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Mit Sport gegen Brustkrebs

Veröffentlicht am 08.02.2017 • Von Giovanni Mària

Mit Sport gegen Brustkrebs

Mit Sport gegen Brustkrebs

Körperliche Aktivität ist die Allzweckwaffe gegen viele Leiden. Auch Patientinnen mit Brustkrebs profitieren davon während der Therapie. In manchen Fällen kann Sport den Krebs sogar verhindern

Frauen mit Brustkrebs haben bessere Heilungschancen denn je. Untersuchungen zur Früherkennung sowie moderne Therapien erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Patientinnen den Krebs überleben und keinen Rückfall haben. Chemotherapie, Bestrahlung und Operationen erzielen ohne Zweifel immer bessere Erfolge. Patientinnen können im Kampf gegen den Krebs aber auch selbst aktiv werden. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Treiben sie Sport, kämpfen sie weniger mit den Nebenwirkungen der Therapie und können einem erneuten Auftreten gegenwirken.

Weniger müde bei Bestrahlung

"Früher hieß es Schonen, Schonen, Schonen", sagt Professorin Karen Steindorf, Leiterin der Arbeitsgruppe Bewegung, Sport und Krebs am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Heute wisse man: "In jedem Stadium der Brustkrebserkrankung wirkt sich Sport positiv aus." Das gilt für frühe Behandlungsphaseen mit Medikamenten genauso wie parallel zur Strahlen- oder Chemotherapie. Auch danach, wenn Medikamente wie zielgerichtete Antikörper das Risiko für Rückfälle reduzieren sollen, raten Mediziner zu regelmäßiger Bewegung. Sport fördert nicht nur die Ausdauer und baut Muskelmasse auf, sondern lindert auch Nebenwirkungen der Therapie.

port mindert die krebsbedingte Müdigkeit, auch Fatigue genannt, unter der viele Frauen während einer Strahlentherapie leiden. Zu diesem Ergebnis kam die BEST-Studie von Krebsexpertin Steindorf und Kollegen vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg. Insgesamt verglichen sie bei 160 Brustkrebspatientinnen unter Strahlentherapie die Auswirkungen von Krafttraining mit dem Effekt von Entspannungsübungen. Dafür teilten sie die Frauen in zwei Gruppen ein. Jede Gruppe trainierte über zwölf Wochen zweimal pro Woche. Beide Gruppen waren gleichermaßen sozial eingebunden und hatten dieselbe Tagesstruktur. Das Ergebnis der Studie: Die Frauen aus der Kraftsport-Gruppe litten weniger an körperlicher Müdigkeit und an Schmerzen als die Entspannungsgruppe.

Man muss nicht zum Leistungssportler werden

Doch Sport kann noch mehr. Er lässt das Vertrauen der Patientinnen in den eigenen Körper, das durch die Diagnose Brustkrebs leiden musste, wieder wachsen. Auch Lauf-, Walking- oder Schwimm-Gruppen helfen durch den Austausch mit anderen Betroffenen dabei, Ängste zu überwinden. "Sport verbessert die Lebensqualität immens", sagt Krebsexpertin Steindorf: "Außerdem reduzieren körperlich aktive Frauen ihr Risiko, nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung rückfällig zu werden." Beobachtungsstudien legen nahe, dass Frauen, die nach der Diagnose sportlich aktiv sind, ihre Rückfallgefahr im Vergleich zu inaktiven Frauen um 20 bis 30 Prozent reduzieren können.

Welcher Sport für welche Patientin geeignet ist, hängt von der individuellen Situation ab. Wer mitten in der Chemotherapie steckt, für den ist Schwimmen oder Yoga vermutlich besser geeignet als schweißtreibender Sport, der überlasten könnte. Es geht nicht darum, zum Leistungssportler zu mutieren. Regelmäßige Betätigung ist wichtig, ob das der halbstündige zügige Spaziergang ist oder die halbe Stunde Joggen. "Vor allem Spaß muss es machen", rät Steindorf: "Freude am Sport sorgt dafür, dass man langfristig dabei bleibt." Eine Mischung aus Ausdauer- und Kraftsport, der als anstrengend empfunden wird, sollte es rund 150 Minuten lang pro Woche sein. Wichtig für Krebspatienten ist die sportmedizinische Begleitung mit Eingangsuntersuchung durch geschultes Personal, bevor sie aktiv werden.

Dem Krebs vorbeugen

Der Lebensstil, die Gene und die Umwelt: Viele Faktoren beeinflussen die Entwicklung einer Krebserkrankung. Ein Stück weit Einfluss nehmen kann man durch den eigenen Lebenswandel – doch nur bedingt. Bewiesen ist, dass körperlich aktive Frauen ihr Brustkrebsrisiko senken. 20 bis 30 Prozent der Brustkrebserkrankungen, die nach den Wechseljahren entstehen, und zehn bis 20 Prozent der früher auftretenden Erkrankungen könnten durch regelmäßige Bewegung verhindert werden, schätzt Krebsforscherin Steindorf. Insgesamt könne Sport 15 Prozent aller Krebsfälle vermeiden. "Krebs ist aber sehr vielschichtig, genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle", sagt Steindorf. Sport sei aber kein Allheilmittel: "Auch fitte Marathonläufer können Krebs bekommen."

Kommt Krebs gehäuft innerhalb der Familie vor, sollte der Weg deshalb regelmäßig zum Arzt führen. Frauen ab 30 haben einmal jährlich gesetzlichen Anspruch auf das Abtasten der Brust und Achselhöhlen beim Frauenarzt. Für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren gibt es zusätzlich die Möglichkeit, alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening zu gehen. Den Nutzen solcher Früherkennungsmaßnahmen diskutieren Experten auf den Seiten des Krebsinformationsdienstes.

Stellt ein Arzt die Diagnose Brustkrebs, gilt es, nicht den Mut zu verlieren. Ärzte haben durch den medizinischen Fortschritt gute Chancen, den Krebs erfolgreich zu behandeln. "Patienten sollten nach der Diagnose jede Hilfestellung annehmen", sagt Steindorf. Neben einer guten Beratung durch den Arzt über die Therapiemöglichkeiten zählt dazu auch Sport. Er hilft gegen depressive Verstimmungen und die Nebenwirkungen der Therapie. Einfach ist es für Brustkrebspatientinnen nicht immer, sich für Sport zu motivieren. Steindorf rät dennoch: "Sie können und sollten sich mit der regelmäßigen Bewegung selbst helfen."

 

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Autor: Giovanni Mària, International Traffic Manager

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Andrea
am 08.02.17

Mit Sport gegen Brustkrebs

Körperliche Aktivität ist die Allzweckwaffe gegen viele Leiden. Auch Patientinnen mit Brustkrebs profitieren davon während der Therapie. In manchen Fällen kann Sport den Krebs sogar verhindern

Frauen mit Brustkrebs haben bessere Heilungschancen denn je. Untersuchungen zur Früherkennung sowie moderne Therapien erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Patientinnen den Krebs überleben und keinen Rückfall haben. Chemotherapie, Bestrahlung und Operationen erzielen ohne Zweifel immer bessere Erfolge. Patientinnen können im Kampf gegen den Krebs aber auch selbst aktiv werden. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Treiben sie Sport, kämpfen sie weniger mit den Nebenwirkungen der Therapie und können einem erneuten Auftreten gegenwirken.

Weniger müde bei Bestrahlung

"Früher hieß es Schonen, Schonen, Schonen", sagt Professorin Karen Steindorf, Leiterin der Arbeitsgruppe Bewegung, Sport und Krebs am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Heute wisse man: "In jedem Stadium der Brustkrebserkrankung wirkt sich Sport positiv aus." Das gilt für frühe Behandlungsphaseen mit Medikamenten genauso wie parallel zur Strahlen- oder Chemotherapie. Auch danach, wenn Medikamente wie zielgerichtete Antikörper das Risiko für Rückfälle reduzieren sollen, raten Mediziner zu regelmäßiger Bewegung. Sport fördert nicht nur die Ausdauer und baut Muskelmasse auf, sondern lindert auch Nebenwirkungen der Therapie.

port mindert die krebsbedingte Müdigkeit, auch Fatigue genannt, unter der viele Frauen während einer Strahlentherapie leiden. Zu diesem Ergebnis kam die BEST-Studie von Krebsexpertin Steindorf und Kollegen vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg. Insgesamt verglichen sie bei 160 Brustkrebspatientinnen unter Strahlentherapie die Auswirkungen von Krafttraining mit dem Effekt von Entspannungsübungen. Dafür teilten sie die Frauen in zwei Gruppen ein. Jede Gruppe trainierte über zwölf Wochen zweimal pro Woche. Beide Gruppen waren gleichermaßen sozial eingebunden und hatten dieselbe Tagesstruktur. Das Ergebnis der Studie: Die Frauen aus der Kraftsport-Gruppe litten weniger an körperlicher Müdigkeit und an Schmerzen als die Entspannungsgruppe.

Man muss nicht zum Leistungssportler werden

Doch Sport kann noch mehr. Er lässt das Vertrauen der Patientinnen in den eigenen Körper, das durch die Diagnose Brustkrebs leiden musste, wieder wachsen. Auch Lauf-, Walking- oder Schwimm-Gruppen helfen durch den Austausch mit anderen Betroffenen dabei, Ängste zu überwinden. "Sport verbessert die Lebensqualität immens", sagt Krebsexpertin Steindorf: "Außerdem reduzieren körperlich aktive Frauen ihr Risiko, nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung rückfällig zu werden." Beobachtungsstudien legen nahe, dass Frauen, die nach der Diagnose sportlich aktiv sind, ihre Rückfallgefahr im Vergleich zu inaktiven Frauen um 20 bis 30 Prozent reduzieren können.

Welcher Sport für welche Patientin geeignet ist, hängt von der individuellen Situation ab. Wer mitten in der Chemotherapie steckt, für den ist Schwimmen oder Yoga vermutlich besser geeignet als schweißtreibender Sport, der überlasten könnte. Es geht nicht darum, zum Leistungssportler zu mutieren. Regelmäßige Betätigung ist wichtig, ob das der halbstündige zügige Spaziergang ist oder die halbe Stunde Joggen. "Vor allem Spaß muss es machen", rät Steindorf: "Freude am Sport sorgt dafür, dass man langfristig dabei bleibt." Eine Mischung aus Ausdauer- und Kraftsport, der als anstrengend empfunden wird, sollte es rund 150 Minuten lang pro Woche sein. Wichtig für Krebspatienten ist die sportmedizinische Begleitung mit Eingangsuntersuchung durch geschultes Personal, bevor sie aktiv werden.

Dem Krebs vorbeugen

Der Lebensstil, die Gene und die Umwelt: Viele Faktoren beeinflussen die Entwicklung einer Krebserkrankung. Ein Stück weit Einfluss nehmen kann man durch den eigenen Lebenswandel – doch nur bedingt. Bewiesen ist, dass körperlich aktive Frauen ihr Brustkrebsrisiko senken. 20 bis 30 Prozent der Brustkrebserkrankungen, die nach den Wechseljahren entstehen, und zehn bis 20 Prozent der früher auftretenden Erkrankungen könnten durch regelmäßige Bewegung verhindert werden, schätzt Krebsforscherin Steindorf. Insgesamt könne Sport 15 Prozent aller Krebsfälle vermeiden. "Krebs ist aber sehr vielschichtig, genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle", sagt Steindorf. Sport sei aber kein Allheilmittel: "Auch fitte Marathonläufer können Krebs bekommen."

Kommt Krebs gehäuft innerhalb der Familie vor, sollte der Weg deshalb regelmäßig zum Arzt führen. Frauen ab 30 haben einmal jährlich gesetzlichen Anspruch auf das Abtasten der Brust und Achselhöhlen beim Frauenarzt. Für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren gibt es zusätzlich die Möglichkeit, alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening zu gehen. Den Nutzen solcher Früherkennungsmaßnahmen diskutieren Experten auf den Seiten des Krebsinformationsdienstes.

Stellt ein Arzt die Diagnose Brustkrebs, gilt es, nicht den Mut zu verlieren. Ärzte haben durch den medizinischen Fortschritt gute Chancen, den Krebs erfolgreich zu behandeln. "Patienten sollten nach der Diagnose jede Hilfestellung annehmen", sagt Steindorf. Neben einer guten Beratung durch den Arzt über die Therapiemöglichkeiten zählt dazu auch Sport. Er hilft gegen depressive Verstimmungen und die Nebenwirkungen der Therapie. Einfach ist es für Brustkrebspatientinnen nicht immer, sich für Sport zu motivieren. Steindorf rät dennoch: "Sie können und sollten sich mit der regelmäßigen Bewegung selbst helfen."


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