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Was sind die möglichen gesundheitlichen Risiken von Paracetamol?

Veröffentlicht am 04.04.2022 • Aktualisiert am 06.04.2022 • Von Courtney Johnson

Paracetamol ist das weltweit am häufigsten verwendete Schmerzmittel. Es ist in über 200 verschiedenen verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen Medikamenten enthalten und wird in Deutschland schätzungsweise 31 Millionen Mal pro Jahr verkauft.

Was genau ist eigentlich Paracetamol? Wie wirkt es? Wie und wann kann es ein Risiko für unsere Gesundheit darstellen?

Wir verraten es Ihnen in unserem Artikel!

Was sind die möglichen gesundheitlichen Risiken von Paracetamol?

Worum handelt es sich bei Paracetamol?

Ob in Ihrem Medizinschrank, im Auto oder auf Ihrem Schreibtisch bei der Arbeit - die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie Paracetamol griffbereit haben, falls Sie Kopf- oder Gelenkschmerzen haben. Paracetamol ist nicht nur eines der in Deutschland am häufigsten verwendeten Schmerzmittel, sondern gilt auch weltweit als eines der sichersten.

Paracetamol, auch Acetaminophen oder APAP (N-Acetyl-para-aminophenol) genannt, ist ein Medikament, das zur Linderung leichter bis mäßiger Schmerzen und zur Senkung von Fieber eingesetzt wird. Es ist ein Bestandteil von über 200 verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen Medikamenten wie ben-u-ron®, ratiopyrin®, Paracetamol®.

Aufgrund seiner doppelten Wirkung kann es zur Behandlung zahlreicher Beschwerden eingesetzt werden, darunter Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, Zahnschmerzen, Menstruationskrämpfe, Erkältungen, Halsschmerzen und Arthritis.

Wie wirkt Paracetamol?

Der genaue Wirkungsmechanismus von Paracetamol ist noch nicht vollständig verstanden.

Paracetamol gehört zu einer Klasse von Schmerzmitteln, die als Nichtopioid-Analgetika bezeichnet werden. Dazu gehören Aspirin, herkömmliche nicht-steroidale Antirheumatika (NSAID) wie Ibuprofen und Naproxen sowie neuere COX-2-Hemmer wie Celecoxib (Celebrex®).

Nichtopioide Schmerzmittel funktionieren durch die Blockierung eines Enzyms namens Cyclooxygenase (COX). COX wirkt als Auslöser für die Umwandlung einer in den Zellwänden enthaltenen Fettsäure (Arachidonsäure) in Substanzen, die Prostaglandine genannt werden. Prostaglandine erfüllen viele Aufgaben im menschlichen Körper, können aber auch Entzündungen, Schmerzen und Fieber verursachen. Die von ihnen verursachten Schmerzen und Entzündungen treten nach einer Zellschädigung auf, vor allem an der Stelle der Schädigung im peripheren Nervensystem (außerhalb von Gehirn und Rückenmark) und im zentralen Nervensystem. Sie erhöhen auch die Körpertemperatur und erzeugen so Fieber, indem sie sich auf das Wärmeregulationszentrum des Hypothalamus im Gehirn auswirken.

Durch die Hemmung der COX und der Prostaglandinproduktion reduzieren nichtopioide Analgetika sowohl die Entzündung als auch das Fieber. Paracetamol unterscheidet sich jedoch insofern von anderen nichtopioiden Schmerzmitteln, als es die COX im peripheren Nervensystem nicht wesentlich blockiert. Es scheint Schmerzen zu reduzieren, indem es eine Form von COX namens COX-3 hemmt, obwohl weitere Forschungen erforderlich sind, um diesen Prozess zu verstehen.

Paracetamol ist zwar sehr wirksam bei der Linderung von kleineren Schmerzen wie Kopfschmerzen und Fieber, es kann jedoch keine Schwellungen oder Entzündungen reduzieren.

Welche Medikamente enthalten Paracetamol? 

Wie bereits erwähnt, ist Paracetamol einer der gängigsten Schmerzmittel in Deutschland und ist in über 200 Medikamenten enthalten, die sowohl verschreibungspflichtig als auch rezeptfrei erhältlich sind.

Frei verkäufliche Arzneimittel, die Paracetamol enthalten*: 

  • Ben-u-ron®
  • ratiopyrin®
  • Grippostad®
  • Thomapyrin®
  • Azur®
  • Fibrex®
  • Wick MediNait®
  • Enelfda Dr. Henk®

Verschreibungspflichtige Medikamente, die Paracetamol enthalten*: 

  • Gelonida®
  • Zaldiar®
  • Migränerton®
  • Duoval®
  • Nedolon®
  • Azur compositum®
  • Dolevar®
  • Talvosilen®
  • Optipyrin®

*Keine dieser Listen ist vollständig. Achten Sie darauf, die Etiketten Ihrer verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamente zu überprüfen und/oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, bevor Sie diese einnehmen.

Welche Nebenwirkungen oder sonstigen Risiken können durch Paracetamol verursacht werden? 

Bei korrekter Anwendung und Einhaltung der empfohlenen Dosis gilt Paracetamol als eines der sichersten rezeptfreien Medikamente. Im Gegensatz zu anderen NSAIDs reizt es nicht den Magen oder die Darmschleimhaut und erhöht nicht das Risiko von Herzproblemen, was es zu einer guten Alternative für Menschen macht, die NSIDs nicht vertragen.

Aber wie bei allen Medikamenten sind gewisse Nebenwirkungen und Risiken immer möglich.

Obwohl sie nicht häufig auftreten, können Nebenwirkungen von Paracetamol Folgendes umfassen:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Magenschmerzen
  • Hautausschlag

Gelegentlich kann es schwerwiegendere Nebenwirkungen wie schwere allergische Reaktionen oder Hautausschläge hervorrufen. Hohe Dosen von Paracetamol können zunächst Magenkrämpfe und Übelkeit verursachen. Wenn sich die körperlichen Bedingungen verschlechtern, kann es zu Leberschäden, -versagen und sogar zum Tod führen.

Leberschaden / hepatische Schädigung

Eine Leberschädigung ist die schwerwiegendste Nebenwirkung der Einnahme von Paracetamol und kann tödlich sein. Sie kann auftreten, wenn eine Person die tägliche Höchstdosis von 4000 mg überschreitet (die Höchstdosis beträgt 60 mg/kg/Tag, aufgeteilt in 4 oder 6 Dosen, d.h. etwa 15 mg/kg alle 6 Stunden), aber es ist auch bekannt, dass sie bei einigen Patienten bei niedrigeren Dosen auftreten kann. Sie kann nach einer einzigen, sehr hohen Dosis des Arzneimittels auftreten oder nach höheren als den empfohlenen Dosen jeden Tag über mehrere Tage.

Wenn wir Paracetamol einnehmen, wird der größte Teil des Arzneimittels von der Leber verstoffwechselt und über den Urin ausgeschieden. Ein Teil des Arzneimittels wird jedoch auch in ein giftiges Nebenprodukt umgewandelt, das die Leberzellen schädigen kann. Die Einnahme einer zu großen Menge Paracetamol erhöht das Risiko von Leberschäden und kann in schweren Fällen zum Tod führen.

Da Paracetamol ein gemeinsamer Bestandteil einer Vielzahl von verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen Medikamenten ist, kann es leider recht einfach sein, versehentlich zu viel davon einzunehmen, insbesondere wenn Sie mehrere paracetamolhaltige Medikamente gleichzeitig einnehmen.

Zu den Anzeichen einer Leberschädigung können gehören:

  • Gelbfärbung der Haut oder des Augenweißes (Gelbsucht)
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Verlust des Appetits
  • Schmerzen im rechten Oberbauch
  • Müdigkeit
  • Übermäßiges Schwitzen
  • Blasse Haut
  • Ungewöhnliche Blutungen oder Blutergüsse
  • Eine Veränderung der Farbe des Urins oder des Stuhls.

Wenn Sie vermuten, dass Sie zu viel Paracetamol eingenommen haben, oder wenn Sie Symptome bemerken, suchen Sie sofort einen Arzt auf. Wenn Sie wissen, dass Sie mehr als die empfohlene Dosis eingenommen haben, suchen Sie die nächstgelegene Notaufnahme auf, auch wenn Sie keine Symptome einer Leberschädigung zeigen.

Wie kann man einer Überdosierung oder einer Überdosis von Paracetamol vorbeugen? 

Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie viel Paracetamol Ihr Körper in Abhängigkeit von Ihrem Alter, Ihrer Größe und Ihrem Gesundheitszustand verträgt, zögern Sie nicht, mit Ihrem Arzt oder Apotheker darüber zu sprechen.

Hier sind einige nützliche Tipps, um eine versehentliche Überdosierung zu vermeiden:

  • Schreiben Sie auf, was Sie einnehmen, inklusive der rezeptfreien Medikamente. Wenn Sie ein frei verkäufliches Mittel gegen Kopfschmerzen, Erkältung oder Grippe einnehmen, vergessen Sie nicht, das Etikett zu überprüfen. Enthält es Paracetamol? Beachten Sie, dass Paracetamol auf den Etiketten verschreibungspflichtiger Medikamente manchmal mit „APAP“, „acetam“ oder anderen abgekürzten Formen des Wortes bezeichnet wird.
  • Kennen Sie die Milligramm-Dosierung Ihrer Pillen. Bei frei verkäuflichen Paracetamol-haltigen Produkten können die Pillen 300, 500 oder 1 000 mg des Medikaments enthalten. Seien Sie sich bewusst, was Sie einnehmen und achten Sie darauf, die Menge zu berechnen, die Sie über einen Zeitraum von 24 Stunden einnehmen. Seien Sie besonders vorsichtig bei Pillen mit 500 oder 1 000 mg.
  • Halten Sie sich an die Dosierungsempfehlungen. Wenn Sie Paracetamol einnehmen, sollten Sie sich nicht dazu verleiten lassen, mehr als die empfohlene Menge einzunehmen, um eine zusätzliche Wirkung zu erzielen. Kleineren Menschen wird empfohlen, am unteren Ende des empfohlenen Bereichs zu bleiben (3 000 mg pro 24-Stunden-Zeitraum).
  • Gehen Sie mit Alkohol behutsam um. Alkoholkonsum führt dazu, dass die Leber einen größeren Teil des Paracetamols, das Sie einnehmen, zu toxischen Nebenprodukten verstoffwechselt. Männer sollten nicht mehr als zwei normale Gläser pro Tag trinken, wenn sie Paracetamol einnehmen, und Frauen sollten nicht mehr als ein Glas trinken.  
  • Informieren Sie sich, ob Ihre Medikamente Wechselwirkungen haben können. Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre verschreibungspflichtigen Medikamente kennen und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, ob eines dieser Medikamente Wechselwirkungen mit Paracetamol aufweisen kann.


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Autor: Courtney Johnson, Gesundheitsredakteurin

Courtney ist Content Creator bei Carenity und konzentriert sich auf das Schreiben von Gesundheitsartikeln. Ihr besonderes Interesse gilt den Bereichen Ernährung, Wellness und Psychologie.

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Wer hat es korrigiert: Charlotte Avril, Pharmazeutin, Data Scientist

Charlotte ist promovierte Pharmazeutin und hat einen Master-Abschluss in Pharma- und Biotechnologiemanagement von der ESCP. Ihr besonderes Interesse gilt den Bereichen E-Health, Health Tech, seltene Krankheiten und... >> Mehr erfahren

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