmen, Internetmarketing.

copd-schicksal-ursachen

Sie leiden unter COPD. Wie kam es zu dieser Diagnose?

Ich habe ca. 40 Jahre lang geraucht (etwa seit meinem 14. Lebensjahr) und Jena ist durch seine Tallage auch für relativ schlechte Luftwerte bekannt. In meiner beruflichen Tätigkeit habe ich viel mit Kühlmittelnebeln und Schleifstäuben zu tun.

Es spielen also eine ganze Reihe von möglichen Ursachen für die Erkrankung eine Rolle.

Wie war Ihre erste Reaktion?

Irgendwie hat sich das ein wenig schleichend ergeben. Zunächst habe ich mich so etwa 1992 wegen häufigen Hustens und leichter Atemnot in Behandlung begeben. Ich bekam damals Aarane als Bedarfsspray und habe noch lange nicht daran gedacht, das Rauchen (ich rauchte überwiegend Pfeife) aufzugeben. Bei späteren Untersuchungen wurde dann die COPD mit Lungenemphysem festgestellt. Das hat mich aber nach den Anfangsdiagnosen nicht sonderlich geschockt.

Welcher Behandlung folgen Sie?

Ich verwende im Moment Morgens eine Dosis Ultibro und 2 Hübe Novopulmon. Abends nehme ich weitere 2 Hübe Novopulmon. Als Bedarfsspray (meistens 2 Hübe Nachts, wenn ich zwischendurch munter werde) nutze ich Berodual Respimat. Bei einem Schub (Exazerbation, hatte ich in letzter Zeit eher selten) mache ich auch mal eine Stoßtherapie mit Cortison, maximal 5 Tage.

Seit ich mich neben der medikamentösen Behandlung auch gezielt mit bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln versorge, hat sich mein Gesamtbefinden nochmal deutlich verbessert und die Zahl der Schübe stark verringert. Früher bin ich teilweise mit anderen medizinischen Präparaten behandelt worden, die aber entweder nicht geholfen oder sogar zu einer Verschlechterung bzw. Nebenwirkungen (Herzrasen) geführt haben.

Wie gehen Sie mit der Krankheit um? Leben Sie seit Ihrer Erkrankung anders?

Ende 2009 habe ich das Rauchen aufgegeben. Dabei hatte ich allerdings unerwartete "Hilfe" - ich bekam Keuchhusten. Mit dieser Zusatzerkrankung war Rauchen überhaupt nicht mehr möglich, weil jeder Zug zu schmerzhaften Hustenattacken führte.

Seit Ende 2012 führe ich regelmäßig mein COPD - Tagebuch. Dazu messe ich Morgens und Abends meinen Peak - Flow Wert und trage ihn in die Tabellen ein. So habe ich auch immer einen objektiven Überblick über meinen momentanen Zustand. Ich versuche, übermäßige körperliche Belastung zu vermeiden, so dass ich nicht in Atemnot gerate. Trotzdem habe ich mir moderate körperliche Betätigung zum Ziel gesetzt. Ich beginne den Tag im Bad mit 30 Kniebeugen, 10 mal Schulterrollen und 30 Schrägstützen am Badewannenrand (natürlich braucht man eine Zeit, bis man diese Werte erreicht, ich empfehle, je nach Konstitution, mit jeweils 5 oder 10 Stück zu beginnen und dann wöchentlich zu steigern.) Dadurch erhält man nicht nur die Muskelfunktion, sondern bewegt die großen Gelenke einmal täglich richtig durch. Außerdem fahre ich in der warmen Jahreszeit bei trockenem Wetter mit dem Pedelec auf Arbeit (2 km eine Strecke) und gehe 2 mal wöchentlich in's Vimodrom auf die Powerplate. Eine sehr empfehlenswerte und überaus effektive Fitnessvariante, bei der man mit 10 Minuten reiner Trainingszeit, jeweils in Minutenpaketen auskommt. Ausserdem habe ich dort einen persönlichen Fitnesscoach, der jede meiner Bewegungen überwacht, mich jederzeit korrigiert und natürlich den Schwierigkeitsgrad der Übungen an meine jeweilige momentane Konstitution anpasst. Die letzten beiden Betätigungen (Fahradfahren und Vimodrom) darf ich leider im Moment aufgrund einer Augen - OP (Netzhautablösung) nicht machen, was mir wirklich sehr fehlt!

Sind Sie berufstätig. Wie kommen Sie im Arbeitsalltag mit der Krankheit zurecht?

Ich arbeite nach wie vor in meinem oben beschriebenen Job.

Da ein Teil der möglichen Auslöser der Erkrankung in meinem beruflichen Umfeld zu suchen sind, betreibe ich eine konsequente Vermeidungs- und Schutzstrategie. Ich verlasse den Raum, wenn eine Maschine läuft, die Kühlmittelnebel erzeugt oder ich setze eine geeignete Atemschutzmaske auf. (Wobei eine Maske für jemanden, der eh' schon schlecht Luft bekommt, nicht gerade die Traumlösung ist. Besonders wenn es dann auch noch sehr warm ist.)

Wozu würden einer Person raten, die gerade erst erfahren hat, dass sie an COPD erkrankt ist?

Ruhe bewahren! Die Diagnose COPD ist kein sofortiges Todesurteil. Da sich die Umweltbedingungen ständig verschlechtern, ist COPD zu einer Volkskrankheit geworden, die auch Menschen betrifft, die nie in ihrem Leben geraucht haben. Es gibt inzwischen für die verschiedenen Schweregrade der Erkrankung erprobte und wirksame Therapien. Lass Dich beraten. Mach Urlaub am Meer, das Reizklima hilft immer. Beantrage eine Kur und suche Dir dazu die am besten geeigneten Kliniken aus. Ich persönlich war schon in Todtmoos / Schwarzwald, St. Peter Ording an der Nordsee und auf der Insel Borkum (2. deutsche Hochseeinsel neben Helgoland). Alle Kuren haben mir sehr gut getan und die Kliniken sind alle aus meiner Sicht sehr zu empfehlen.

Möchten Sie anderen Mitgliedern etwas Besonderes mitgeben?

Nehmt Euer Schicksal selbst in die Hand! Schaut, was Euch zusteht und kämpft darum. Man muss sich nicht in eine Kurklinik einweisen lassen, die pneumologisch überhaupt nicht ausgestattet ist. Man kann gegen einen Kurbescheid auch einen Änderungseinspruch einlegen. Wenn man das gut begründet, wird dem auch stattgegeben. Informiert Euch! Das Internet bietet alle Möglichkeiten!

Ich habe ein Video zu meinen Erfahrungen mit Nahrungsergänzungsmitteln (Test über 5 Monate) gemacht. Der Link ist im Diskussionsforum zu finden. Wer möchte, darf mich auch gern direkt kontaktieren über @unicum55.

Ich wünsche allen Leidensgenossen alles erdenklich Gute!

Andreas 

Vielen Dank Andreas, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Ihr Leben mit COPD und die Behandlung so genau zu dokumentieren. Wir sind uns sicher, dass Ihr Beispiel anderen Mitgliedern mit ähnlicher Diagnose weiterhilft und Mut macht. Ihnen weiterhin alles Gute!

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4 Kommentare


Manuela56 • Botschafter-Mitglied
am 08.10.18

Hallo und guten Abend. Ich fand das sehr interessant.


Eva_Be • Community Managerin
am 10.10.18

Hallo @unicum55‍, Manuela hat einen Kommentar hinterlassen! 


moritz
am 05.11.18

War sehr hilfreich und interessant.


AlterHase
am 31.01.19

Schönen Dank für den interessanten Bericht. Jetzt möchte ich natürlich noch deine Erfahrungen mit den Nahrungsergänzungsmitteln kennenlernen.

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